Offshore-Windkraft ersetzt Offshore-Ölförderung

Während fossile Öl- und Gasfelder in der Nordsee aufgrund sinkender Preise aufgegeben werden, gibt es einen Boom bei Offshore-Windkraft. Entscheidend dafür ist die Unterstützung aus der Politik.

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Offshore-Windkraft ersetzt Offshore-Ölförderung
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Sascha Mattke

Angesichts von Ölpreisen von nur noch rund 50 Dollar pro Barrel könnten in diesem Jahr volle 50 Öl- und Gasfelder in der Nordsee geschlossen werden, prognostiziert die Beratungsfirma Wood Mackenzie. Selbst wenn sich der Ölpreis bis auf 85 Dollar pro Barrel erholt, dürften Ölunternehmen in den nächsten fünf Jahren demnach 140 Nordsee-Felder aufgeben. Gleichzeitig aber gibt es einen Boom bei Offshore-Windkraft, von dem Küstenstädte ebenfalls stark profitieren können, berichtet Technology Review online in "Von Offshore-Öl zu Offshore-Windkraft".

Aberdeen in Schottland etwa war viele Jahre lang das Zentrum der britischen Offshore-Öl- und Gasindustrie. Jetzt befindet sich die Stadt inmitten einer Energiewende, bei der die Nordsee von einem Reservoir für fossile Brennstoffe zum wichtigsten Standort für Offshore-Windkraft weltweit wird. In der Nordsee sind bereits 3000 Offshore-Windräder mit einer Gesamtleistung von rund 10 Gigawatt in Betrieb. Bis 2030 sollen pro Jahr durchschnittlich 4 weitere Gigawatt hinzukommen, so dass die Gesamtkapazität auf 60 Gigawatt steigen würde. Heute macht Offshore-Windkraft etwa 1,5 Prozent der gesamten Stromerzeugung in Europa aus. Bis 2030 dürfte dieser Anteil auf 7 Prozent steigen, sagt der Branchenverband WindEurope voraus.

Möglich ist dieser Boom nur, weil Regierungen Offshore-Strom großzügig fördern. Das kanadische Unternehmen Northland Power ist der Hauptentwickler für das 2,8 Milliarden Euro teure Gemini-Projekt vor der niederländischen Küste; er hat einen Vertrag über die Belieferung des niederländischen Stromnetzes für 162 Euro pro Megawattstunde über 15 Jahre abgeschlossen – weitaus mehr, als im Großhandel zu erzielen wäre. Ohne staatliche Preisstützung wäre der Windpark "absolut nicht gebaut worden", sagt Boris Balan, Leiter Geschäftsentwicklung Europa bei Northland.

[Korrektur, 5.7.2016, 11.10 Uhr: In der vorherigen Fassung dieser Meldung waren die Angaben zu Kilowatt- bzw. Megawattstunde durcheinander gekommen. Richtig ist, dass der Vertrag über die Belieferung des niederländischen Stromnetzes über 162 Euro pro Megawattstunde über 15 Jahre abgeschlossen ist. jle]

Mehr dazu bei Technology Review online:

(sma)