Breitband für Britannien
Seit kurzem sind die Breitband-Dienste von British Telecom und Freeserve in Großbritannien online.
Der ehemals staatliche Telekommunikationskonzern British Telecom (BT) hat mit dem Start seines Breitband-Internet-Dienstes BTopenworld den Wandel von einem reinen Telefon- zu einem Medienunternehmen begonnen. Der schon für Juli angekündigte Dienst eines "Breitband-Portals für den Massenmarkt" startete mit zwei Monaten Verspätung Ende August und bietet seinen Abnehmern neben einer schnellen Internetverbindung – geplant ist eine ADSL-Anbindung mit zunächst 512 kBit/s, die später auf ein oder zwei MBit/s ausgeweitet werden soll – ein Informationsangebot, das in Zukunft breit gefächert sein soll. Gegenwärtig beschränkt der Dienst sich freilich noch hauptsächlich auf das Nachrichtenangebot der Agentur Reuters, es soll aber bald Wissenswertes unter anderem aus den Bereichen E-Commerce, Spiele, Beruf, Unterhaltung, Film, Sport und Reise abrufbar sein; insgesamt sind 21 Bereiche in Planung. Für Unternehmen will British Telecom zusätzlich Kategorien wie Recht und Regulierung oder Finanzen aufnehmen.
Der für die Inhalte verantwortliche Manager beim britischen Exmonopolisten, John Raczka, ist momentan noch dabei, mit den unterschiedlichsten Content-Providern zu verhandeln. Neben Reuters sollen etwa auch BBC und CNN Nachrichten liefern, eBay soll Auktionen abhalten und Amadeus Reiseinformationen bereitsstellen. Das Material von Cartoon Network wolle man genauso in das Angebot integrieren wie die Video-Clips von Extreme Sports.
Mit dem neuen Angebot will sich BT auch neue Einnahmequellen erschließen. Der Konzern ist hoch verschuldet und hat mit schrumpfenden Margen im klassischen Telekommunikationsgeschäft zu kämpfen. Eine Aufbesserung der Bilanzen durch den Verkauf von Inhalten käme ihm sehr recht. Allerdings sind viele Analysten skeptisch: BT fehlt bislang die Erfahrung in diesem Bereich. Anders als die Deutsche Telekom, die über ihre Internet-Tochter T-Online schon seit vielen Jahren auch als Content-Provider auftritt, hat BT bislang nur die Infrastruktur für andere Unternehmen bereitsgestellt, die Inhalte verbreitet haben.
Erschwerend für den Exmonopolisten kommt außerdem noch dazu, dass er sich keineswegs allein auf dem Breitbankmarkt im Vereinigten Königreich ausbreiten kann. Nur ein paar Tage nach dem Start von BTopenworld, nämlich am gestrigen Montag, ging das ADSL-Angebot des größten englischen Internet-Providers Freeserve online. Freeserve hat mit dem Angebot von Inhalten durch den Betrieb seines Internet-Portals schon sehr viel mehr Erfahrungen als BT und kann unter anderem auf Content von Virgin Records, Music Choice, ITN New Media und Gameplay.com bauen. Der Deutschen Telekom wird übrigens seit einiger Zeit immer wieder ein Interesse an der Übernahme von Freeserve nachgesagt.
Preislich nehmen sich beide Angebote nichts: Sie sind für eine monatliche Pauschale von umgerechnet 65,18 Euro inklusive benötigter Hardware und Installation zu haben. Die Qualität von Anbindung und Inhalten wird also letztlich darüber entscheiden, welcher Anbieter sich das größte Stück des Breitbandkuchens auf der Insel wird abschneiden können. Und dabei werden weitere Anbieter wie Home Choice und Excite Chello auch noch ein Wörtchen mitreden wollen. (chr)