Gigaliner ab April auch in Brandenburg

Langmut

Vor mehr als vier Jahren startete in einigen Bundesländern ein Versuch zur Erprobung von 25 Meter langen Lastkraftwagen. Bald sollen die „Gigaliner“ auch über Brandenburgs Autobahnen fahren. Noch im April 2016 soll es dafür grünes Licht geben

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  • Manfred Rey (dpa)
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Potsdam, 4. April 2016 – Groß, größer, Gigaliner: Mit Spannung erwartet Spediteur Burkhard Fromm den Start des Brandenburger Feldversuchs für den Einsatz von Riesen-Lastkraftwagen. Dann will er mit seinem 25 Meter langen sogenannten Gigaliner Fertigbaustoffe vom Firmenstandort Oranienburg (Oberhavel) nach Wiesbaden in Hessen fahren. Brandenburg hat sich vier Jahre Zeit gelassen, in das Pilotprojekt mehrerer Länder einzusteigen. In diesem Monat soll es losgehen - und schon zum Jahresende auslaufen. „Schön wäre es, wenn der Versuch dann auch im nächsten Jahr weitergeht oder der Regelbetrieb aufgenommen wird“, sagt Fromm.

Besser für das Klima

Lange hatte sich das Land gegen das 2012 gestartete Pilotprojekt gesträubt. Zwar gab es vor vier Jahren im Potsdamer Verkehrsministerium ein Treffen mit interessierten Speditionen. Der damalige Ressortchef Jörg Vogelsänger (SPD) lehnte die Gigaliner aber strikt ab, da sie seiner Ansicht nach den Verkehr gefährden und den Wettbewerb verzerren. Umweltschützer befürchten, dass künftig mehr Fracht auf der Straße statt mit dem Zug transportiert wird und die Treibhausgasemissionen steigen. Befürworter halten dagegen, ein Lang-Lkw sei besser fürs Klima als mehrere kleinere Laster.

Kostenvorteil: 16 Prozent

Erst im Herbst vergangenen Jahres schwenkte das Potsdamer Ministerium um, nachdem das Bundesamt für Straßenwesen in einem Zwischenbericht den Einsatz der Riesen-Lkw positiv bewertet hatte. «Im November bekam ich plötzlich eine E-Mail vom Verkehrsministerium, ob wir an dem Feldversuch noch Interesse haben», sagte Fromm. Ohne Verlängerung über dieses Jahr hinaus habe die Anschaffung eines zweiten Gigaliners allerdings für ihn keinen Sinn. Pro Wagen müsse er rund 140.000 Euro investieren. Zwei Großlaster könnten künftig drei herkömmliche Lkw ersetzen. „Das führt zu Einsparungen bei uns und den Kunden“, rechnet der Chef des 50-Mann-Betriebs vor. Das Bundesamt für Straßenwesen hatte einen Kostenvorteil für die Transportunternehmen beim Einsatz der Gigaliner von 16 Prozent ermittelt.

Auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam sieht den Start des Probebetriebs positiv. Bislang sei überwiegend über die Gefahren diskutiert worden. «Das ist aber zu kurz gegriffen. Durch den Versuch werden die Chancen einer Innovation im Straßenverkehr ausgelotet», sagte der IHK-Referent für Standortpolitik, Johannes Ginten. Kritikern begegnet Ginten mit dem Hinweis auf positive Erfahrungen in skandinavischen Ländern, wo die Gigaliner bereits seit Längerem unterwegs sind.