Viele Anekdoten, wenig Thesen

David Gelernter will in seinem neuen Buch das Bewusstsein vermessen.

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David Gelernter will in seinem neuen Buch das Bewusstsein vermessen.

Das Bewusstsein ist nur ein kleines Schlüsselloch, durch das wir unsere geistigen Aktivitäten wahrnehmen. Im Spektrum zwischen rationalem Denken und verworrenem Traum gibt es unzählige Abstufungen, über die ganze Forschergenerationen stapelweise spannende Bücher geschrieben haben.

Das neueste Werk von David Gelernter zählt allerdings nicht dazu. Gelernter ist Informatiker mit einem Faible für Literatur und Psychoanalyse. Er zählt zu den profiliertesten Kritikern der "Computertheorie des Geistes" und der damit verbundenen Vorstellung, Maschinen könnten eigenes Bewusstsein entwickeln. Das lässt auf eine spannende, interdisziplinäre Lektüre hoffen.

Leider geht Gelernter nur am Rande auf künstliche Intelligenz ein. Auch die einschlägige psychologische Forschung ignoriert er weitgehend.

Stattdessen reiht er auf fast 400 Seiten Anekdoten sowie Zitate von Dostojewski, Rilke oder Nabokov aneinander, ohne dass klar wird, welche These genau das alles denn nun stützen soll – außer der, dass der menschliche Geist eben ziemlich vielschichtig ist. Was aber ohnehin niemand geleugnet hat.

David Gelernter: "Gezeiten des Geistes. Die Vermessung unseres Bewusstseins". Ullstein, 400 Seiten, 22 Euro (E-Book 18,99 Euro) (bsc)