Bus ohne Fahrer

In Holland sollen automatische E-Kleinbusse Studenten von Tür zu Tür bringen.

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Von
  • Hans Dorsch

Eigentlich sollte dieser Beitrag mit dem Augenzeugenbericht über die Mitfahrt in einem der ersten selbstfahrenden Busse der Welt beginnen: Seit Juli drehen zwei elektrische Kleinbusse in den Niederlanden autonom auf dem Campus der Universität Wageningen ihre Runden. Die beiden WEpods – die Großbuchstaben stehen für die Städte Wageningen und Ede, zwischen denen die Pods genannten Fahrzeuge künftig verkehren sollen – benötigen weder Fahrer, Gaspedal noch Bremse. Sie sind sogar schon auf öffentlichen Straßen unterwegs, allerdings zunächst nur mit einer Geschwindigkeit von 25 Stundenkilometern. Die Busse haben sechs Sitzplätze und Raum für zwei Rollstühle.

Ein Software-Update am Tag des Ortstermins erlaubt jedoch nur eine unspektakuläre manuell gesteuerte Fahrt. Testingenieur Ehetasham Tahir lenkt das würfelförmige Gefährt diesmal mit einem Joystick. Aber auch bei autonomen Fahrten begleitet er die Touren mit der Hand am Stoppschalter. Das verlangt die Niederländische Verkehrssicherheitsbehörde, bis die Gesetze angepasst sein werden.

3,4 Millionen Euro hat die Provinz Gelderland in die Entwicklung des Projekts unter Führung der TU Delft im Rahmen des Public-private-Partnerships mit der Dutch Automated Vehicle Initiative (DAVI) investiert: Bisher seien die Mitfahrer von autonomen Fahrten begeistert, berichtet Projektleiterin Marieke Kassenberg. Bei anderen muss noch Vertrauen aufgebaut werden: Nach dem tödlichen Unfall mit dem Tesla-Autopiloten in den USA gab es Anrufe besorgter Eltern. Denn ab Herbst sollen die Pods auf dem Weg zur zehn Kilometer entfernten Bahnstation Ede autonom ein Wohngebiet durchqueren. Daher findet nun ein Informationstag statt. "Dann können die Anwohner mitfahren oder auch einen Ball vor den Bus werfen, um zu sehen, was passiert."

Technisch gesehen sorgt ein Lasersystem aus Deutschland dafür, dass die Pods auch bei unzuverlässigem GPS-Signal sicher die Spur halten. Die SLAM-Technik (Simultane Lokalisierung und Kartenerstellung) fertigt dazu permanent Bilder von der Straße an und vergleicht sie mit gespeicherten Daten. Außerdem installierte man weitere Radar- und Ultraschallsensoren, Kameras und Laser: Die Objekterkennung verarbeitet sämtliche so gewonnenen Informationen und unterscheidet etwa Bäume von Personen.Bei kleinen Menschen geht das System von Kindern aus und erwartet entsprechend unzuverlässige Bewegungen.

Die Minibusse des französischen Herstellers EasyMile werden vom kommenden Monat an auch in Japan eingesetzt: Dort will das Unternehmen DeNA (TR 12/2015) sie künftig auf Privatstraßen, in Einkaufszentren sowie auf dem Gelände von Universitäten und Fabriken fahren lassen. Auch die Schweiz liebäugelt mit autonomen Bussen; derzeit verkehren zwei Fahrzeuge der Schweizer Post in Sitten, im Kanton Wallis. Dass Bürger solche alternativen Transportmittel begrüßen, zeigt nicht zuletzt der autonome Bus Olli des amerikanischen Fahrzeugentwicklers Local Motors: Er ist das Ergebnis des Ideenwettbewerbs Urban Mobility Challenge Berlin 2030. (bsc)