Deutsche Telekom wegen Internet-Pauschaltarifen unter Druck

Im Vorfeld der RegTP-Anhörung über die Gebühren, die die Telekom von Online-Diensten und Internet-Providern verlangt, nimmt die Konkurrenz den Konzern unter Beschuss.

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Von
  • Jürgen Kuri

Heute findet die Anhörung bei der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) über "Entgelte für Verbindungen zu Online-Diensten" statt. Untersucht werden sollen die Gebühren, die die Deutsche Telekom von Internet-Providern und Online-Diensten verlangt – im September hatte die RegTP ein offizielles Verfahren zu diesem Thema eingeleitet. Im Vorfeld dieser (mündlichen) Anhörung gerät der Ex-Monopolist wegen seines Quasi-Monopols im Ortsnetzbereich zunehmend unter Beschuss. Am Wochenende schon forderte der Chef von AOL-Deutschland Bundeskanzler Gerhard Schröder auf, sich für einen preisgünstigen Internet-Pauschaltarif (Flatrate) einzusetzen. Ihre Einführung scheitere an der Deutschen Telekom, die "trotz einer flachen Kostenstruktur zeitabhängige Gebühren" verlange. Auch die Grünen hatten sich der Forderung des AOL-Chefs angeschlossen.

In die gleiche Kerbe schlägt nun der Verband von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM). Seiner Ansicht nach ist der mangelnde Wettbewerb Haupthindernis eines günstigen Pauschaltarifs für das Surfen im Internet: "Die Einführung einer Internet-Flatrate kommt in Deutschland nicht voran", kritisierte VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner in einer am heutigen Dienstag in Köln veröffentlichten Erklärung zu der Anhörung bei der RegTP.

Von der Telekom verlangen die Wettbewerber seit längerem die Bereitstellung von Vorleistungen, die pauschal und nicht wie bisher zeitabhängig angeboten werden. So könnten die neuen Telefonfirmen einen Internet-Pauschaltarif bisher nicht anbieten, weil die von der Telekom geforderten Preise ein Kosten deckendes Geschäft nicht zuließen. Deshalb müssten Internetanbieter bei der Telekom Kapazitäten pauschal einkaufen können, fordert der VATM.

"Haupthindernis ist das de facto im Ortsnetz nach wie vor bestehende Monopol der DTAG. Wie die Marktanalyse des VATM für das Jahr 2000 zeigt, hat die Deutsche Telekom auf Ortsnetzebene immer noch über 98 Prozent aller Telefonanschlüsse in der Hand", beschreibt der Verband die Situation aus seiner Sicht. Als "besonders bedrohlich" sieht es der VATM an, "daß die DTAG durch ihre marktbeherrschende Stellung im Ortsnetz nach der Sprachtelefonie nun auch ihre Position beim Internetzugang zunehmend festigt, während innovative Angebote ihrer Konkurrenten auf der Strecke bleiben."

Immerhin zeigte sich der VATM-Chef zuversichtlich, dass die Anhörung bei der RegTP im Sinne der Telekom-Konkurrenten ausgeht. Die Regulierungsbehörde werde "die grundlegende Bedeutung dieser Entscheidung zugunsten des Wettbewerbs auf den Telekommunikationsmärkten" erkennen und "die Weichen für die Internetzukunft im Sinne der Nutzer" stellen, meinte der Verband. Unter Umständen kommt die Telekom angesichts des Drucks, den die RegTP ebenso wie die Konkurrenz ausüben, den Forderungen nach einer so genannten "Großhandels-Flatrate" ja auch entgegen: Zumindest spekulierte das Magazin Focus in seiner Ausgabe vom gestrigen Montag darüber, dass "Unternehmenskreise der Telekom" ein solches Angebot an Internet-Provider und Online-Dienste nicht mehr ausschlössen. (jk)