Paypal-Alternative Paydirekt: Kleine Erfolge, große Baustelle

Mit Paydirekt wollten deutsche Banken ihren Kunden einen eigenen Zahldienst für Einkäufe im Internet bieten. Doch ein Jahr nach den ersten Gehversuchen hinkt er dem Konkurrenten Paypal nach wie vor hinterher.

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(Bild: dpa, Arno Burgi/Symbolbild)

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Am heutigen Dienstag jährt sich die erste Transaktion des deutschen Bezahldienstes Paydirekt, mit dem die deutschen Banken Paypal Paroli bieten wollen. Im November lief der Online-Zahldienst dann langsam an und arbeitet sich seitdem an zwei Fronten ab – der Gewinnung von Händlern und von Nutzern. Immerhin zwölf große Händler "mit einem jährlichen Gesamtumsatz von 1,3 Milliarden Euro“ kann Geschäftsführer Niklas Bartelt aktuell dazu verbuchen, womit es in Deutschland insgesamt 160 Akzeptanzstellen für die Paypal-Alternative sind.

Neuzugänge sind der Internet-Shop der Deutschen Post und des Modehändlers Adler sowie der Optikversand Linsenplatz.de, der Bürobedarfshändler Drucker.de und der Badshop Reuter.de. Die Drogeriemarktkette dm plane ebenfalls teilzunehmen. Sie sollten bis zum Weihnachtsgeschäft an Paydirekt angebunden werden. Der Handelsriese Metro etwa mit seinen Marken Media Markt und Saturn will erst bis zum Weihnachtsgeschäft dazustoßen.

Paydirekt ist ein Gemeinschaftsprojekt der deutschen Kreditwirtschaft, das Paypals Übermacht im Online-Shopping brechen soll. Große Privatbanken, Volksbanken und Sparkassen sind alle mit an Bord. Die Nutzer sollen damit direkt von ihrem Girokonto schnell und einfach Käufe bezahlen können. Die Daten bleiben somit bei der Hausbank und auf Servern in Deutschland, verspricht Paydirekt. Käuferschutz, automatische Altersverifikationen und Betrugsschutz für Händler sind Teil des Pakets.

Unter den Nutzern scheint die Begeisterung über das Angebot eher verhalten zu sein: Inzwischen 600.000 Bankkunden hätten sich freigeschaltet, jede Woche kämen laut Paydirekt 5000 neue hinzu. Im April, als auch die verspäteten Sparkassen begannen, den Dienst anzubieten, waren es noch 250.000. Das Gemeinschaftsunternehmen der deutschen Banken sieht aber prinzipiell jeden der rund 56 Millionen deutschen Girokonto-Kunden als potenziellen Nutzer – hier ist also noch recht viel Luft nach oben.

Zum Vergleich: Der seit 2004 auf dem hiesigen Markt präsente Platzhirsch Paypal wird in Deutschland bei rund 50.000 Händlern akzeptiert. Die Nutzerzahl liegt bei rund 17,2 Millionen, der Gesamtanteil am Onlinezahlungsmarkt wird meist auf über 20 Prozent geschätzt.

Händlerakzeptanz und Zugewinne bei den Nutzerzahlen sagen natürlich nur bedingt etwas darüber, ob mit einem Dienst auch tatsächlich bezahlt wird. In Sachen abgewickelter Transaktion und Eurovolumina lässt sich Paydirekt nicht in die Karten schauen. Jüngst machten wenig positive Zahlen aus einer geleakten Präsentation der Sparkassen-Projektgesellschaft die Runde. So hätten die 140.000 für Paydirekt freigeschalteten Sparkassenkunden damit im Juli etwas um die 450 Transaktionen pro Woche getätigt, schrieb der daraus zitierende Branchenkenner Hanno Bender.

Paydirekt kommentierte die Zahlen nicht. Paypal nannte auf Anfrage keine Vergleichszahlen für Deutschland; beim Konkurrenten Sofortüberweisung seien es rund 1,26 Millionen Bezahltransaktionen pro Woche – drei Viertel davon aus Deutschland. Der Bezahldienst der Sofort GmbH soll einen Marktanteil von 2,5 Prozent der deutschen E-Commerce-Zahlungen haben.

Letztlich steht Paydirekt vor einer Zwickmühle: Kunden nutzen den Dienst nur, wenn sie bei genug Händlern damit zahlen können – Händler bieten es nur an, wenn die Nutzerzahlen gewichtig genug sind. In der Wirtschaftspresse ist schon von einem Flop und Versagen der Banken die Rede. Die FAZ spricht von zu hohen Gebühren, um für Händler eine attraktive Konkurrenz zu Paypal sein.

Hinzu kommt, dass Händler ihre Gebühren mit den sieben teilnehmenden Banken und Bankengruppen selbst separat aushandeln müssen. Die Banken hatten das dem Bundeskartellamt vorgeschlagen, wohl um kartellrechtlichen Bedenken gegen Paydirekt vorzubeugen. Auch das Modell, den Händlern die Verhandlungen über eine Anbindung an Payment-Service-Provider abzunehmen, scheint die Sache nur bedingt zu beschleunigen.

Ein kurzfristiges Rezept, wie Paydirekt sein Henne-Ei-Problem lösen kann, ist nicht in Sicht. Wie die gescheiterten Clickandbuy und Yapital zeigen, wäre es auch nicht der erste Bezahldienst, der sich an Paypal die Zähne ausbeißt. Momentan sei wichtig, Händler zu gewinnen, sagte Geschäftsführer Bartelt, vor allem "Top-Händler" stünden im Fokus. Ab Herbst werde Paydirekt verstärkt Werbung an Endkunden richten, um die Zahl der Nutzer zu steigern. "Im Weihnachtsgeschäft wollen wir ein bedeutsamer Anbieter sein.“ Insgesamt sieht man sich bei Paydirekt in allen Bereichen "gut auf Kurs“. (mit Material der dpa) / (axk)