Musikverleger fordern globale Lizenzierung von Musik im Web
Die internationalen Musikverleger wollen die Lizenzierung und Verwertung von Musik im Internet nicht mehr innerhalb der nationalen Grenzen abhandeln.
Die internationalen Musikverleger fordern die weltweite Lizenzierung und Verwertung von Musik im Internet. "Dies darf nicht mehr national organisiert werden, sondern muss international geschehen", sagte der Präsident von BMG Music Publishing im Bertelsmann-Konzern, Nicholas Firth, am heutigen Dienstag auf der Musikmesse Midem in Cannes. Das größte Repertoire an guter Musik sei für Verleger und Plattenfirmen wertlos, wenn sie keine Lizenz besäßen, ergänzte Irwin Robinson, Geschäftsführer von Famous Music Publishing . "Wir müssen endlich globale Online-Lizenzierung einführen."
Momentan verdiene die Musikindustrie noch kein Geld im Web. "Es sind Musik-Piraten, also Diebe, und Pornographie-Anbieter, die Geld im Web machen – das müssen wir ändern", sagte Firth. Die Plattenindustrie beharre aber immer noch auf ihrem alten Geschäftsmodell, dem Plattenverkauf. Dieser könne auch in nationalen Grenzen geregelt werden. "Aber im Internet reden wir nicht über Hardware, sondern über Software." Und diese sei über das Web weltweit verfügbar; nationale Gesetze, Rechte und Strategien reichten nicht mehr aus.
Die Verwertungsgesellschaften arbeiteten noch im nationalen Rahmen. So schüttet die GEMA Gelder für Musikaufführungen im deutschsprachigen Raum aus. Findet eine Aufführung aber in einem anderen Land statt, ist sie nicht direkt zuständig. Da das Internet aber keinen Standort hat und Web-Ereignisse weltweit stattfinden, sei die Frage zu klären: Wo werden die Rechte wahrgenommen – am Standort des Providers, im Land des jeweiligen Downloads oder am Sitz des Rechteinhabers? Außerdem müsse jedes Musik-File eindeutig identifizierbar sein, damit man wisse, wer berechtigt sei, Lizenzgebühren zu verlangen – und wo. Diese Fragen müssten schnell geklärt werden, sagte Robinson. Sonst könne es sein, dass die Politik den Gesellschaften und Verlegern die Entscheidung aus der Hand nehme.
Es sei auch nötig, die Gelder schneller an die Lizenzgeber auszuschütten. "In der modernen Informationsgesellschaft kann man Musik im Internet per Knopfdruck sofort hören und abgerechnet wird online. Aber die Autoren bekommen ihr Geld erst 18 Monate später – wenn sie Glück haben", kritisierte Crispin Evans von Universal Music Publishing.
Der Vizepräsident der GEMA, Jürgen Becker, sieht die Verwertungsgesellschaften aber auf dem richtigen Weg. Mit einer Ende vergangenen Jahres geschlossenen Vereinbarung der großen Verwertungsgesellschaften, die zusammen mehr als 100 Länder abdecken, sei nun der Weg zu einer weltweiten Inanspruchnahme von Rechten geebnet. Diese Vereinbarung sehe vor, dass die Rechte eines Lizenzinhabers dort abgegolten werden, wo er seinen Hauptsitz hat – egal, wo seine lizenzierte Musik aufgeführt, abgespielt oder heruntergeladen wird. Außerdem wolle man ein System globaler Lizenzierung schaffen. (Patrick T. Neumann, dpa) / (jk)