Pokémon Go: Gedenkstätten wollen keine Spielplätze sein

Unter anderem das Holocaust-Museum in Washington, DC, freut sich nicht über die Pokémon-Spieler in seinen Hallen. Es möchte gerne vom Spiel ausgenommen werden. Beim AR-Spiel Ingress gab es in Deutschland bereits ähnliche Probleme.

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Plakat "Think about what you saw" des Holocaust Museums

Ein Plakat des Holocaust-Museums in Washington, DC

(Bild: Son of Groucho CC BY 2.0)

Lesezeit: 2 Min.

Das Holocaust-Musem in der US-Hauptstadt Washington möchte gerne vom Pokémon-Go-Spiel verschont bleiben. "Das Spiel im Museum zu spielen ist nicht angemessen. Es ist ein Ort der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus", sagte Museumssprecher Andrew Hollinger zur Washington Post, "Wir versuchen, herauszufinden, ob wir das Museum aus dem Spiel ausnehmen lassen können." Derzeit befinden sich in der Gedenkstätte drei sogenannte Pokéstops.

Nachbau eines Güterwaggons, wie sie zur Deportation in Konzentrationslager benutzt wurden

(Bild: zenobia_joy CC BY 2.0)

Das Augmented-Reality-Spiel boomt, und leider gehen zahlreiche Besucher im Museum auf die Jagd nach den virtuellen Pokémons. Im Internet kursiert ein Bild, auf dem ein Pokémon namens Koffing (zu Deutsch: Smogon) in einem Bereich des Gebäudes zu sehen ist, in dem Berichte von Gaskammer-Überlebenden gezeigt werden. Im Spiel speit Koffing giftige Gase. Das Koffing-Bild könnte eine Fotomontage sein.

Selbst wenn: Die Tatsache, dass Koffing oder andere Ungeister jederzeit dort auftauchen könnten, bereitet der Museumsverwaltung Sorgen. Ähnliches gilt für die Verwalter des Arlington-Ehrenfriedhofs in Washington: Sie forderten die Besucher bei Twitter auf, das Spielen von Pokemon Go sein zu lassen, weil es unangemessen sei.

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Niantic - damals noch als Google-Tochter - hatte im vergangenen Jahr schon ähnlichen Ärger in Deutschland. In dem Augmented-Reality-Spiel Ingress wurden einiger der Portale, um die Nutzer kämpfen müssen, bei ehemaligen Nazi-Konzentrationslagern platziert. Nach Kritik wurden sie schnell aus der Nähe der Gedenkstätten entfernt. Pokémon Go greift auch auf Datenbanken von Ingress zurück.

Auch für Pokémon-Go-Spieler gilt: Im Wort Gedenken steckt das Wort Denken. Nicht überall, wo man spielen könnte, sollte man sich dazu hinreißen lassen.

Denken sollte beim Spielen von Pokémon Go aber auch sonst eine Rolle spielen: Die Polizei der A&M University in Texas meldete einen Auffahr-Unfall im Zusammenhang mit dem Spiel. Ein Fahrer stellte seinen Wagen regelwidrig ab, um auszusteigen und ein Pokémon zu fangen, wie die Polizei bei Twitter erklärte. Ein anderes Auto fuhr von hinten auf. (ds)