Alter Schwede! Hasselblad stellt spiegellose Mittelformatkamera X1D vor

Spiegellos, kein Sony-Klon und ein Mittelformatsensor: Mit der X1D will Hasselblad das Mittelformat handlich und bezahlbarer machen. Preis: gut 9000 Euro.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 230 Kommentare lesen
Hasselblad X1D

(Bild: Hasselblad)

Lesezeit: 3 Min.

Seit Tagen rasselte Hasselblad für seine neue Produktankündigung, die Gerüchteblogs reihten Meldung an Meldung. Nun ist es offiziell: Mit der X1D schickt der schwedische Hersteller eine spiegellose Systemkamera mit CMOS-Mittelformatsensor (43,8 × 32,9 mm) auf den Markt. Ihre Auflösung gibt er mit 50 Megapixeln an. Die Empfindlichkeit soll zwischen ISO 100 und ISO 25.600 liegen. Basis ist offenbar das Haus-eigene 50c-Rückteil.

Hasselblad X1D in Bildern (5 Bilder)

(Bild: Hasselblad)

Beeindruckend sind die Maße der Mittelformatkamera von 150 mm × 98 mm × 71 mm, die vergleichsweise kompakt ausfallen: Laut Ove Bengtsson, Produkt Manager bei Hasselblad, hat man sich voll auf einen hohen Tragekomfort konzentriert. Tatsächlich soll sie in etwa so groß sein wie eine Leica M mit Vollformatsensor. Bengtsson sagt außerdem, die X1D würde so viel wiegen wie eine Packung schwedisches Knäckebrot: 725 Gramm – zugegeben schweres Knäckebrot. Auch der Preis überrascht für Hasselblad-Verhältnisse: 7900 Euro wird die Kamera zum Marktstart im August kosten, draufrechnen muss man allerdings noch die Mehrwertsteuer. Voraussichtlich liegt man dann also bei gut 9000 Euro.

Kompakt: Die X1D ist eine spiegellose Systemkamera mit großem Mittelformatsensor. Hasselblad will damit offenbar auch Käufer ansprechen, die hohe Auflösungen bisher mit Vollformatkameras wie der Sony A7R II und der Canon EOS 5Ds erreichen wollten. Nicht zuletzt greift Hasselblad mit seiner Preispolitik Ricoh und die Pentax 645Z an.

(Bild: Hasselblad)

Beim Handling orientiert sich Hasselblad nach eigenen Angaben am H6D-System. Ein elektronischer Sucher mit einer Auflösung von 2,36 Mio. Pixel (XGA) ist ebenso an Bord wie ein Touchdisplay mit einer Auflösung von 920.000 Pixel (VGA). Dazu kommen zwei SD-Kartenlots und USB 3.0. Videos nimmt die X1D in Full-HD-Auflösung laut Hasselblad mit 25 Bildern pro Sekunde auf.

Dazu gibt es eine neu entwickelte Objektiv-Serie "XCD" mit integriertem Zentralverschluss und Autofokus. Zwei Objektive sollen zum Marktstart der X1D verfügbar sein: Ein 45 mm f/3.5 und ein 90 mm f/3.2. Zur Photokina werde bereits ein 30-Millimeter-Objektiv folgen, so Bengtsson. Er verspricht außerdem, dass alle H-Linsen mit der X1D arbeiten – mit Adapter versteht sich.

[Update, 22.06., 15:45] Das XCD 45 mm f/3.5 liegt bei etwa 2300 Euro, das XCD 90 mm f/3,2 bei etwa 2725 Euro.

Ganz offensichtlich will der Hersteller mit den kompakten Maßen und dem vergleichsweise moderaten Preis neue Kunden locken. Das ist auch bitter nötig: Der Markt für Mittelformakameras schrumpft seit Jahren stark. Nur noch wenige Player sind übrig. Platzhirsch Phase One sucht sein Heil in Extrem-Auflösungen von 100 Megapixeln. Ricoh setzt mit seiner Pentax-645Z auf ein preiswerteres Einsteiger-Modell für etwa 8000 Euro. Leica bedient mit der S diesen Nischenmarkt (rund 12.000 Euro). Hinzu kommt eine starke Konkurrenz vom digitalen Kleinbild- beziehungsweise Vollformat. Canon erreicht hier mit der 5DS-Serie ebenfalls eine Auflösung von 50 Megapixeln. Die Spiegelreflexkamera kostet dabei gerade einmal 3500 Euro. (ssi)