Die PC-Flaute lässt IBM kalt

Relativ unberĂĽhrt von den Turbulenzen in der PC-Branche konnte IBM seinen Gewinn um 32, den Umsatz um 6 Prozent steigern.

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  • JĂĽrgen Kuri

Big Blue hat momentan gut Lachen: Der Computer-Riese hat ein weitgestreutes Produkt-Portfolio und kann zurzeit vor allem bei Großkunden und bei Dienstleistungen Punkte gut machen. So verbuchte IBM, trotz der Flaute im PC-Geschäft, die viele Firmen wie Intel oder Gateway zu spüren bekamen, im vierten Quartal einen Gewinn von 2,7 Milliarden US-Dollar (1,48 US-Dollar pro Aktie) bei einem Umsatz von 25,6 Milliarden US-Dollar. Der Gewinn stieg im Vergleich zum gleichen Quartal des Vorjahrs um 32 Prozent, den Umsatz um 6 Prozent. Analysten hatten für das vierte Quartal einen Gewinn von 1,46 US-Dollar erwartet.

FĂĽr das Gesamtjahr 2000 erreichte IBM bei einem Umsatz von 88,4 Milliarden US-Dollar eine Gewinnsteigerung um 16 Prozent auf 8,1 Milliarden US-Dollar (4,44 US-Dollar pro Aktie). Die Prognosen fĂĽr das Gesamtjahr lagen bei 4,43 US-Dollar pro Aktie.

IBM-Chef Lou Gerstner zeigte sich natürlich erfreut: "Wir hatten ein sehr solides viertes Quartal, das in vielerlei Hinsicht eine Entwicklung wiederspiegelt, die das ganze Jahr über langsam stärker wurde." Etwas vorsichtiger ist Gerstner aber, was die Aussichten angeht, auch wenn er IBM in einer besseren Position sieht als die meisten Konkurrenten: "Wenn wir auf das Jahr 2001 vorausschauen, sehen wir Unsicherheit über das ökonomische Klima in den USA. IBMs breite Produktpalette sollte uns jedoch eine günstigere Position verschaffen als den Wettbewerbern." Die Entwicklung sei eine Bestätigung für die Strategie, die der Konzern vor drei Jahren eingeschlagen habe. Und die baue auf drei Säulen auf, meinte Gerstner: "Der Markt wird zunehmend bestimmt durch Service und Komplettlösungen, nicht einzelne Produkte; der Markt wird bestimmt durch leistungsfähige, skalierbare Server, nicht PCs; und Erfolg verlangt nach offenen, heterogenen Plattformen."

IBM hat jedenfalls einen Vorteil: Durch langfristige Liefer- und Serviceverträge hat das Unternehmen eine gute Ausgangsbasis; Analysten gehen davon aus, dass 60 bis 80 Prozent des Gewinns von IBM aus solchen Verträgen resultieren. Im vierten Quartal profitierte IBMs Hardware-Abteilung zudem von der Einführung der neuen Mainframes der zSeries und neuen Massenspeichern.

Der Umsatz der Hardware-Sparte von IBM, die vom Großrechner über Unix-Maschinen, Linux-Rechner und Massenspeicherlösungen bis zum PC nahezu das gesamte Hardware-Spektrum liefert, legte im vierten Quartal um 10 Prozent auf 11,4 Milliarden US-Dollar zu; die PC-Abteilung konnte das zweite Quartal hintereinander schwarze Zahlen schreiben. Der Dienstleistungssektor legte um fünf Prozent auf 9,2 Milliarden US-Dollar zu. Die Software-Abteilung musste allerdings einen leichten Umsatzrückgang von einem Prozent auf 3,6 Milliarden US-Dollar verbuchen – konnte damit aber einen Abwärtstrend zumindest abschwächen, denn im dritten Quartal sanken die Umsätze noch um 3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

In Nord- und Südamerika erreichte IBM naturgemäß die höchsten Umsätze; sie stiegen im vierten Quartal um 3 Prozent auf 10,8 Milliarden US-Dollar. In Europa, dem Nahen Osten und Afrika gingen sie um 3 Prozent auf 7,4 Milliarden US-Dollar zurück. Am meisten zulegen konnte IBM im asiatisch-pazifischen Raum: Dort setzte der Konzern 13 Prozent mehr um und kam auf 5 Milliarden US-Dollar.

Schon während des normalen Börsentags kletterte die IBM-Aktie um 3,94 US-Dollar auf 96,69 US-Dollar. Im nachbörslichen Handel machte das Papier dann noch einmal einen Sprung auf über 103 US-Dollar. (jk)