Vor 75 Jahren: Computer Z3 wird vorgeführt

An Donnerstag vor 75 Jahren demonstrierte Konrad Zuse in Berlin, wie sein elektromechanischer Computer Z3 funktionierte.

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Konrad Zuse - Z3

Konrad Zuse

(Bild: Deutsches Museum)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Detlef Borchers
Inhaltsverzeichnis

Am 12. Mai 1941 startete Konrad Zuse seinen Computer Z3 in der Methfesselstraße in Berlin-Kreuzberg. Eine Handvoll Wissenschaftler verfolgte, wie die mit elektromechanischen Relais arbeitende Maschine rechnete. Zu ihnen gehörte Alfred Teichmann von der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt, die den Bau des Z3 mit 25.000 Reichsmark teilfinanziert und die Gründung der Firma "Zuse Ingenieurbüro und Apparatebau" ermöglicht hatte.

Die Vorführung des Z3 gilt als zweite Computerdemonstration in der Geschichte der IT. In den USA hatte George Stibitz am 9. September 1940 den "Complex Number Calculator" vorgeführt, in Großbritannien startete Colossus am 8. Dezember 1943, gefolgt vom IBM-Rechner Harvard Mark 1 am 7.8.1944. Für Konrad Zuse und seinen Ingenieur Helmut Schreyer war die Demonstration vor den Wissenschaftlern ein wichtiger Moment, doch seine Hoffnung, mit dem Computerbau die leidige Arbeit als Statiker bei den Henschel-Flugzeugwerken aufgeben zu können, erfüllte sich nicht. In seiner Autobiografie schrieb er:

"Die Z3 wurde während des Krieges mehreren Dienststellen vorgeführt; sie wurde indes nie im Routinebetrieb eingesetzt. Dazu wäre unter anderem meine Unabkömmlichkeitsstellung für diese Aufgabe nötig gewesen. Offiziell aber galt die Z3 nicht als dringlich. Sie wurde mehr oder weniger als Spielerei und als Privatvergnügen meiner Freunde und mir angesehen. Meine UK-Stellung galt nach wie vor ausschließlich für meine Tätigkeit als Statiker."

So war der Z3 ein Einzelstück mit einem kurzen Leben. Am 21. Dezember 1943 wurde "die erste voll arbeitsfähige programmgesteuerte Rechenanlage der Welt" (Wilfried de Beauclair) bei einem Bombenangriff zerstört. Immerhin gelang es Zuse, wieder mit Unterstützung der Versuchsanstalt für Luftfahrt, den nächsten Computer namens Z4 in Angriff zu nehmen, der Anfang 1945 fertig wurde. Bedingt durch seine Arbeit als Statiker baute die Zuse Apparatebau nach der Z3 jedoch zwei Spezialrechner mit 600 Relais und einem fest verdrahteten Programm, das Parameter für die Leitflächen-Verstellung von Flugzeug-Tragflächen errechnete, wobei die Profilform einer Tragfläche mit Messgeräten abgetastet wurde, die die Messwerte digital übermittelten. Sie wurden bei den Henschel-Flugzeugwerken im Mehrschichtbetrieb genutzt.

Verglichen mit den Spezialrechnern war der Z3 ein mächtiger, eine Tonne schwerer Rechner mit einem Rechenwerk (600 Relais) einem Speicher für 64 Worte (rund 1600 Relais) und einer Programmeingabe, bei der das Rechenprogramm mit einem Handlocher auf acht Spuren in einen Filmstreifen eingestanzt wurde und dann in einen Lochstreifenleser eingelegt wurde. Die Zahlen wurden bei der Z3 über eine Tastatur eingegeben. Neben den Grundrechenarten beherrschte der Z3 das Wurzelziehen und die Multiplikation mit 2, 1/2, 10, 0,1 und -1 , die als Rechenschritte jeweils fest verbaut waren. Der Z3 verbrauchte 4000 Watt und erreichte bei einer Taktfrequenz von 5,33 Hertz eine Rechengeschwindigkeit von 15-20 Operationen pro Sekunde. Nach dem Krieg stellte sich heraus, dass der Z3 damit etwas schneller war als die Rechenanlagen, die in den USA für ballistische Rechnungen eingesetzt wurden.

Ein Nachbau der Z3 steht im Deutschen Museum in München, ein weiterer Nachbau wurde zum 100. Geburtstag von Konrad Zuse im Zuse-Museum in Hünfeld aufgestellt. Dort startete das Ingenieurbüro Zuse im Oktober 1947 mit einem Informationsblatt, das mit dem maschinellen Rechnen auf Basis des Dualsystems eine neue Epoche heraufziehen sieht, in der eine "Generation von Wissenschaftlern, Technikern und Wirtschaftlern erforderlich sein wird", um alle Probleme dieser Technik zu begreifen und zu bearbeiten. Es endet so:

Da die Entwicklung der beschriebenen Rechengeräte ihre umfassendste Anwendung auf friedlichem, und uns daher erlaubten Gebieten finden kann, welche über das theoretische Interesse hinaus größte praktische Bedeutung hat, möchten wir auf die Möglichkeiten hinweisen, welche sich für unsere Gerätebauindustrie und Forschungsinstitute durch das Ausziehen einer gegebenenfalls gemeinschaftlichen Entwicklung ergeben. Die deutsche Leistungsfähigkeit auf feinmechanischem Gebiet könnte auf der Grundlage der bereits geleisteten theoretischen Entwicklungsarbeiten unserer Gerätebauindustrie eine führende Stellung auf diesem für die Zukunft wichtigen Gebiet schaffen. (axk)