Viag Interkom will Kompensation für hohen UMTS-Preis
Viag Interkom will in einem Spitzengespräch mit Bundeswirtschaftsminister Müller eine teilweise Kompensation für die hohen Belastungen aus dem Erwerb der UMTS-Lizenzen erreichen.
Viag Interkom will in einem Spitzengespräch mit Bundeswirtschaftsminister Werner Müller eine teilweise Kompensation für die hohen Belastungen aus dem Erwerb der UMTS-Lizenzen erreichen. Dies müsse nicht immer Geld sein, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Maximilian Ardelt, am Mittwoch in Berlin. Erforderlich sei eine Gleichbehandlung der Telekom-Unternehmen auf EU-Ebene und mehr Spielraum bei der Verwendung der Lizenzen. Die durch die unterschiedlich hohen Lizenzbelastungen in Europa entstandenen Wettbewerbsverzerrungen sollten erträglicher gestaltet werden.
Schon Mitte Oktober hatte sich Viag Interkom den Forderungen Mobilcoms angeschlossen, einen Teil der Lizenzgebühren zurück zu erhalten. Dabei gehe es um sechs Milliarden Mark. Dies sei der "überschießende Betrag", um den sich das Auktionsergebnis für Viag Interkom nach dem Ausscheiden von debitel noch erhöht habe. Mit dieser Summe sei der Zukunftsgewinn weit gehend abgeschöpft worden. Im Anschluss an die UMTS-Auktion hatte es teilweise heftigen Streit unter den beteiligten Bietern gegeben, da sich nach dem Ausscheiden von debitel die verbliebenen Firmen mit einem weit geringeren Endbetrag aus der Auktion hätten gehen können. Der Telekom wurde vorgeworfen, dies dadurch verhindert zu haben, dass sie weiter für drei Frequenzpakete geboten habe. Mobilcom warf dem Ex-Monopolisten vor, er habe in einem Interessenkonflikt gestanden. Mobilcom selbst will die Rechtmäßigkeit der UMTS-Auktion in Deutschland gerichtlich prüfen lassen.
Das Auktions-Verfahren, das die Branche insgesamt fast 100 Milliarden Mark kostete, sei rechtlich ungewöhnlich gewesen, kritisierte nun auch Ardelt laut dpa. Es sei so angelegt gewesen, dass man sich "durch höhere Gebote weniger Wettbewerber erkaufen konnte". In der Entscheidung, UMTS-Lizenzen nicht zu erwerben, seien nur jene Gesellschaften wirklich frei gewesen, die über kein Netz verfügten. Für Viag Interkom hätte der Verzicht auf eine Folgelizenz letztlich die Geschäftsaufgabe bedeutet.
Zu den nun von Viag Interkom geforderten kompensatorischen Maßnahmen sollte auch gehören, dass bei der Verwendung der Lizenzen größere Eigentümerrechte eingeräumt würden, meinte Ardelt. So könnten diese im Unterschied zu Großbritannien in Deutschland nicht verkauft werden. Der Bund sollte ferner für die Anwendung der neuen Technologie massiv Mittel bereitstellen und zusammen mit den Ländern die Akzeptanz im Lande fördern. Es sei schwierig, in Gemeinden Standorte zu finden und auszurüsten.
Die ganze Branche habe durch das Auktionsverfahren einen Dämpfer erhalten, ist Ardelt überzeugt. Jetzt würden ihre Wachstumsaussichten kurz- und mittelfristig reduziert und weniger Arbeitsplätze entstehen. Es sei in großem Umfang Geld abgeschöpft worden bevor überhaupt ein Markt mit Einnahmen da sei. Dies werde nicht vor zwei bis drei Jahren sein. Viag Interkom werde über die Einschränkung von Aktivitäten nachdenken, um sich voll auf UMTS zu konzentrieren.
Viag Interkom hat seine Lizenz für 16,52 Milliarden Mark ersteigert. Die jährlichen Zinsbelastungen belaufen sich auf rund eine Milliarde Mark. Bei einem Umsatz von 1,7 Milliarden Mark machte das Münchner Unternehmen 1999 noch einen Verlust von 1,5 Milliarden Mark. 2001 will es Gewinne erwirtschaften. (jk)