Alter Schwede! Hasselblad stellt spiegellose Mittelformatkamera X1D vor
Spiegellos, kein Sony-Klon und ein Mittelformatsensor: Mit der X1D will Hasselblad das Mittelformat handlich und bezahlbarer machen. Preis: gut 9000 Euro.
(Bild: Hasselblad)
Seit Tagen rasselte Hasselblad für seine neue Produktankündigung, die Gerüchteblogs reihten Meldung an Meldung. Nun ist es offiziell: Mit der X1D schickt der schwedische Hersteller eine spiegellose Systemkamera mit CMOS-Mittelformatsensor (43,8 × 32,9 mm) auf den Markt. Ihre Auflösung gibt er mit 50 Megapixeln an. Die Empfindlichkeit soll zwischen ISO 100 und ISO 25.600 liegen. Basis ist offenbar das Haus-eigene 50c-Rückteil.
Hasselblad X1D in Bildern (5 Bilder)

Beeindruckend sind die Maße der Mittelformatkamera von 150 mm × 98 mm × 71 mm, die vergleichsweise kompakt ausfallen: Laut Ove Bengtsson, Produkt Manager bei Hasselblad, hat man sich voll auf einen hohen Tragekomfort konzentriert. Tatsächlich soll sie in etwa so groß sein wie eine Leica M mit Vollformatsensor. Bengtsson sagt außerdem, die X1D würde so viel wiegen wie eine Packung schwedisches Knäckebrot: 725 Gramm – zugegeben schweres Knäckebrot. Auch der Preis überrascht für Hasselblad-Verhältnisse: 7900 Euro wird die Kamera zum Marktstart im August kosten, draufrechnen muss man allerdings noch die Mehrwertsteuer. Voraussichtlich liegt man dann also bei gut 9000 Euro.
Neue Objektivserie "XCD"
(Bild:Â Hasselblad)
Beim Handling orientiert sich Hasselblad nach eigenen Angaben am H6D-System. Ein elektronischer Sucher mit einer Auflösung von 2,36 Mio. Pixel (XGA) ist ebenso an Bord wie ein Touchdisplay mit einer Auflösung von 920.000 Pixel (VGA). Dazu kommen zwei SD-Kartenlots und USB 3.0. Videos nimmt die X1D in Full-HD-Auflösung laut Hasselblad mit 25 Bildern pro Sekunde auf.
Dazu gibt es eine neu entwickelte Objektiv-Serie "XCD" mit integriertem Zentralverschluss und Autofokus. Zwei Objektive sollen zum Marktstart der X1D verfügbar sein: Ein 45 mm f/3.5 und ein 90 mm f/3.2. Zur Photokina werde bereits ein 30-Millimeter-Objektiv folgen, so Bengtsson. Er verspricht außerdem, dass alle H-Linsen mit der X1D arbeiten – mit Adapter versteht sich.
[Update, 22.06., 15:45] Das XCD 45 mm f/3.5 liegt bei etwa 2300 Euro, das XCD 90 mm f/3,2 bei etwa 2725 Euro.
Mittelformatmarkt unter Druck
Ganz offensichtlich will der Hersteller mit den kompakten Maßen und dem vergleichsweise moderaten Preis neue Kunden locken. Das ist auch bitter nötig: Der Markt für Mittelformakameras schrumpft seit Jahren stark. Nur noch wenige Player sind übrig. Platzhirsch Phase One sucht sein Heil in Extrem-Auflösungen von 100 Megapixeln. Ricoh setzt mit seiner Pentax-645Z auf ein preiswerteres Einsteiger-Modell für etwa 8000 Euro. Leica bedient mit der S diesen Nischenmarkt (rund 12.000 Euro). Hinzu kommt eine starke Konkurrenz vom digitalen Kleinbild- beziehungsweise Vollformat. Canon erreicht hier mit der 5DS-Serie ebenfalls eine Auflösung von 50 Megapixeln. Die Spiegelreflexkamera kostet dabei gerade einmal 3500 Euro. (ssi)