AOL: Bundeskanzler soll sich für günstige Flatrate einsetzen

Bundeskanzler Gerhard Schröder soll nach den Vorstellungen von AOL-Deutschland günstige Tarife für den Internetzugang durchsetzen und einen "Internet-Minister" berufen.

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Von
  • Jürgen Kuri

In den Auseinandersetzungen um das jüngste Flatrate-Sterben meldet sich nun einmal wieder die Deutschland-Dependance von AOL, dem weltgrößten Online-Dienst, zu Wort. Offensichtlich angesichts einer bevorstehenden Anhörung bei der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) zu den Gebühren, die die Telekom von Internet-Providern und Online-Diensten verlangt, fordert AOL das Angreifen der Politik.

Bundeskanzler Gerhard Schröder soll nach den Vorstellungen von AOL-Deutschland günstige Tarife für den Internetzugang durchsetzen und einen "Internet-Minister" berufen. In der Welt am Sonntag fordert der Geschäftsführer von AOL-Deutschland, Uwe Heddendorp, in einem offenen Brief an Schröder, er solle sich für günstige Internet-Pauschalpreise (Flatrate) einsetzen. Ihre Einführung scheitere an der Deutschen Telekom, die "trotz einer flachen Kostenstruktur zeitabhängige Gebühren" verlange.

Wenn Fernsehen in Deutschland nicht mehr pauschal 28,25 Mark Rundfunkgebühr im Monat, sondern 1,8, vielleicht sogar nur 1,4 Pfennig pro Minute kosten würde, wäre es mit dem Fernsehen schnell vorbei. Der angeblich so günstige Minutenpreis sei in Wahrheit ein Preistreiber, der die Kosten für den durchschnittlichen TV-Konsumenten auf weit über 100 Mark im Monat steigen ließe, meint der AOL-Chef. Schröder sollte verhindern, dass wirtschaftlich sinnvolle Entscheidungen im Dickicht zwischen Regulierungsbehörde, Regierung und Gesetzgeber stecken blieben. Um dem Ziel, Deutschland Internet-fähig zu machen, den nötigen Nachdruck zu geben, sei die "Berufung eines Internet-Ministers ein richtiges Zeichen", meinte Heddendorp.

"Erst wenn Internet nicht mehr 2,8 Pfennig pro Minute, sondern nur noch, sagen wir, 39 Mark pro Monat kostet, kann der Netzwirtschaft in Deutschland der Durchbruch gelingen", schreibt der AOL-Chef weiter. Das beweise auch das Vorbild USA. "AOL würde längst eine Flatrate für um die 40 DM anbieten, wenn man uns nur ließe", schreibt Heddendorp. Als einer der letzten Anbieter eines Privatkunden-Pauschaltarifs außer der Telekom hatte Anfang Oktober ngi seine Flatrate "vorläufig" eingestellt. Nach von ngi nicht kommentierten Berichten verlangt die Telekom allein von ngi 20 Millionen Mark Nachzahlung für durch das Flatrate-Angebot aufgelaufenen Nutzungsgebühren der Telekom-Leitungen.

Die RegTP hatte Mitte September bereits ein offizielles Verfahren gegen die Telekom eingeleitet, bei der es nach Angaben der Behörde um die Gebühren gehe, die der Konzern von Internet-Providern und Online-Diensten verlange. Am 24. Oktober findet nun vor der 3. Beschlusskammer der RegTP eine mündliche Anhörung zu dem Thema unter dem offiziellen Titel "Entgelte für Verbindungen zu Online-Diensten" (BK 3b-00/033) statt. Teilnehmen sollen unter anderem AOL, Mannesmann, Viag Interkom und natürlich die Deutsche Telekom. Die 3. Beschlusskammer der RegTP ist für "Besondere Mißbrauchsaufsicht" und "Nachträgliche Entgeltregulierung Telekommunikation" zuständig. (jk)