Open-Source-Router: Virtuelle Maschinen sollen OpenWRT retten

Neue Regeln bei der Funkregulierung bedrohen Projekte für offene Router-Firmware. Imagination Technologies schlägt virtuelle Maschinen im Router vor, um eigene Erweiterungen laufen lassen zu können, ohne auf WLAN verzichten zu müssen.

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Router mit OpenWRT-VMs

(Bild: Imagination Technologies)

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Die US-Funkregulierungsbehörde FCC hat bei WLAN-Routern die Zügel angezogen: Neue Geräte müssen so gestaltet sein, dass Nutzer nicht einfach eine fremde Firmware installieren und so die Funkauflagen umgehen können. Diese Sperre bezieht sich zwar in erster Linie auf Treiber für WLAN-Module, führt aber bei herkömmlichen Routern dazu, dass die gesamte Firmware abgeriegelt werden muss. Das stellt Open-Source-Projekte für freie Router-Software vor enorme Probleme, was das Aus beispielsweise für das beliebte OpenWRT bedeuten kann. So liefert etwa der Router-Hersteller TP-Link in den USA schon Geräte mit Sperre aus, will aber hierzulande eine Möglichkeit anbieten, Funktionen nachzurüsten.

Nun hat der von den PowerVR-Grafikchips bekannte Halbleiterentwickler Imagination Technologies ein neues Konzept vorgeschlagen, das die Firmware-Freiheit weitgehend erhalten soll: Auf einem leistungsfähigen System-on-Chip (SoC) mit MIPS-Dualcore-Prozessor (P5600, 1 GHz) sollen drei virtuelle Maschinen (VM) laufen, von denen zwei mit OpenWRT arbeiten. Die Vermittlung zwischen Hardware und VMs übernimmt ein L4Re-Mikrohypervisor, der von der Dresdener Kernkonzept GmbH kommt.

Eine der beiden OpenWRT-VMs bedient ausschließlich das WLAN; sie ist nicht änderbar. Auf der zweiten, offenen VM läuft das restliche Router-Betriebssystem, das den Datenumschlag zwischen Internet und internem Netz erledigt. Die beiden OpenWRT-Instanzen kommunizieren über ein eigenes virtuelles Netzwerk.

In der dritten, vom restlichen System weitgehend isolierten VM soll Busybox als Basis für nachinstallierbare Software von Fremdherstellern dienen. Das können beispielsweise Apps für Heimautomatisierungs- oder IoT-Anwendungen sein.

Das Ganze hat Imagination Technologies auf einer Entwicklerplatine von Baikal Electronics erprobt. Dabei sollen die anderen VMs weiterlaufen und damit die Router-Funktion erhalten bleiben, wenn beispielsweise eine Smarthome-App die Busybox-VM zum Absturz bringt.

Mit dem VM-Konzept dürfte sich die FCC-Forderung nach verriegeltem WLAN in Routern erfüllen lassen. Doch wegen der höheren Hardware-Anforderungen bezüglich Prozessorleistung und RAM-Ausstattung wird diese Lösung vermutlich nur in künftigen Router-Modellen erscheinen. Älteren Geräten dürfte es auch an passenden Virtualisierungsfunktionen im CPU-Kern mangeln. (ea)