WWDC 2016: Aus OS X wird macOS – "Sierra" holt Siri auf den Mac

Apples Desktop-Betriebssystem wird künftig nicht mehr OS X, sondern macOS heißen. Highlights von Version 10.12 "Sierra" sind die Integration von Siri, das Entsperren von Macs per Apple Watch und Tabs für alle Programme, die mehrere Dokumente unterstützen.

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macOS 12 Sierra holt Siri auf den Mac
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Inhaltsverzeichnis

Zum Auftakt der Entwicklerkonferenz WWDC 2016 hat Apple die bereits seit März kursierenden Gerüchte bestätigt, dass OS X mit der Version 10.12 wieder macOS heißen wird (zum Nachverfolgen aller Details siehe Mac & i-Liveticker und das heise show Spezial). Wie bei den letzten drei Versionen steht der Codename "Sierra" (Nevada) für eine kalifornische Sehenswürdigkeit. Apple hat viele Aspekte des Betriebssystems überarbeitet und dem System neue Funktionen spendiert. Unter anderem kommt wie erwartet das mit iOS eingeführte Sprachassistenzsystem Siri nun auf den Desktop.

Mit dem "Auto Unlock" getauften Feature spart man sich die Eingabe des Passworts, wenn man seine Apple Watch am Arm trägt. Die universale Zwischenablage "Universal Clipboard" synchronisiert Inhalte über mehrere Geräte hinweg. So lässt sich ein auf dem iPhone kopierter Text in einem Mac-Dokument einfügen. Als Transportweg dient die iCloud. Es können jegliche Inhalte wie Text, Bilder, Vektorobjekte und Videos übertragen werden. Unklar ist bislang, ob eine Größenbeschränkung besteht.

In OS X muss man bislang gezielt Dateien in das iCloud Drive speichern, um sie mit anderen Geräte abzugleichen. MacOS Sierra synchronisiert nun automatisch den kompletten Dokumente-Ordner mitsamt Schreibtisch. Die Inhalte erscheinen automatisch auf anderen Macs und lassen sich wie gewohnt über die iCloud-Drive-App, icloud.com und der iCloud-App für Windows einsehen.

Darüber hinaus hilft iCloud Drive Festplattenplatz zu sparen, indem es alte und nicht mehr länger angerührte Dokumente in die Cloud auslagert. Ähnliches kennt man bereits von der iCloud-Foto-Mediathek. Für die ausgelagerten Dateien zeigt der Finder entsprechende Platzhalter am ursprünglichen Ort an. Öffnet man diesen Platzhalter, lädt macOS die ausgelagerten Daten automatisch nach.

Das Betriebssystem lagert zudem bereits abgespielte Podcasts und Filme sowie ungenutzte Sprachen und Lexikon-Plug-ins aus.

MacOS Sierra kann Länger nicht mehr benötigte Dateien in das iCloud Drive auslagern, um mehr Platz auf der Platte zu schaffen.

Weitere Platzsparmaßnahmen sind nach derzeitigem Kenntnisstand unwiderufbar. So entsorgt macOS selbsttätig alte Cache- und Log-Dateien, Installationspakete, zwischengespeicherte Miniaturbilder, alte iPhone-Backups sowie Papierkorbinhalte, die älter als 30 Tage sind.

Mac-Nutzer können bald Apple Pay nutzen, um Einkäufe bequem vom Browser Safari aus zu bezahlen. Dazu klickt man auf eine Apple-Pay-Schaltfläche bei einem teilnehmenden Shop und authentifiziert sich mit der Apple-Pay-App auf dem iPhone oder der Apple Watch. Der Anwender muss also keine weiteren Zahlungsinformationen hinterlassen. Der Dienst wird zunächst im englischsprachigen Raum sowie China und Singapur verfügbar sein. Später folgen die Schweiz, Frankreich und Hong Kong. Zur Verfügbarkeit in Deutschland machte Apple weiterhin keine Angaben.

Apple betont, dass für den gesamten Bezahlvorgang eine starke Verschlüsselung zum Einsatz kommt und keine Details zum Kauf aufgezeichnet werden.

Aus OS X wird macOS (15 Bilder)

Craig Federighi witzelt auf der WWDC 2016, dass der Name "OS X" nicht mehr zu den übrigen Betriebssystemen passt.

Bislang konnten nur wenige Programme wie diverse Browser oder der Finder mehrere Dokumente mithilfe von Tabs in einem Fenster zusammenfassen. MacOS bietet diese Funktion nun systemweit für alle Programme an, die mehrere Dokumente unterstützen. Entwickler müssen ihre Apps dazu nicht extra anpassen.

Die bereits aus iOS und diversen TV-Geräten bekannte Bild-in-Bild-Funktion hält ebenfalls Einzug in macOS. Sie zeigt eine verkleinerte Version eines Videos an, die über alle anderen Fenster schwebt. Das funktioniert auch im Vollbildmodus.

Mit Siri lassen sich Macs wie unter iOS per Sprache bedienen. Neben der Suche nach lokalen Dateien recherchiert Siri auch im Internet und lässt sich beispielsweise dazu bewegen, ausschließlich Bilder oder Filme zu berücksichtigen. Das Suchergebnis kann man weiter eingrenzen. Fundstellen kann der Anwender per Drag & Drop in Dokumente ziehen oder für den späteren Gebrauch in die Mitteilungszentrale zwischenlagern. Zudem lassen sich mit Siri Anwendungen wie iTunes oder die Karten-App steuern.

Neben den auf der Keynote präsentierten Neuerungen gab es auch Änderungen bei wichtigen System-Apps.

Die Fotos-App erstellt automatisch Bildkollektionen. Apple nennt die Funktion "Erinnerungen" (engl. Memories).

Die Erinnerungs-Funktion der Fotos-App fasst automatisch Momente zu Kollektionen zusammen, die etwa alle Fotos einer Hochzeit bündeln. Die Bilderkennung wurde überholt und erkennt nun wie iOS neben Gesichtern auch Szenen und Objekte. Apple betont, dass die Erkennung lokal und nicht auf einem Server erfolgt. Zudem wurden die Suche aufgewertet und die Bildbearbeitung um ein Brilliance-Werkzeug ergänzt, das Kontraste und Details in Fotos hervorheben soll.

Die Nachrichten-App bekommt einige kosmetische Änderungen und schließt mit anderen Messengern auf: Links erhalten eine kleine Vorschau der Website und einzeln geschickte Emojis zeigt die App vergrößert an. Empfänger können darüber hinaus direkt mit einem Herz oder Daumen-Hoch auf eine Nachricht reagieren.

Das erst kürzlich überarbeitete iTunes wird an die Änderungen bei Apple Music angepasst und kommt mit einem verbesserten Mini-Player daher, der nun auch Lyrics anzeigt.

Beim Hardware-Support macht Apple erstmals einen härteren Schnitt. MacOS Sierra läuft nur noch auf MacBook- und iMac-Modellen ab Ende 2009 sowie auf einem MacBook Air, MacBook Pro, Mac mini und dem Mac Pro aus dem Jahr 2010 oder später. OS X 10.11 El Capitan unterstützte beispielsweise noch 2007er iMacs und MacBook Pros.

Für Entwickler steht ab sofort eine Developer-Preview zum Testen bereit. Eine öffentliche Beta-Phase startet für interessierte Anwender im Juli. Schließlich sollen im Herbst dann endgültige Version von macOS Sierra erscheinen, die Anwender kostenlos über den Mac App Store erhalten.

Update 23:00 Uhr: Weitere Details und "Aktualisierte System-Apps" ergänzt. (wre)