USB-Probleme in OS X 10.11

Eigentlich sollte El Capitan das nächste Snow Leopard werden – zuverlässig und gut. Doch mit USB-Geräten gibt es zahlreiche Probleme, und zwar über Geräteklassen hinweg. Dabei hatte Apple den USB-Stack extra neu geschrieben, um die Stabilität zu erhöhen.

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Lesezeit: 12 Min.
Von
  • Tobias Engler
  • Benjamin Kraft
Inhaltsverzeichnis

Artikel aus Mac & i Heft 1/2016, S. 138

Stellen Sie sich vor, Sie installieren ein kostenloses Betriebssystem-Upgrade und anschließend funktioniert Ihr Scanner nicht mehr. Sie fragen beim Hersteller nach, doch der antwortet nur lapidar, das sei normal und komme nur bei ­älteren Geräten vor. Apple hingegen geht auf die Anfrage gar nicht erst ein und lässt offen, ob künftige Updates das Problem beheben. Genau so erging es in den letzten Monaten vielen, die auf OS X 10.11 (El ­Capitan) umgestiegen sind.

Zahlreiche Leser schrieben Mac & i, dass ihre Peripherie seit dem Update nicht mehr richtig arbeite. Ein Blick in die Support-Foren großer und kleiner Hersteller zeugt davon, dass es sich nicht um Einzelfälle handelt. Vielmehr scheinen unterschiedlichste USB-Geräte von Scannern über TV-Sticks bis hin zum Kleinst-Computer Arduino ihren Dienst nur noch widerwillig zu tun oder ganz zu streiken. Anbieter von Audio-Soft- und -Hardware, darunter Steinberg und Native Instruments, warnten ihre Kunden schon vor der Veröffent­lichung von El Capitan vor dem Upgrade.

Besonders häufig beschreiben frustrierte Nutzer, dass bestimmte Geräte gar nicht erst vom System erkannt werden. Betroffen sind USB-Speicher-Sticks ebenso wie -Hubs und andere Peripherie. Wir konnten das Phänomen sogar mit einer USB-Tastatur von Apple nachvollziehen. In einem anderen Fall erkannte OS X 10.11 am USB-Hub DUB-H7 von D-Link keine Geräte, solange der an seinem Netzteil hing. Passiv betrieben klappte die Erkennung, doch dann reicht die Stromversorgung nicht für alle Ports.

Bei UMTS-Sticks haben wir Probleme mit den Treibern beobachtet. Trotz scheinbar erfolgreicher Installation funktioniert die neue Hardware nicht richtig. TV-Apps haben seit dem Update mit Knacksern und Aussetzern zu kämpfen. Teilweise frieren Bild und Ton für mehrere Sekunden ein.

Nur ein Beispiel: ältere Scanner wie Canons LiDE 90 funktionieren unter El Capitan nicht zuverlässig. Spätestens nach zwei Seiten bricht der Scan ab.

Manche Scanner scheinen das Upgrade auf El Capitan ebenfalls nur schlecht wegzustecken. So schrieb uns ein Leser, dass sein nicht mehr ganz frischer CanoScan F4400 nur noch ein oder zwei Blätter scannen will, bevor das Scan-Programm die Verbindung zum Gerät verliert und einfriert. Ein Neustart der Anwendung bringt nichts, aber wenn der Leser den CanoScan vom Mac trennt und wieder anschließt, ist der Scanner wieder einsatzbereit – für die nächsten zwei Seiten. Bei uns war es mit einem neueren Canon LiDE 90 ebenso.

Solche Ratschläge sind wenig hilfreich.

Darauf angesprochen, konnte uns Canon nicht sagen, was das Scanner-Stottern auslöste. Man bat aber um Verständnis dafür, dass alte Hardware ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr unterstützt werde. Neuere Geräte würden hingegen noch mit aktuellen Treibern versorgt, sodass bei ihnen keine Probleme zu erwarten seien; betroffene Kunden könnten ja ein solches Modell kaufen. Ähnlich reagierten auch Epson, Brother und HP. Aus Firmensicht mag das nachvollziehbar sein, für Nutzer ist es eine unbefriedigende Antwort.

Im Audio-Bereich brachte El Capitan ebenfalls diverse Soft- und Hardware ins Straucheln. Inzwischen hat sich die Lage allerdings entspannt. Die Hersteller arbeiten mit Apple daran, möglichst schnell funktionierende Versionen ihrer Apps und Treiber herauszubringen. So wurde etwa ein Fehler behoben, aufgrund dessen einige Plug-ins von Native Instruments wegen einer zu strengen Validierung von der Musik-Anwendung Logic Pro X nicht akzeptiert wurden. Zum Redak­tionsschluss boten unter anderem auch AKAI, Apogee, Roland und Steinberg bereits aktuelle Releases an.

Der US-amerikanische Händler Sweetwater hat auf seiner Webseite eine umfangreiche Kompatibilitätsliste zusammengestellt, die den aktuellen Freigabestatus vieler Hersteller von Musik-Soft- und -Hardware zeigt. Zudem ist zu hoffen, dass auch zukünftige Updates für OS X 10.11 für weitere Besserung sorgen – das gilt für sämtliche andere USB-Peripherie.