Auch Taiwan segelt in die Weihnachtsflaute

Der schlechte PC-Absatz im Weihnachtsgeschäft beeinträchtigt die Geschäfte der taiwanischen Hardware-Firmen.

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Der schleppende PC-Absatz im Weihnachtsgeschäft sorgt nicht nur bei den Rechner-Herstellern in den USA für Krisenstimmung. Inzwischen beeinträchtigt die unerwartete Weihnachtsflaute auch die Geschäfte der taiwanischen Hardware-Firmen.

Angeblich haben einige der kleineren Mainboard-Hersteller ihre Produktion schon deutlich gedrosselt, weil Aufträge der Systemhersteller ausbleiben. Die drei großen der Branche, Asus, Gigabyte und MSI Microstar, die jeweils rund eine Million Platinen monatlich herstellen können, seien von den Absatzproblemen bislang aber noch nicht betroffen. Gleichwohl reagieren auch diese Firmen nach Berichten der Taiwan Commercial Times auf die veränderten Absatzprognosen der PC-Industrie: Man handhabe jetzt die Pläne zum weiteren Ausbau der Produktionskapazitäten flexibler. Das heißt im Klartext wohl: Die größtenteils in der Volksrepublik China in Bau und in Planung befindlichen Projekte werden langsamer als ursprünglich erwartet fertig gestellt.

Die Zeitung berichtet zudem mit Bezug auf interne Quellen der Chipschmiede TSMC, dass sowohl VIA als auch Intel ihre Aufträge an das Unternehmen reduziert hätten. Als Grund gab ein TSMC-Mitarbeiter mangelnde Nachfrage von Seiten der Mainboardhersteller an. VIA habe die Auftragsreduktion nicht kommentiert, aber vorsorglich etwaige Nachfrageprobleme als "vorübergehend" bezeichnet. Erst vor wenigen Tagen hat der Chipsatzhersteller seine Ertragsprognose für das laufende Geschäftsjahr nochmals nach oben korrigiert.

Mit dem zögerlichen PC-Absatz geht ein weiterer Verfall der Speicherpreise einher. In der abgelaufenen Woche waren 64-MBit-SDRAMs auf den asiatischen Spotmärkten zeitweise für unter 3 US-Dollar zu haben – noch vor einem Monat lag der Preis bei etwa 4,50 US-Dollar, im Juli sogar bei 8 US-Dollar. Der größte US-Speicherhersteller Micron gab bereits eine Gewinnwarnung wegen der fallenden DRAM-Preise heraus. Einige der taiwanischen Chipfirmen schwenken zudem auf andere Produkte als DRAM um. Sowohl Winbond als auch Mosel-Vitelic kündigten stärkere Aktivitäten bei den Logik-ICs an.

Jonathan Joseph, Analyst bei Solomon Smith Barney, rechnet in den kommenden Monaten mit weiteren Turbulenzen im Halbleitermarkt. Joseph hatte bereits Mitte des Jahres, als die Halbleiteraktien boomten, einen Abschwung vorausgesagt. Erst ab Herbst 2001 sei mit einer Konsolidierung zu rechnen. Der Analyst empfahl dennoch, die taiwanischen Chip-Foundries TSMC und UMC als lohnende Investitionsziele für die nächsten drei bis fünf Jahre im Auge zu behalten.

Nicht überall auf der Welt allerdings laufen die PC-Verkäufe so schlecht wie in Europa und den USA. In Japan ermittelte ein Marktforschungsinstitut für den Oktober fast 16 Prozent höhere Absatzzahlen als im September. Im Vergleich zum Oktober 1999 seien die Verkäufe sogar um mehr als 41 Prozent gestiegen. Allerdings waren dem Oktober zwei Monate mit stagnierenden Umsätzen vorausgegangen. (ciw)