Mit Satellitennavigation ĂĽber den Acker
Mit ComputerunterstĂĽtzung zurĂĽck zur Natur: Informationstechnik verspricht der krisengeschĂĽttelten Landwirtschaft weniger Betriebskosten und mehr Umweltschutz.
Mit Computerunterstützung zurück zur Natur: Informationstechnik verspricht der krisengeschüttelten Landwirtschaft weniger Betriebskosten und mehr Umweltschutz. Auf dem ErlebnisBauernhof der Internationalen Grünen Woche in Berlin könnnen noch bis zum 28. Januar Traktoren mit Satelliten-Antenne, Bordcomputern und hochentwickelter Steuer-Elektronik bestaunt werden. Der Bordcomputer übernimmt auf Basis einer satellitengestützten Ackerkarte die Steuerung von Pflanzenschutzspritze, Düngerstreuer oder Drillmaschine. Je nach Bodenart, Nährstoffversorgung oder auch Unkrautbefall können dann die unterschiedlichen Mengen an Saatgut, Dünge- oder Pflanzenschutzmitteln ausgebracht werden.
Seit mehrern Jahren wird intensiv an dieser satellitengestüzten Präzisionslandwirtschaft geforscht: Auf einer Fläche kann etwa der Ertrag eines Feldes beispielsweise zwischen vier und acht Tonnen Weizen pro Hektar schwanken – obwohl das Feld gleichmäßig bewirtschaftet worden ist. Der wechselnde Ertrag geht auf unterschiedliche Bodenstruktur, Grundwasserspiegel und Nährstoffversorgung zurück, obwohl der Acker oberflächlich gleich aussieht. Daher werden an möglichst vielen Stellen des Ackers Bodenproben entnommen, deren genaue Position mit einem GPS-Empfänger vermessen wird. Die Bodendaten können in einem Geographischen Informationssystem mit einer Ertragskarte und Wetter-Daten zu einer "Applikationskarte" kombiniert werden. Der Traktor wird ebenfalls mit einem GPS-Empfänger ausgerüstet, der dann präzise für jeden Ort auf dem Acker die ausgebrachte Dünger- oder Pflanzenschutzmenge steuert. Seit Mai 2000 steht das GPS-Signal auch für zivile Anwendungen mit einer Ortsauflösung von 20 Metern zur Verfügung – für landwirtschaftliche Anwendungen wird das Signal mit Radiosendern und -Empfängern auf einige Meter Ortsauflösung korrigiert.
Erträge lassen sich mit dieser Methode zwar nicht wesentlich steigern, aber es gibt ein erhebliches Einsparpotenzial, wenn das gesamte Feld nicht mehr bis zum Maximum gedüngt, gesät und gespritzt wird. Einsparungen an den Betriebsmitteln bedeuten gleichzeitig einen verbesserten Umweltschutz, denn es besteht nicht mehr die Gefahr, dass überflüssiger Dünger oder Pflanzenschutzmittel ins Grundwasser geraten.
Während der Preis für ein PKW-Navigationssystem zwischen 2.000 und 5.000 Mark beträgt, liegen die Investitionskosten einer kompletten Ausstattung für Aussaat, Düngung, Pflanzenschutz und Ertragskartierung allerdings bei rund 100.000 Mark. Bundesweit sind inzwischen rund 400 GPS-Systeme im Einsatz – mit steigender Tendenz. Forscher der TU-München halten es für möglich, dass ab 2010 sogar vollautomatische Robotersysteme auf dem Acker eingesetzt werden. (wst)