Angeblich massive Jobverluste durch Digitalisierung und Automatisierung

Eine düstere Prognose für den Arbeitsmarkt hat die Meta-Jobsuchmaschine Joblift erstellt: Danach können neu entstehende Arbeitsplätze in der Automatisierungsindustrie die prognostizierten Verluste nicht einmal ansatzweise kompensieren.

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Jobs durch Digitalisierung

(Bild: dpa, Ralf Hirschberger)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jürgen Diercks

Zahlreiche Jobs – und dazu gehören nicht nur geringqualifizierte – könnten in den nächsten Jahren komplett wegfallen und durch digitalisierte Arbeitsprozesse und Automatisierungstechnik ersetzt werden. Zu diesem Ergebnis kommen diverse Studien, die versuchen, die künftige Arbeitswelt zu errechnen. Selbstverständlich gibt es auch zahlreiche Untersuchungen, die genau das Gegenteil behaupten. Die Sache ist also höchst umstritten, was auch daran liegen mag, dass das Schauen in die Zukunft immer noch keine exakte Wissenschaft ist, auch wenn die Zahlenspiele oftmals anderes suggerieren.

Die Metajobsuchmaschine Joblift hat nun aus ihrem Zahlenmaterial die Stellen analysiert, die im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) und Robotik in Deutschland entstehen könnten. Die Hochrechnung zeigt: Diese Jobs dürften lediglich fünf Prozent der wegfallenden Stellen in den nächsten zehn Jahren ersetzen. 52 Prozent der Arbeitsplätze in diesem Umfeld seien außerdem im wirtschaftsstarken Süddeutschland ausgeschrieben, was der Sache zusätzliche Dramatik verleiht. Hinzu kommt, dass die entstehenden Stellen zum Großteil für qualifizierte Fachkräfte, vor allem in der IT, in Frage kommen. Die zunehmende Automatisierung und Robotisierung der Industrie könnte die regionalen sowie die mit dem Ausbildungsgrad zusammenhängenden Unterschiede auf dem deutschen Arbeitsmarkt also stark verschärfen.

Derzeit listet Joblift 1447 Jobs, die sich mit KI oder Robotik beschäftigen. Nimmt man alle Stellen im Bereich Automatisierung hinzu, ergeben sich 13.600 aktive Jobausschreibungen. Durchschnittlich wurden in diesen Bereichen monatlich 6708 neue Jobs im Laufe des vergangenen Jahres eingestellt. Geht man davon aus, dass die Stellenannoncen weiterhin in ähnlichem Maße ansteigen, könnten KI, Robotik und Automatisierung in den nächsten zehn Jahren 804.960 Stellen schaffen. Das entspräche rund drei Prozent des derzeitigen deutschen Arbeitsmarkts.

Einer Studie der Bank ING-DiBa vom letzten Jahr zufolge könnten bis zu 18 Millionen Jobs (59 Prozent aller derzeitigen Arbeitsplätze) in den nächsten Jahren hierzulande durch Robotik wegfallen. Die durch Automatisierung und KI neu entstehenden Stellen können dieses Loch womöglich nur zu etwa fünf Prozent füllen. Immerhin räumt Joblift ein, das sicherlich weitere Berufe das Licht der Welt erblicken werden, die diese Lücke verkleinern dürften.

Das alles steht im Konjunktiv und sollte daher keine Panik auslösen. Denn solche Hochrechnungen können zwar generelle Trends darstellen, jedoch keineswegs sicher prognostizieren, wie die Zukunft tatsächlich aussehen wird. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Auguren in den meisten Fällen ziemlich daneben lagen. Im Zweifel liest man einfach eine andere Studie, die zu gegenteiligen Ergebnissen kommt. (jd)