Startups: Berlin nicht mehr Europas Risikokapital-Hauptstadt

Im ersten Halbjahr 2016 fiel Berlin mit 520 Millionen an Investorengeldern für Startups hinter London, Paris und Stockholm zurück. Auch deutschlandweit waren Investoren weniger spendabel. Dafür stieg die Zahl der Finanzierungsrunden.

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Internet-Startups

(Bild: dpa, Emily Wabitsch)

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Berlin steht in Sachen Risikokapital-Investitionen nicht mehr an der Spitze der europäischen Städte. Im ersten Halbjahr 2016 flossen in der Stadt 520 Millionen Euro, womit die deutsche Hauptstadt hinter London (1,3 Milliarden Euro), Stockholm (1,0 Milliarden) und Paris (673 Millionen Euro) zurückfällt. Das geht aus dem Startup-Barometer der Beratungsgesellschaft Ernst & Young hervor, das halbjährlich aktualisiert wird.

Im Vorjahreszeitraum erreichte Berlin mit 1,5 Milliarden Euro noch deutlich vor London mit 1,0 Milliarden Euro den Spitzenplatz. Als einzige weitere deutsche Stadt ist aktuell München auf Platz acht in den Top-Zehn vertreten – mit einem Kapitalvolumen von 182 Millionen Euro. Im Bundesländervergleich führt Berlin nach wie vor mit deutlichem Abstand.

Der Brexit scheint kurzfristig noch keine Auswirkungen auf die Londoner Startupszene zu haben. Mittelfristig rechnen die Berater von Ernst & Young aber mit deutlichen Verschiebungen, von denen Berlin und Frankfurt profitieren könnten. Insbesondere bei Fintech-Unternehmen, also auf Finanzdienstleistungen fokussierten Startups, könnte der bessere Zugang zur EU ein wichtiger Faktor bei der Standortwahl werden. London ist derzeit noch führend in diesem Bereich.

Auch deutschlandweit fiel die Summe des in Startups geflossenen Kapitals: 957 Millionen Euro waren es demnach im der ersten Jahreshälfte 2016, im Vorjahreszeitraum waren es noch fast 2 Milliarden Euro. Damit wird das zuletzt führende Deutschland von Großbritannien (2,2 Milliarden Euro) und Schweden (1,0 Milliarden Euro) überholt.

Schweden beziehungsweise Stockholm verdankt seine Platzierung vor allem mehrerer, über 900 Millionen Euro schwerer Finanzierungsrunden des Musikstreaming-Dienstes Spotify. Aber auch der letztjährige Spitzenplatz Deutschlands war laut Ernst & Young Einmaleffekten geschuldet: Unter anderem hatte Investor Rocket-Internet hatte das frische Kapital aus dem Börsengang von 2014 für einen millionenschweren Einstieg beim Lieferstartup Delivery Hero genutzt.

Entsprechend sei die geschrumpften Summen auch nicht so negativ zu bewerten. Denn zugleich sei die Zahl der Finanzierungsrunden, die Investoren und Gründer zusammenbringen, zum Vorjahr um 60 Prozent auf nunmehr 249 gestiegen. "Das zeigt, dass deutsche Jungunternehmen für Investoren so attraktiv sind wie nie zuvor“, sagte Peter Lennartz von Ernst & Young.

Der größte Deal war die Investitionen in Spotify, darauf folgen der britische Flugsuchdienst Skyscanner (177 Millionen Euro) und das irische Fintech-Startup Future Finance Loan (154 Millionen Euro). Spitzenreiter in Deutschland ist Soundcloud mit 62 Millionen Euro; insgesamt floss mit 229 Millionen Euro das meiste Risikokapital in Deutschland für Fintech-Startups. (axk)