Experten erwarten härtere Kämpfe um Hightech-Metalle

Smartphones, Mikrochips, Elektroautos, Fernseher, Windräder – keines dieser Produkte kam bisher ohne Seltene Erden aus. Die Kosten für die Hightech-Metalle könnten nach einer längere Entspannungsphase erneut zulegen.

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Experten erwarten härtere Kämpfe um Hightech-Metalle

Abbaustellen, Lagerstätten und Vorkommen mit einem erhöhten Anteil (> 15 %) von schweren Seltenen Erden. Zu ihnen gehören Terbium und Dysprosium.

(Bild: bgr.bund.de)

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Experten rechnen wieder mit härteren Kämpfen um die Versorgung mit wichtigen Metallen für die Herstellung von Computern und Smartphones. Das gilt etwa für den Akku-Rohstoff Lithium sowie für die Seltenen Erden Dysprosium und Terbium, die in Elektromotoren und Handys verwendet werden. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ergab: Bis 2035 dürfte über das Doppelte der heute verfügbaren Produktion nötig sein, um den Bedarf zu decken.

Die Untersuchung wurde am heutigen Montag auf einer Fachtagung in Berlin vorgestellt. Sie wurde von der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) in Auftrag gegeben, die die internationalen Rohstoffmärkte im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums analysiert.

Bedarf unterschiedlicher Rohstoffe für ausgewählte Zukunftstechnik (Schätzungen für 2013 und 2035) im Vergleich zur Primärproduktion im Jahr 2013

(Bild: Deutsche Rohstoffagentur)

Die Nachfrage nach Hightech-Metallen – und damit die Preisentwicklung – könnte wieder zunehmen, schätzen die Autoren, die etwas mehr als 160 wichtige Techniken etwa auf ihren Rohstoffbedarf prüften. Weil viele Hightech-Waren neben Seltenen Erden zahlreiche andere Komponenten enthalten, ist es schwer zu sagen, wie stark sich das auf den Preis von Endprodukten auswirkt.

Zuletzt hatten sich die weltweit knappen Metalle, die unter anderem auch in LCD-Bildschirmen und Energiesparlampen stecken, wieder spürbar verbilligt – nach teils drastischen Preiszuwächsen in den Jahren zuvor. Von 2006 bis 2011 war Dysprosium, das etwa in der Lasertechnik verwendet wird, um das Vierzigfache teurer geworden.

"Nachfrageimpulse, beispielsweise durch die Elektromobilität oder Superlegierungen in der Luft- und Raumfahrt, werden die Märkte für Sonder- und Nebenmetalle in den kommenden Jahren stark bewegen", warnte der Rohstoffwirtschaftsexperte der DERA, Torsten Brandenburg. Dies sei für die importabhängige deutsche Industrie ein zentrales Thema. Wichtiger würden daher Strategien, die Folgen durch mehr Recycling, alternative Materialien oder neue Lieferpartnerschaften abzumildern. Dies müsse man sich "zur Gewährleistung einer sicheren Rohstoffversorgung" klar machen, betonte DERA-Chef Peter Buchholz.

Der Weltmarkt für Seltene Erden ist extrem schwankungsanfällig. Eine eingebrochene Nachfrage vor allem nach den schwereren Elementen hatte in den vergangenen Jahren die vorherigen Preisüberschüsse abgebaut – auch weil für einige Stoffe etwa in der Auto-, Maschinenbau- oder Leuchtmittel-Industrie Ersatzstoffe gefunden wurden. Die Hoffnung auf neue Abbaustätten außerhalb des Hauptlieferlandes China wich oft der Ernüchterung, 2015 ging etwa mit dem Unternehmen Molycorp der letzte Förderer innerhalb der USA in die Insolvenz. China hatte nach einem Streit in der Welthandelsorganisation zudem seine Exportbeschränkungen beendet. (anw)