Pro & Contra: Sind Software-Abos die Zukunft?

Adobe hat es mit der Creative Suite angefangen, Microsoft zog mit Office nach, und künftig bieten auch Apples App Stores Abos an. Wollen wir das wirklich?

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Artikel aus Mac & i Heft 4/2016, Seite 39

Thomas Kaltschmidt meint, Software-Abos haben einige unbestreitbare Vorteile.

Lange Zeit habe ich mich mit Händen und Füßen gegen Software-Miete beziehungsweise -Abos gewehrt. Inzwischen überwiegen die Vorteile, finde ich. Insbesondere die einfache Installation und Wartung, bei Adobe und Microsoft sogar Cross-Plattform, sparen viel Zeit und Ärger. Lizenzgefrickel gibt es bei Programmen aus dem App-Store selbst dann nicht, wenn man sie auf mehreren Macs installiert. Anwender, die Software langfristig nutzen, sollten auch bereit sein, einen monatlichen Obolus dafür zu entrichten.

Entwickler können ihre Einkünfte besser planen und erhalten zugleich unmittelbares Feedback über den Erfolg ihrer Apps. Auch der Nutzer profitiert von einer niedrigen Einstiegsschwelle und kann so normalerweise recht teure Angebote ein bis zwei Monate ausprobieren – ganz ohne Einschränkungen, Demo de luxe. Das ist das Schöne, zumindest an App-Store-Abos: Sie lassen sich monatlich beenden und man geht keine längere Bindung ein, wie das bei der Konkurrenz gerne üblich ist. Entwickler verdienen es zudem, auch für aufwendige Anpassungen an neue Systemversionen entlohnt zu werden. Bislang gehen sie hier leer aus, zumal es bezahlte Updates auch im „App Store 2.0“ nicht geben wird. Die langfristige Kundenbindung wird für sie attraktiver, Apple kassiert nach einem Jahr nur noch die Hälfte an Provision.

Eine Einladung zum Ausruhen wird das Abo-System für kleine Entwickler eher nicht, im Gegenteil. Kein Abonnent lässt sich mit schlechten Inhalten oder lauwarmen Neuerungen abspeisen. Gerade weil Apple das Kündigen so einfach macht, werden sich die Entwickler viel Mühe geben, ihre App-Abos auch mit guten neuen Funktionen zu füllen, sonst sind die Abonnenten ganz schnell wieder weg. (thk)

Stephan Ehrmann hält App-Abos für so verzichtbar wie In-App-Käufe.

Machen wir uns nichts vor: Apple wird sicherlich nicht auf einer übersichtlichen Liste das Kündigen vieler Abos gleichzeitig erlauben, sondern verlangen, dass man das für jede App separat erledigt. Schließlich verliert auch Apple Geld, wenn App-Abos enden.

Ich glaube, Abos sind ein weiterer Pflock ins Herz des App Store mit seinen einst hehren Absichten. So wie schon die In-App-Purchases in erster Linie den Entwicklern und Apple teils unverschämt viel Geld in die Taschen spülen, sind auch bei den Abos die Nutzer die Leidtragenden. Sie haben gar nicht die Wahl zwischen einem Einmalkauf und einem Abo für dieselbe App: Wer nicht regelmäßig bezahlt, kann die App nicht nutzen. Selbst wenn man jahrelang brav Abogebühren entrichtet hat, kann man nicht irgendwann damit aufhören, wenn der Funktionsumfang genügt. Kündigt man, stellt die App ihren Dienst ein. Microsoft und Adobe sind für mich keineswegs Vorbilder: Auch wenn die sich regelmäßig neue Funktionen für Office und Creative Suite einfallen lassen, brauche ich diese doch großenteils gar nicht. Die scheinbar niedrigen Abogebühren sind bei Lichte betrachtet nichts anderes als ein Lockvogelangebot.

Wer es einmal abgeschlossen hat, vergisst das Abo leicht. Unterm Strich kommen viel höhere Beträge zusammen als bei einem Einmalkauf, genau wie bei den In-App-Käufen. Obendrein wird die Software durch Abos aufgebläht und überfrachtet, was sie langsam und fehleranfällig macht. Viele Nutzer werden schon aus bloßem Argwohn keine Abos abschließen, weil sie fürchten, dass ihnen die Kosten über den Kopf wachsen und sie den Überblick verlieren. Abos ergeben Sinn bei Inhalten, für Netflix & Co. zahle ich bereitwillig monatliche Gebühren. Bezahlte Upgrades im App Store – von den Entwicklern sehnlich erhofft – wären eine gute Idee gewesen. Software-Abos sind es nicht. (se)

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