Rocket Internet nimmt Profit stärker in den Blick

Rocket Internet ist weiterhin auf schnelles Wachstum aus. Doch Konzernchef Oliver Samwer verspricht, sich stärker um den Profit zu kümmern. Auf eine Dividende werden die Aktionäre aber noch länger warten müssen.

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Rocket Internet in Berlin

Zentrale von Rocket Internet in Berlin

(Bild: rocket-internet.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • dpa

Der Internet-Firmenentwickler Rocket Internet will stärker darauf achten, seine jungen Unternehmen schnell profitabel zu machen. Zugleich will Vorstandschef Oliver Samwer ein hohes Wachstumstempo beibehalten. In den nächsten Jahren rechne er mit einer Umsatzsteigerung von 25 bis 40 Prozent pro Jahr, sagte Samwer auf der Jahreshauptversammlung am Donnerstag in Berlin.

Er bekräftigte das Ziel, bis zum vierten Quartal 2017 mindestens drei größere Unternehmen aus der Rocket-Familie in die Gewinnzone zu bringen. Bisher schreiben alle aktuellen Engagements Verluste. Zu den großen gehören etwa Foodpanda, Delivery Hero, Global Fashion Group und Home 24. Erfolg hatte Rocket bereits mit dem Online-Modehändler Zalando.

Rocket Internet baut junge Unternehmen mit Internetbezug auf, vor allem im Handel und bei Dienstleistungen wie der Essenszustellung. Teilweise beteiligt sich Rocket an den Neugründungen, teilweise kümmert sich die Gesellschaft um eine Fremdfinanzierung. Beim schnellen Aufbau der Unternehmen ist eine IT-Plattform für Vertrieb und Marketing zentral, mit der ganz unterschiedliche Start-ups nach ähnlichem Muster in zahlreichen Ländern bekannt und handlungsfähig gemacht werden.

Rockets Aktienkurs ist seit dem Börsengang im Oktober 2014 um mehr als die Hälfte gesunken – vom Ausgabepreis 42,50 Euro auf derzeit rund 19 Euro. Der Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, Michael Kunert, kritisierte, der Vorstand habe bei den Investoren zu große Erwartungen geweckt und einen zu hohen Ausgabepreis festgesetzt. Deshalb sei der Vorstand für den Absturz mitverantwortlich. Samwer entgegnete vor den etwa 80 Aktionären, gemessen an der wirtschaftlichen Lage und der Wettbewerbsposition entspreche "der Aktienkurs nicht dem fairen Wert des Unternehmens".

Die Hauptversammlung erteilte dem Vorstand die Erlaubnis, im Zeitraum bis Juni 2021 Wandelanleihen im Volumen von bis zu zwei Milliarden Euro auszugeben. Zudem darf das Unternehmen bis zu 67 Millionen neue Aktien auf den Markt bringen.

Zuletzt hatte sich Rocket im Juli 2015 über eine Wandelanleihe 550 Millionen Euro frisches Kapital besorgt. Zu günstigen Kursen kaufte die Gesellschaft davon aber am Markt inzwischen wieder Papiere im Nennwert von 150 Millionen Euro zurück. Eine Wandelanleihe ist ein Wertpapier, für das es Zinsen gibt. Innerhalb einer festgelegten Frist kann sie gegen Aktien des Unternehmens eingetauscht werden.

Samwer nannte es angesichts des Wachstumsmodell "sehr unwahrscheinlich, dass wir in den nächsten Jahren eine Dividende zahlen". Eine Beteiligung der Aktionäre an Verkaufserlösen sei möglich, eine solche Sonderdividende aber derzeit nicht geplant. (anw)