Preisabsprachen: Apple muss 400 Millionen US-Dollar an E-Book-Käufer ausschütten

Gegen den Schuldspruch zu Preisabsprachen mit Verlagen zog Apple bis vors höchste US-Gericht – und scheiterte. Nun beginnt der iPhone-Hersteller mit einer Riesenauszahlung an E-Book-Käufer in den USA.

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Apple

(Bild: dpa)

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Weitere 400 Millionen US-Dollar werden ab Dienstag an US-Käufer von E-Books zurückerstattet, das Geld kommt aus Apples Tasche. Jeder Nutzer erhalte nach einer Kartellklage gegen den iPhone-Hersteller sowie fünf große US-Verlage "das Doppelte seiner Verluste" zurück, teilte die Kanzlei Hagens Berman mit, die die Klägerseite vertritt. Für jeden Bestseller von der Liste der New York Times sollen Käufer knapp 7 US-Dollar erstattet bekommen, für alle anderen E-Books jeweils knapp 1,60 US-Dollar.

Die Rückerstattung soll automatisch in Form von Guthaben auf die Kundenkonten etwa bei großen Händlern wie dem iTunes respektive iBooks Store, Amazon oder Barnes & Nobles erfolgen – alternativ lässt sich ein Scheck beziehen.

Apple hatte sich im Rahmen einer Vereinbarung Ende 2014 dazu bereit erklärt, im Fall eines im Berufungsverfahren aufrecht erhaltenen Schuldspruches 450 Millionen US-Dollar auszuschütten – 400 Millionen an die Käufer sowie weitere 50 Millionen US-Dollar, die an die klagenden Anwälte gehen.

Der Fall geht zurück auf Apples Einstieg in den E-Books-Markt mit dem iBooks Store im Jahr 2010 – kurz nach der Vorstellung des ersten iPads. Apple unterbreitete den großen US-Verlagen das sogenannte Agentur-Modell, das der Konzern beispielsweise auch für den Verkauf von Software im App Store verwendet: Dabei legt der Anbieter und nicht der Händler den Preis fest, Apple behält als Distributor 30 Prozent ein.

Um sein E-Book-Geschäft und den Kindle-Verkauf zu stützen, verkaufte Amazon zu diesem Zeitpunkt die Neuerscheinungen und Bestseller oft für knapp 10 US-Dollar und damit erheblich unter dem Einkaufspreis. Die Verlage sahen ihre Bücher dadurch als entwertet und nutzten Apples Einstieg, um ähnliche Konditionen bei Amazon durchzudrücken. Dies führte mitunter zu einem Anstieg der E-Book-Preise auf meist 13 bis 15 US-Dollar pro Titel.

Nachdem das US-Justizministerium gegen die Verlage und Apple vor Gericht gezogen war, verurteilte ein US-Gericht Apple im Jahr 2013 wegen Preisabsprachen. Die US-Verlage hatten den Streit zu diesem Zeitpunkt bereits außergerichtlich beigelegt und dafür 166 Millionen US-Dollar an US-Käufer ausgezahlt.

Im Berufungsverfahren wurde das Urteil gegen Apple Anfang Juli 2015 bestätigt. Die Entscheidung der ersten Instanz sei korrekt, der iPad-Hersteller habe "Absprachen mit den Verlagen geleitet", um die Preise der Bücher zu erhöhen, so die Richter. Apple bestritt jegliches Fehlverhalten und zog vor den obersten Gerichtshof der USA. Der Supreme Court wies den Fall aber ohne Angabe von Gründen im März ab. (lbe)