Hintergrund: Lotus Business Partner schlittern in die Krise

Die an der Börse notierten Notes/Domino-Spezialisten schlittern in die Krise - und das geht nicht ohne Hauen und Stechen in der Branche ab.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 68 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Als am 2. November 2000 abends um 19:00 Uhr teamwork-Vorstandvorsitzender Heinz Ikenmeyer seinen Mitarbeitern die Zahlungsunfähigkeit ihrer Firma erklärte, wurde in Braunschweig bei der Konkurrenz schon in die Tasten gehauen. Gerade einmal drei Stunden später hatte GEDYS die eigene Webseite um drei Hotline-Nummern ergänzt. Gesucht wurden "aus aktuellem Anlass" Mitarbeiter ("Entscheiden Sie sich für einen Arbeitsplatz mit Zukunft!"), Kunden ("GEDYS bietet kostenlose Lizenz-Updates für Umsteiger an") und Investoren ("GEDYS AG ist finanziell kerngesund"). Beliebt hat sich GEDYS mit dieser Leichenfledderei in der Branche allerdings nicht gemacht.

Alle am Neuen Markt notierten Notes/Domino-Spezialisten und Lotus Business Partner, GEDYS, teamwork und IntraWare, mussten mittlerweile mächtig Federn lassen. IntraWare startete am 12. Mai 2000 mit 28 Euro und erreicht im Folgemonat den Höchstkurs von 34 Euro; seitdem befindet sich das Papier im stetigen Sinkflug auf nunmehr rund 3 Euro. teamwork ging bereits am 14. Juli 1999 mit einem Emissionspreis von 19 Euro an den Neuen Markt, stieg schwunghaft im Dezember auf über 45 Euro und notierte dann am 9. März 2000 bei 56 Euro. Nach einem kräftigen Absturz im Mai auf rund 25 Euro notiert das Unternehmen aktuell nur noch mit 3 Euro. Auch GEDYS entwickelte sich nach der Emission am 27. September 1999 mit 9 Euro sehr erfreulich bis zu einem Höchststand von 25 Euro im März und sank dann kontinuierlich auf nunmehr 4,79 Euro.

Die drei Unternehmen machten dann auch in den letzten Wochen mit negativen Schlagzeilen von sich reden. Bei Intraware schied mit Joachim Weber einer der beiden Gründer aus dem Vorstand aus. Teamwork meldete diese Woche, dass sich das Unternehmen von mehr als einem Drittel der Mitarbeiter trennt. Auch bei GEDYS muss nun ein Viertel der Belegschaft gehen, um die ausufernden Kosten in den Griff zu bekommen. In den ersten neun Monaten 2000 konnte der Umsatz gerade einmal Löhne, Gehälter und Sozialabgaben decken.

In der Ad-Hoc-Meldung vom 1. Dezember verweist GEDYS auf liquide Mittel in Höhe von 12,8 Millionen Euro, sicherlich um sich von der in Zahlungsschwierigkeiten geratenen teamwork zu distanzieren; vor einem Jahr waren es jedoch noch 21 Millionen. Für 2001 erwartet der Vorstand den Break-Even. Sollte sich diese Hoffnung nicht erfüllen, könnte es eng werden für "die unentdeckte Perle am Neuen Markt".

Selbst Lotus ist mittelbar von der schlechten Performance seiner Business Partner betroffen. Nicht umsonst sitzen mit Fritz Fleischmann, Vice President und General Manager Lotus EMEA, und Hans-Peter Bauer, Geschäftsführer Deutschland und Managing Director Lotus Central Europe, zwei hochkarätige Manager in den Aufsichtsräten von GEDYS und Teamwork. Mit Ruhm bekleckert haben sie sich in diesen Posten allerdings offensichtlich nicht. (Volker Weber) / (jk)