"Satoshi Nakamoto": Australischer Unternehmer erklärt sich zum Bitcoin-Erfinder

Der als "Satoshi Nakamoto" bekannte Erfinder der digitalen Währung heißt laut BBC Craig Steven Wright und kommt aus Australien. Dem Bericht nach soll er seine Identität kryptographisch nachgewiesen haben - doch werden Zweifel laut.

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Bitcoin

(Bild: dpa, Jerome Favre)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Jürgen Seeger

Eines der großen Rätsel der Internet-Welt scheint mal wieder gelöst zu sein: Der australische Computerfachmann und Unternehmer Craig Steven Wright hat sich als der Erfinder der Digitalwährung Bitcoin präsentiert. Der Bitcoin-Gründer war bislang nur unter dem Pseudonym "Satoshi Nakamoto" bekannt. Wright sprach unter anderem mit der BBC und der Zeitschrift Economist, wie beide am Montag berichteten. Er habe seine Behauptung technisch untermauert: Er signierte Nachrichten mit kryptographischen Schlüsseln, die aus der Anfangszeit des Bitcoin stammten, berichtete die BBC.

Will der Bitcoin-Erfinder sein: Craig Steven Wright

(Bild: By Free license - Free license, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=48498634)

Wrights Name kam bereits im Dezember auf, nachdem durchgesickerte Dokumente auf ihn hinwiesen. Damals äußerte er sich nicht. "Ich wollte keine Öffentlichkeit, aber ich will jetzt, dass die Sache ein für alle mal geklärt ist", sagte Wright dem Economist. Er habe sich für sein Pseudonym vom Namen eines japanischen Philosophen aus dem 17. Jahrhundert inspirieren lassen, Tominaga Nakamoto.

Die Identität des Bitcoin-Erfinders war seit Jahren ein Geheimnis, das viele beschäftigte. Ein Grund dafür ist auch, dass ihm eine Million Bitcoins zugerechnet wird. Das Paket wäre aktuell rund 400 Millionen Euro wert. Es war bislang nicht angerührt worden. "Satoshi Nakamoto" entwarf das Bitcoin-System und schrieb auch die erste Version der Software dahinter. Der Economist ließ eine Hintertür für Zweifel offen: "Unsere Schlussfolgerung ist, dass Mr. Wright sehr wohl Mr. Nakamoto sein kann - aber auch dass wichtige Fragen bleiben."

Zumindest den Bitcoin-Kernentwickler Gavin Andresen konnte Wright überzeugen. Andresen war 2010 in die Entwicklung des Bitcoin eingestiegen und wurde schließlich von Nakamoto selbst per E-Mail zum "Core Maintainer" bestimmt. Beide hatten stets nur verschlüsselt auf digitalem Wege miteinander kommuniziert. Nicht nur die Verwendung der Schlüssel, sondern vor allem auch das persönliche Gespräch mit Wright machten ihn sicher, den Bitcoin-Erfinder vor sich zu haben, wie Andresen schrieb. Wright bekräftigte seine Behauptung in einem Blogeintrag vom Montag.

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Die virtuelle Währung Bitcoin auf dem Weg ins reale Leben: An speziellen Börsen kann man Bitcoins kaufen und verkaufen, diverse Online-Händler und Läden akzeptieren Bitcoins als Zahlungsmittel, erste Bitcoin-Geldautomaten werden aufgestellt.

Allerdings werden bereits Zweifel laut, ob der kryptographische Beweis so schlagend ist. Nutzer auf Reddit bemängeln, dass der für das Schau-Signieren genommene Schlüssel öffentlich bekannt gewesen war: Wright habe sich lediglich bei einer Signatur und dem öffentlichen Schlüssel hinter einer Transaktion bedient - beides problemlos für die Öffentlichkeit zugänglich. Möglicherweise wird auch nie zweifelsfrei geklärt werden können, wer Bitcoin wirklich geschaffen hat. Für die Entwicklung des Bitcoin dürfte es auch keine großen Konsequenzen haben, ob Wright nun Nakamoto oder doch nur ein Hochstapler ist. Die Entwicklung läuft auch ohne den mysteriösen Schöpfer weiter.

Bei einem öffentlichen Auftritt im Oktober stammelte Wright auf die Frage, seit wann er sich mit Bitcoin beschäftige, er sei schon länger involviert und versuche, unter dem Radar zu bleiben. Im Dezember stützten sich das Magazin Wired und das Blog Gizmodo in ihren Berichten auf "geleakte" E-Mails und Kopien alter Blogeinträge von Wright. Dort fänden sich eine E-Mail-Adresse und ein PGP-Schlüssel - sowie eine E-Mail-Adresse, die mit "Satoshi Nakamoto" in Verbindung gebracht werden. Allerdings wurde auch die Beweiskraft dieses Schlüssels in Zweifel gezogen.

Außerdem sage Wright in einer angeblichen Dokumentation eines Gesprächs mit der australischen Steuerbehörde, er habe Bitcoin seit 2009 betrieben. Die Behörden durchsuchten kurz nach den damaligen Veröffentlichungen Wrights Haus, dabei soll es jedoch nicht um Bitcoins gegangen sein. Diverse Journalisten versuchten in den vergangenen Jahren, die Identität des Bitcoin-Erfinders aufzudecken. Eher blamabel ging 2014 ein Anlauf des Magazins Newsweek aus, das glaubte, einen pensionierten kalifornischen Ingenieur, der früher tatsächlich Satoshi Nakamoto hieß, als Strippenzieher ausgemacht zu haben. (js)