Kaum Aussicht auf fallende RAM-Preise

Erste Berfürchtungen von Börsianern werden laut, die Hersteller von RAM hätten Überkapazitäten aufgebaut; fallende Preisen wegen Überproduktion scheinen aber noch in weiter Ferne zu liegen.

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  • JĂĽrgen Kuri

Während die Halbleiter-Hersteller generell auf exorbitant gute Geschäfte verweisen können – vor allem durch die hohe Nachfrage nach DSPs und Flash-Speicher, aber auch nach analogen Bauteilen – gibt es erste Befürchtungen, dass die goldene Zeit für Produzenten von RAM, vor allem DRAM-Modulen, bald vorbei sein könnte. An der koreanischen Börse verloren Samsung und Hyundai in den letzten Tagen rund ein Fünftel ihres Börsenwerts. Und das auf Grund von Befürchtungen der Investoren, sinkende Preise bei DRAMs wiesen darauf hin, dass es bald eine Überkapazität bei der Produktion dieser Speicherchips gebe. Dazu kommt, dass die koreanische Zentralbank meint, das Wirtschaftswachstum würde dieses Jahr nur 8,9 Prozent (Vorjahr: 10,7 Prozent) betragen.

Ein Analyst erklärte laut dem Finanzdienst Bloomberg, die Hersteller würden ihre Produktionskapazitäten in Erwartung großer Nachfrage auch im nächsten Jahr ausbauen, aber die Anteilseigner seien besorgt, dass die Speicherproduzenten gar nicht so viel wie erwartet absetzen könnten. Der Preis für 64-MBit-DRAM-Chips auf dem Spot-Markt ist in den letzten sieben Wochen um rund 7 Prozent gefallen. Davon haben die Endkunden bei ihren Händlern bislang allerdings nichts gemerkt: Der Spot-Markt, auf dem freie Liefermengen für kurzfristigen Bedarf umgesetzt werden, machte nämlich in den letzten Monaten maximal 10 Prozent der gesamten Umsätze mit DRAM-Chips aus. Wie beim Spot-Markt für Erdöl sehen Investoren nach Ansicht von Bloomberg diese Preisentwicklung aber als Hinweis für zukünftige Umsatzmöglichkeiten. Jedoch erzielten die auf dem Spot-Markt verfügbaren DRAM-Chips in den letzten Wochen teilweise sogar nur 5 Prozent der Umsätze des gesamten DRAM-Markts: Eher ein Hinweis darauf also, dass es kaum Chips gibt, die nicht mit festen Lieferverträgen abgenommen und frei gehandelt werden können. Ob der Spot-Markt tatsächlich ein Hinweis auf drohende Überkapazitäten bei DRAMs ist, stellen einige Beobachter daher in Frage.

Samsung, viertgrößter Chip-Hersteller der Welt, sieht die Situation dementsprechend auch ganz anders als die meisten Investoren in Korea. Die Firma, die Ende letzten Jahres einen Marktanteil von 20,7 Prozent bei Speicherchips hatte, erklärte, sie erwarte Lieferengpässe bei DRAM-Chips noch bis zum Ende des Jahres 2002. Lee Yoon Woo, Chef der Halbleiter-Abteilung von Samsung, meinte, die Nachrage nach Unterhaltungselektronik wie DVD-Playern, Digital-TVs oder Kameras gleiche die schwachen Verkäufe von PCs in den USA bei weitem aus. Samsung erwartet für dieses Jahr Umsätze mit Halbleitern von rund 13 Milliarden US-Dollar und will im gleichen Zeitraum 5,2 Milliarden in die Sparte investieren. Mit dem Beginn des nächsten Jahres sollen zudem für 3,5 Milliarden US-Dollar neue Produktionskapazitäten aufgebaut werden. Damit will Samsung sich aber auch von möglichen Preisschwankungen auf dem DRAM-Markt unabhängig machen und verstärkt im Markt für kundenspezifische Schaltkreise (ASIC) aktiv werden.

Die Ansicht von Samsung, einen Engpass bei DRAM-Chips werde es so schnell nicht geben, teilen auch einige Börsianern, die sich auf den Hightech-Markt spezialisiert haben. Gegenüber Bloomberg erklärte ein koreanischer Analyst, die Umsätze mit DRAM-Herstellungsmaschinen müssten eigentlich rund 40 Prozent des gesamten Markts für Halbleiter-Produktionsequipment ausmachen – es seien aber momentan nur 25 Prozent. Die Bedenken der Investoren gegen Firmen wie Samsung seien auf Grund falscher Informationen oder der Unfähigkeit, die Informationen richtig zu verstehen, entstanden.

Eigentlich sprechen die Tatsachen auch eine deutliche Sprache: Von Überkapazitäten bei der RAM-Fertigung ist nichts in Sicht. Infineon beispielsweise hat die gesamte Produktion dieses Jahres mit festen Lieferverträgen bereits verkauft. Auch die bislang von den Industrievereinigungen der Bauteile-Hersteller und Produzenten von Chipfertigungsanlagen vorgelegten Zahlen sprechen nicht unbedingt für ein Ende der Bauteileknappheit. Die Semiconductors Industry Association (SIA) konnte einen Anstieg der Chip-Verkäufe um 50 Prozent vermelden; bei den Produzenten von Fertigungsanlagen übertrafen nach Zahlen der SEMI die Auftragseingänge die Verkäufe um 23 Prozent, während die Verkaufszahlen selbst um 112 Prozent stiegen. Im Mai dieses Jahres legten laut SIA die Verkäufe von DRAMs im Vergleich zum Vorjahr um 75 Prozent zu – ein Ende der Steigerungen sei noch nicht in Sicht. (jk)