Wettbewerbshüter prüfen Verkauf von Infostrada

Der Erwerb der italienischen Festnetzgesellschaft und Mannesmann/Vodafone-Tochter durch ENEL und France Telecom könne Auswirkungen auf den italienischen Energie-Markt haben.

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  • dpa

Der Erwerb der italienischen Festnetzgesellschaft Infostrada durch den italienischen Energiekonzern ENEL und France Telecom kann nach Ansicht der italienischen Wettbewerbsbehörden Auswirkungen auf den nationalen Energiemarkt haben. Deswegen wollen sie den Kauf prüfen. Dazu gab die EU-Kommission nach eigenen Angaben vom Freitag grünes Licht. Zwar sei die Liberalisierung des Strom-Markts überall in der EU bereits im Gange, doch beherrsche ENEL in Italien nach wie vor den Markt, so die Kommission. Somit befürchte die italienische Wettbewerbsbehörde, dass ENEL ihre Position auf dem Strom-Markt durch das Angebot von Versorgungsdienstleistungen auf anderen Märkten absichern könnte.

Auf dem Telekommunikations- und Internetmarkt hingegen ist die Übernahme, wie die Kommission nach einmonatiger Prüfung des Falles feststellte, wettbewerbsrechtlich unbedenklich. Die Kommission hat daher beschlossen, die Übernahme – soweit sie diese Märkte betrifft – zu genehmigen.

Nach dem Vorhaben soll die ENEL Holding SpA die Gesellschaft Infostrada SpA von dem britischen Mobilfunkkonzern Vodafone erwerben. Vodafone war durch die Übernahme von Mannesmann in den Besitz von Infostrada gelangt. Die italienische Festnetzgesellschaft soll nach der Übernahme durch ENEL mit der Wind Telecomunicazioni SpA, einem Unternehmen von ENEL und France Telecom, fusionieren. An Wind war bis zum Juli 2000 auch die Deutsche Telekom beteiligt, der nach dem Scheitern der Übernahme von Telecom Italia eine ganze Zeit ebenfalls Interesse an dem Kauf von Infostrada nachgesagt wurde.

ENEL ist in Italien der größte Stromanbieter für private und gewerbliche Haushalte. Das Unternehmen ist über Wind, das zu 56 Prozent ENEL und 44 Prozent zu France Telecom gehört, auf dem italienischen Telekommunikationsmarkt aktiv. An der neuen Gesellschaft sollen ENEL 73,4 Prozent und France Telecom 26,6 Prozent der Anteile halten. Mit 13 Prozent Marktanteil an Fern- und Auslandsgesprächen und 27 Prozent der Internet-Kunden ist Infostrada der größte Konkurrent der Telecom Italia.

Die italienische Wettbewerbsbehörde hatte die Kommission am 20. Dezember im Rahmen der Fusionskontrollverordnung ersucht, den Fall an Italien zu verweisen. Nach dieser Verordnung ist dies möglich, wenn die nationale Wettbewerbsbehörde befürchtet, dass ein Zusammenschluss den Wettbewerb auf den Inlandsmärkten gefährden könnte. Nach italienischem Recht hat die Wettbewerbsbehörde 30 Tage, um zu entscheiden, ob sie den Zusammenschluss genehmigt oder ihre Prüfung um 45 Tage verlängert. (dpa) / (jk)