Apple eröffnet App-Entwicklungszentrum in Indien

Der iPhone-Hersteller verstärkt die Investitionen in den wichtigen Wachstumsmarkt Indien, in Bengaluru sollen App-Entwickler gefördert werden. Tim Cook bereist das Land zum ersten Mal.

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Indien

(Bild: dpa, Piyal Adhikary)

Lesezeit: 3 Min.

Nach China richtet Apple den Fokus verstärkt auf Indien: Ein neues Zentrum in Bengaluru soll bei Entwicklung und Design von iOS-Apps unterstützen, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Vor Ort sollen Apple-Mitarbeiter lokalen Entwicklern mit Briefings und persönlichen App-Besprechungen zur Hand gehen, auch eine Vermittlung der Programmiersprache Swift ist vorgesehen. Die Eröffnung ist für Anfang 2017 angesetzt. Zuvor wurde bekannt, dass der Konzern auch in Hyderabad ein Technikzentrum plant.

Apple sieht Indien langfristig als wichtigen Markt, um für weiteres iPhone-Wachstum zu sorgen. Im Jahr 2015 wurde noch weniger als jedes hundertste iPhone in Indien verkauft. Auf der anderen Seite meldete Apple im ersten Quartal 2016 dort ein Plus von 56 Prozent bei den verkauften iPhones, während die Verkäufe weltweit erstmals um 16 Prozent zurückgingen.

Apple-Chef Tim Cook ist in der Nacht auf Mittwoch zum ersten Mal in seiner Amtszeit nach Indien gereist. Das bestätigte ein Unternehmenssprecher. Laut indischen Medien soll er bis mindestens Samstag auf dem Subkontinent bleiben und im Zuge seines Besuches auch den Premierminister Narendra Modi treffen.

Die zurzeit wichtigste Initiative Apples auf dem Subkontinent ist der Versuch, gebrauchte und generalüberholte iPhones zu verkaufen, um näher an das für Indien so wichtige Preissegment unter 150 US-Dollar zu kommen. Erst Anfang Mai war das Unternehmen mit dem jüngsten Versuch gescheitert, dafür eine Genehmigung zu bekommen.

Apple könnte zudem bald eigene Geschäfte auf dem Subkontinent eröffnen, um weniger von lokalen Einzelhändlern abhängig zu sein. Die indische Seite interessiert sich wiederum sehr dafür, ob in absehbarer Zeit iPhones vor Ort produziert werden könnten. Zulieferer Foxconn baut zurzeit seine Kapazitäten in Indien jedenfalls kräftig aus.

Der indische Smartphone-Markt gehört zu den am schnellsten wachsenden der Welt. Und zu den schwierigsten. Schon 2017 soll Indien laut einer aktuellen Studie von Morgan Stanley die USA als zweitgrößten Smartphone-Markt der Welt überholen. Aber die gut 25 Prozent Wachstum pro Jahr spielen sich vor allem im extremen Niedrigpreissegment ab. Die Mehrzahl der rund 100 Millionen verkauften Smartphones im Jahr 2015 kostete die Endkunden weniger als 100 Euro pro Stück.

Wer lokal produziert, wird von den Behörden bevorzugt. Importierte Geräte belegt die indische Regierung pauschal mit einem Zoll von zwölf Prozent. Gebrauchte und generalüberholte Geräte dürfen per Gesetz gar nicht verkauft werden. Keine der Komponenten eines elektronischen Geräts darf in Indien mehr als 20 Prozent ihres Lebenszyklus hinter sich haben, wenn sie in den Handel kommt. Ausnahmen davon muss die Regierung genehmigen.

Auch der Verkauf in eigenen Läden ohne dazwischen geschaltete Einzelhändler ist an strenge Regeln gebunden. Mindestens 30 Prozent der verkauften Produkte oder ihrer Komponenten müssen in Indien hergestellt worden sein. Auch hier ist es möglich, mit einem guten Draht nach Neu Delhi eine Ausnahmegenehmigung zu bekommen. (Mit Material der dpa) / (lbe)