Facebook: Zuckerberg zementiert seine Macht

Facebook führt eine neue, dritte Aktiengattung ein. Damit kann Firmengründer Mark Zuckerberg viele Aktien verkaufen und trotzdem das Sagen behalten. Abgeschaut hat er sich das bei Google.

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Mark Zuckerberg

Er wird auch mit wenigen Aktien die Stimmenmehrheit behalten.

(Bild: dpa, Kay Nietfeld)

Lesezeit: 5 Min.
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Mark Zuckerberg wird Facebook so lange kontrollieren, wie er möchte. Bald kann er sich sogar von fast allen seinen Aktien trennen, und trotzdem die Stimmenmehrheit behalten. Den Trick hat er sich von den Alphabet-Herren Sergey Brin und Larry Page abgeschaut: Facebook führt eine dritte Art von Facebook-Aktien ein, die kein Stimmrecht hat. Diesen Schritt haben Facebook und Zuckerberg Mittwochabend im Zuge der Bekanntgabe der jüngsten Quartalszahlen angekündigt.

Eine AG ist keine Demokratie.

(Bild: Deutsche Fotothek CC BY-SA 3.0)

Formal muss der Plan von Facebooks Aktionärsversammlung abgesegnet werden. Da Zuckerberg aber über rund 60 Prozent der Stimmrechte verfügt, ist das reine Formsache. Anschließend werden Zuckerberg gut ein Prozent der Facebook-Aktien genügen, um die Stimmenmehrheit zu behalten. Und langfristig sogar noch weniger.

Derzeit gibt es zwei Arten von Facebook-Aktien: Die an der Börse gehandelten Papiere der Klasse A garantieren je eine Stimme in der Aktionärsversammlung. Ende März gab es gut 2,3 Milliarden dieser A-Aktien. Diese Zahl wurde bisher laufend größer, weil Facebook neue Aktien als Gehaltsteil an Mitarbeiter ausgibt sowie sie als Zahlungsmittel bei der Übernahme anderer Unternehmen einsetzt.

Außerdem gibt es rund 550 Millionen B-Aktien. Sie verbriefen pro Stück denselben Firmenanteil wie A-Aktien, gewähren aber jeweils zehn Stimmen. Mehr als drei Viertel der B-Aktien gehören Mark Zuckerberg. Der Rest befindet sich im Eigentum anderer Mitgründer sowie führender Manager. B-Aktien sind nicht handelbar. Wer sie verkaufen möchte, muss sie zuerst in A-Aktien umtauschen. Erst wenn Zuckerberg Facebook verlässt, werden seine B-Aktien ein Jahr später in A-Aktien mutieren.

"You can't have your cake and eat it, too", sagt ein englisches Sprichwort. Es gilt nicht für Brin, Page und Zuckerberg.

(Bild: Glen Young CC BY-SA 2.0)

Die Zunahme der A-Aktien bedrohte langfristig die Herrschaft der B-Aktien, trotz deren zehnfachen Stimmengewichts. Diese Gefahr bannen die neuen Aktien vom Typ C. Sie verbriefen pro Stück den selben Firmenanteil wie eine A- oder B-Aktie, aber kein Stimmrecht. Jeder Facebook-Aktionär wird pro Aktie, egal ob A oder B, zusätzlich zwei C-Aktien zugeteilt bekommen. Die C-Aktien werden parallel zu den A-Aktien an der Börse gehandelt werden.

Die Zahl der Facebook-Aktien wird also schlagartig verdreifacht, was mit einer entsprechenden Reduktion des Kurses einhergehen wird. Natürlich erhält auch Zuckerberg C-Aktien zugeteilt. Die kann er dann abstoßen, ohne auch nur ein einzelnes Stimmrecht einzubüßen. Solange er B-Aktien kontrolliert, die zum Stichtag 1,67 Prozent Firmenanteil entsprechen, behält er die absolute Mehrheit in der Aktionärsversammlung. Selbst besitzen muss Zuckerberg überhaupt nur jene Menge B-Aktien, die zum Stichtag gut ein Prozent an Facebook verbriefen.

Denn Zuckerberg kontrolliert unwiderruflich das Stimmverhalten des B-Aktienpakets des Facebook-Mitgründers Dustin Moskovitz. Dieses Paket verbriefte Ende März 0,63 Prozent Firmenanteil. Zudem wird der für eine absolute Mehrheit notwendige Mindestanteil mit der Zeit noch weiter sinken; denn Facebook wird für seine Mitarbeitern sowie bei Übernahmen wohl grundsätzlich stimmrechtslose C-Aktien ausstellen.

Der Schachzug ist nicht ganz neu. Die damals noch unter Google firmierende Firma Alphabet hat es im April 2014 vorgetanzt. Damals wurde jeder A-Aktie Googles eine C-Aktie zugeteilt. Das sicherte den Firmengründern Brin und Page auf Dauer die Macht.

Facebook potenziert das Google-Modell nun: Statt einer stimmrechtslosen Aktie gibt es deren zwei für jede bestehende Aktie. Und es werden nicht nur die A-Aktionäre mit C-Aktien bedacht, sondern auch die mächtigen B-Aktionäre. Allen voran Mark Elliot Zuckerberg.

Zwar werden die C-Aktien "die selben wirtschaftlichen Rechte wie A- und B-Aktien" haben, wie Facebook-Finanzchef David Wehner Mittwochabend betonte. Doch diese "wirtschaftlichen Rechte" nehmen sich bescheiden aus. Zuckerberg plant nämlich keineswegs, die Aktionäre durch Dividenden am stattlichen Unternehmenserfolg teilhaben zu lassen.

Zuckerberg gab das 99-Prozent-Versprechen anlässlich der Niederkunft seiner Frau.

(Bild: dpa, Courtesy Of Mark Zuckerberg/HO)

Im Dezember hatten Zuckerberg und seine Gattin Priscilla Chan angekündigt, im Laufe ihres Lebens 99 Prozent ihrer Facebook-Aktien "spenden" zu wollen. Die Schaffung der C-Aktien wird ihnen das sehr erleichtern. Bald können sie zumindest zwei Drittel ihrer Aktien abgeben, ohne Macht einzubüßen.

Chan und Zuckerberg haben eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung gegründet. Sie soll die Aktien aufnehmen und nach und nach zu Geld machen. Mit diesem Geld sollen dann Krankheiten und Klimawandel bekämpft, die Gleichberechtigung gefördert und das US-Bildungssystem reformiert werden. Politisches Lobbying seitens der Firma würde niemanden überraschen. (ds)