Apple mit roten Zahlen, aber optimistisch

Bis zu 250 Millionen Dollar Verlust hatte Steve Jobs vorausgesagt, und fast so schlimm kam es denn auch.

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Von
  • Christian Persson

Bis zu 250 Millionen Dollar Verlust hatte Steve Jobs vorausgesagt, und so kam es denn auch: Apple Computer hat im Weihnachtsquartal nur 1 Milliarde Dollar Umsatz gemacht (57 % weniger als im Vorjahresquartal) und damit im operativen Geschäft 247 Millionen Dollar zugesetzt. Da tröstet es die Investoren nur wenig, dass infolge von einmaligen Erlösen durch den Verkauf von Aktien und durch bilanztechnische Effekte per Saldo nur ein Minus von 195 Millionen Dollar (58 Cents pro Anteil) zu verzeichnen ist. Nach zwölf profitablen Quartalen ist Apple damit zum ersten Mal wieder tief in die roten Zahlen gerutscht; im entsprechenden Vorjahresquartal wurden 183 Millionen Dollar Gewinn verbucht.

"Wir haben unsere Medizin im letzten Quartal geschluckt und das Inventar im Handelskanal auf fünfeinhalb Wochen reduziert", kommentierte Steve Jobs in einer vorbereiteten Erklärung. Der Erfolg des Kraftaktes zur Verringerung der Lagerbestände, den Apple sich über 100 Millionen Dollar an Rabatten kosten ließ, dürfte bei Beobachtern als die gute Nachricht gewertet werden; zuletzt war man davon ausgegangen, dass die Firma infolge der erlahmenden Nachfrage auf einem Warenbestand für rund zwölf Wochen sitzt.

Aber mehr noch als die nicht unerwartet marode Bilanz des im Dezember abgeschlossenen Quartals, das Apple als das erste Quartal seines Geschäftsjahres 2001 verbucht, interessierten die Analysten die Prognosen für den weiteren Verlauf des Jahres. Zweimal hatte Apple seine zunächst sehr optimistischen Erwartungen bereits nach unten korrigiert, aber immerhin hatte Steve Jobs für das jetzt laufende Quartal eine Rückkehr zu nachhaltiger Profitabilität versprochen. Apple-Finanzchef Fred Anderson unterstrich diese Aussage noch einmal, und auch die Nachricht von dem reduzierten Lagerbestand ging in die richtige Richtung. Doch was Anderson über die Umsatzerwartungen sagte, klang weit weniger positiv: Apple rechnet jetzt nur noch mit 6 Milliarden Dollar – ein Rückgang gegenüber den Jahr 2000 um fast 25 Prozent.

Offenbar hat die Resonanz auf Apples neue Produkte wie das Powerbook mit Titangehäuse und die neuen G4-Modelle mit bis zu 733 MHz, die vergangene Woche auf der MacWorld Expo präsentiert wurden, aber zumindest das Vertrauen in die Ertragskraft repariert. In der Telefonkonferenz zur Bekanntgabe des Geschäftsergebnisses versprach der Finanzchef wachsende Umsätze für die folgenden Quartale des Jahres. Die Hoffnungen der Apple-Investoren richten sich auch auf die Macworld in Tokio, die in der dritten Februar-Woche stattfindet. Dort könnte Apple eine neue iMac-Modellreihe vorstellen, so wird spekuliert, die einen neuen Nachfrageschub auslöse. Wie gewohnt lehnte Anderson aber jeden Kommentar zu entsprechenden Fragen ab.

An der Nasdaq hatte Apples Aktie, die seit der Gewinnwarnung Anfang Dezember zwischen 14 und 18 Dollar dümpelte, im Tagesverlauf eingebüßt und mit 16,8125 Dollar geschlossen. Im nachbörslichen Handel zog das Papier aber auf bis zu 17,75 Dollar an. (cp)