Trick gegen VR-Übelkeit

Microsoft Research hat eine Methode entdeckt, mit der einem beim Tragen einer Virtual-Reality-Brille nicht mehr so leicht schlecht werden soll.

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Die schöne neue Welt der virtuellen Realität hat für manche Menschen einen schwerwiegenden Haken: Tragen sie eine VR-Brille, wird ihnen irgendwann (manchmal sogar sofort) schlecht.

Das liegt Wissenschaftlern zufolge unter anderem daran, dass das Gesichtsfeld beim Tragen der Brille noch immer recht klein ist. Dies scheint das Sehzentrum des Gehirns zu irritieren, was wiederum zu Unwohlsein führt.

Besserer Durchblick: Mit SparseLightVR wird das Gesichtsfeld des VR-Guckers vergrößert.

(Bild: Microsoft Research)

Wer von diesem Phänomen betroffen ist, kann sich nun Abhilfe von Microsoft-Research-Forschern erhoffen. Ein Team um den Senior Researcher Hrvoje Benko und den heutigen Carnegie-Mellon-Doktoranden Robert Xiao hat ein sogenanntes Sparse Peripheral Display (kurz: SparseLightVR) entwickelt, das den 110-Grad-Blickwinkel einer Oculus-Rift-DK2-Brille auf bis zu über 180 Grad erweitert. Dazu nutzen die Wissenschaftler etwa 80 Leuchtdioden, die rund um die Linsen angebracht sind.

Die LEDs nehmen zum Beispiel die Farbe des Bildhintergrunds auf und setzen sie zu den Seiten hin fort. Ersten Tests zufolge scheint das vielen VR-Nutzern, denen bei der Verwendung von Standardbrillen derzeit noch schlecht wird, zu helfen. 11 von 14 Versuchspersonen einer Testreihe hätten dies als positiv empfunden. Das Prinzip lässt sich Microsoft Research zufolge ebenso im Augmented-Reality-Bereich (AR) anwenden – hier arbeitet der Konzern am großangelegten HoloLens-Projekt. Xiao machte schon entsprechende Andeutungen.

Für Microsofts hauseigene AR-Brille HoloLens könnte die Technik auch geeignet sein.

(Bild: Microsoft Research)

Gegenüber dem US-IT-Blog [i]Ars Technica[/i sagte Xiao, nach dem Aufsetzen eines Headsets merkten die meisten Menschen zunächst nicht, wie viel Schwarz in ihrem Gesichtsfeld verbleibe. "Man zieht das Gerät auf und die Augen fokussieren sich zunächst nur auf den mittleren Bereich, den hellen Bildschirm." Es werde nicht sofort klar, wie viel des Gesichtsfeldes von "schwarzem, leerem Raum" eingenommen werde – doch genau das macht eben dem Gehirn zu schaffen.

Die 80 Dioden, die das Gesichtsfeld um 60 Grad erweitern, erinnern vom Ansatz her an Technik, wie man sie auch aus Fernsehern kennt, die etwa der Hersteller Philips unter dem Markennamen "Ambilight" verkauft. Hier erweitern in den Rahmen eingebaute LEDs den Bildschirm zu den Seiten hin, was den Fernseheindruck größer machen soll. Schaltet das System schnell genug, empfinden Zuseher das als angenehm.

Aufbau der mit LEDs "gepimpten" Brille.

(Bild: Microsoft Research)

Übrigens würde es vermutlich nicht helfen, einfach das Display auf 180 Grad zu vergrößern, wie Xiao sagt. Es gebe wissenschaftliche Untersuchungen, die dafür sprechen, dass das Unwohlsein dadurch noch erhöht werde, weil dem Gehirn so die Dissonanz zwischen Seheindruck und Bewegungseindruck noch deutlicher wird. Einen anderen Ansatz, um diese Dissonanz zu überbrücken, haben Forscher der Mayo Clinic in den USA ebenfalls einen Ansatz entwickelt. Dabei analysiert Software die Bewegungen, die der Nutzer auf einem Bildschirm vor sich sieht, und zugleich stimulieren elektrische Impulse das Innenohr, um das Gefühl zu erzeugen, dass diese Bewegungen tatsächlich erlebt werden. Bei diesem Ansatz müssen allerdings Elektroden am Kopf getragen werden.

Die 80 LEDs, montiert in der Gesichtsfeldperipherie, scheinen daher eine praktikablere Lösung zu ergeben. Auch wirtschaftlich wären sie vermutlich deutlich billiger als 180-Grad-Displays mit hoher Auflösung – auch wenn ihre Beschickung Rechnerleistung kostet. "Man weiß intuitiv, wo man sich befindet", so Xiao. Mit der Technik sei Nutzern der Einstieg in virtuelle Welten hoffentlich schnell möglich. (bsc)