3D-Drucker Leapfrog Creatr HS

Vor ziemlich genau einem Jahr hatten wir den Creatr HS von Leapfrog schon einmal im Make-Testlabor – seinerzeit waren wir an dieser Maschine gescheitert. Inzwischen hat der Hersteller seine Produktion neu organisiert, wir haben dem Gerät eine zweite Chance gegeben – und die hat es genutzt: Jetzt funktionierte unser Test reibungslos.

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Von
  • Peter König
Inhaltsverzeichnis

Am Creatr HS haben wir uns im vergangenen Jahr ziemlich abgearbeitet und mussten uns am Ende entscheiden, den Test abzubrechen. Damit waren weder wir noch der Hersteller, die niederländische Firma Leapfrog, glücklich – und so waren wir gerne bereit, es noch ein zweites Mal mit der Maschine zu versuchen, als Leapfrog uns dieses Angebot machte. Äußerlich hat sich das Gerät praktisch nicht verändert, was kein Nachteil ist, denn es machte mechanisch schon vor einem Jahr einen hervorragenden Eindruck: Der Drucktisch aus Glas im Großformat (28 cm × 27 cm Nutzfläche) wird von drei daumendicken Spindeln in die Höhe gefahren, das vorne und oben offene und sonst geschlossene Gehäuse macht den Eindruck, als könnte man sich gefahrlos draufstellen – insgesamt ist das Gerät so wuchtig, dass man es besser zu zweit aus der Packung holt.

Ausprobiert: 3D-Drucker Leapfrog Creatr HS (6 Bilder)

Unser in einem Stück gedruckter Roboter kam voll beweglich aus dem Creatr HS. Das gelingt nicht jeder Maschine. Hier sitzt die Figur auf dem Überhang-Testobjekt. Überhänge sind nicht so die Stärke des Prüflings, aber da ist er in guter Gesellschaft. In der Praxis arbeitet man ohnehin eher mit Stützstrukturen.

Der Druckkopf umfasst zwei Düsen für zwei parallel zu verarbeitende Materialien, die Vorschubmotoren sitzen allerdings am hinteren Rand des Geräts. Dadurch bleibt der bewegte Druckkopf von deren Masse unbelastet und lässt sich mit weniger Kraft schnell bewegen – nominell erreicht das Gerät eine Druckgeschwindigkeit von bis zu 300  Millimetern in der Sekunde. Bei kleinen Objekten macht sich so hohes Tempo allerdings in der Qualität bemerkbar, deshalb haben wir für unsere kleinen Standard-Testobjekte die Geschwindigkeit reduziert. In der Summe errang die Maschine damit die Qualitätsnote gut. Mit gezielter Optimierung einzelner Parameter bei einzelnen Teststücken wäre sicher noch die eine oder andere Nuance besser drin – die Software bietet dafür genügend Stellschrauben, um sich richtig auszutoben.

3D-Druck

Der Sammelbegriff 3D-Druck steht heute für ein ganzes Bündel von Fertigungstechniken, die nach unterschiedlichen Prinzipien funktionieren und sich jeweils nur für ganz bestimmte Materialien eignen. Ihr gemeinsamer Nenner: Alle Verfahren bauen dreidimensionale Objekte, indem sie Material in dünnen Schichten auftragen und verfestigen.

Auch wenn die Maschine auf den ersten Blick genauso aussieht wie beim ersten Test, hat sich doch einiges zum Positiven verändert: So verfügt das Menü am Gerät über zusätzliche Einträge etwa zum Anfahren der Home-Position oder zum Justieren des Abstands zwischen Düsen und Drucktisch – für letzteres musste man früher stets einen Rechner über USB mit dem 3D-Drucker verbinden. Das konnten wir uns diesmal komplett ersparen: Die Druckdateien wurden stattdessen im Büro mit Hilfe der Software Simplify3D in allen Details vorbereitet, auf einen USB-Stick gespielt und von diesem aus im Labor auf dem Creatr HS gedruckt – alles durchweg ohne Probleme. Das ist insofern erwähnenswert, weil es beim vorangegeangenen Test stets ein Glücksspiel war, ob der Druckvorgang überhaupt begann oder ob die Maschine nach 20 Minuten Aufheizen beschloss, einfach nichts weiter zu unternehmen. Inzwischen dauert das Aufheizen übrigens nur ein paar Minuten, dann sind beide Düsen auf 220 Grad und der Tisch auf 40 Grad – da lohnt es sich nicht mal, zwischendrin einen Kaffee zu holen.

Aus dem Make-Testlabor

Die Make-Redaktion probiert viel mehr aus, als ins alle zwei Monate erscheinende Heft passt. Deshalb veröffentlichen wir auf unserer Webseite in loser Folge weitere Testberichte.

Für die Haftung der Werkstücke auf dem beheizten Drucktisch empfiehlt Leapfrog, die Glasplatte mit einem speziellen 3D-Druck-Sprühkleber einzunebeln. Dieser Kleber riecht wie Haarsspray und auch die Dose würde auf dem Regal beim Friseur nicht als Fremdkörper auffallen – aber Hauptsache, der Stoff sorgt für Haftung. Das tut er: Mit Objekten, die sich auf halbem Weg zur Fertigstellung vom Tisch lösen, hatten wir diesmal keinerlei Probleme. Früher sah Leapfrog vor, die Glasplatte mit großen Klebe-Etiketten zu belegen, was so gut wie nie blasenfrei gelang und auch in Sachen Haftung nicht überzeugen konnte.

Gerät Creatr HS
Hersteller / Vertrieb Leapfrog / 3dmensionals.de
Bauraum 28 cm × 27 cm × 18 cm
Drucktisch Glasplatte, beheizt
Software Simplify3D (Windows, Mac OS X, Linux)
Material 1,75 mm
Druck über.... USB-Kabel, USB-Stick
Druckqualität gut
Preis ab 2220 €

Während viele andere Großformat-3D-Drucker eher hohe Objekte fertigen, bietet der Creatr HS eine ungewöhnlich große Grundfläche. Wer dennoch höher bauen will, als die überschaubaren 18 Zentimeter Modellhöhe hergeben, kann auch zur HS-XL-Ausgabe greifen, die fast 60 Zentimeter hohe Werkstücke fertigen soll. Gemessen an der wertigen Mechanik ist der Preis der Maschine moderat. Der Hersteller Leapfrog selbst nennt als Preis für den Creatr HS 2500 Euro ohne Steuer, was brutto auf rund 3025 Euro hinausläuft. Der Händler 3Dmensionals hingegen listet denselben Drucker für 2360 Euro – wohlgemerkt inklusive Steuer. Das ist dann doch ein sehr günstiger Preis, etwa verglichen mit einem aktuellen Ultimaker 2+, der keine hundert Euro billiger ist, aber auch nur einen Druckkopf bietet. Auf der anderen Seite ist der Creatr HS schon ein ziemlich raumgreifendes und gewichtiges Gerät, und wer ohnehin eher kleine Teile druckt, hat auch von der beeindruckenden Höchstgeschwindigkeit nicht ganz so viel – im Interesse einer höheren Druckqualität sollte man auch dieses Gerät nicht viel schneller fahren als die anderen 3D-Drucker. ()