Letsbuyit.com treibt frisches Geld auf

Der angeschlagene niederländischen Internet-Händler Letsbuyit.com hat einen Konkursaufschub erwirken können.

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Von
  • Maria Benning

Der angeschlagene niederländische Internet-Händler Letsbuyit.com hat einen Aufschub des drohenden Konkurses erwirken können. Wie das Unternehmen mitteilte, wurde der am Freitag letzter Woche gestellte Antrag auf Eröffnung eines Anschlusskonkurses zurückgezogen. Eine entsprechende Anhörung vor dem Landgericht Amsterdam wurde abgesagt.

Für den Konkursaufschub hatte der Internet-Händler vier Millionen Euro aufbringen müssen. Dies ist John Palmer und Rolf Hansen, den beiden erst im Dezember neu eingesetzen Vorständen des Unternehmens, nun offenbar in letzter Minute gelungen. Die 4 Millionen Euro wurden einer Firmenmitteilung von LetsBuyIt.com zufolge von existierenden und neuen Investoren aufgebracht. Auch Kim Schmitz, unter anderem als Gründer und ehemaliger Chef der Sicherheitsfirma dataprotect bekannt, ist mit seiner Venture Capital Firma Kimvestor unter den Financiers. Die Kimvestor AG hatte laut einer Börsen-Pflichtmeldung LetsBuyIt.com am gestrigen Mittwoch einen "Letter of Intent" zukommen lassen. Darin brachte Kimvestor ihr Interesse zum Ausdruck, sich in größerem Umfang an der zukünftigen Finanzierung von LetsBuyIt beteiligen zu wollen. Noch vor Ende Februar sollen Gelder fließen. Beide Unternehmen einigten sich darauf, noch bis Ende Januar einen entsprechenden Vertragsentwurf auszuarbeiten.

LetsBuyIt.com-Chef John Palmer sagte, angesichts der vorhandenen Unterstützung durch Investoren sei das neue Management zuversichtlich, die Geschäfte wieder aufnehmen zu können. Nach Palmers Angaben konnte LetsBuyIt im vierten Quartal einen Umsatz von etwa 18 Millionen Euro erwirtschaften. Für das gesamte Jahr 2000 beläuft sich der Umsatz auf 38,5 Millionen Euro. 1999 hatte LetsBuyIt 2,2 Millionen Euro umgesetzt. Angesichts dieser Umsatzentwicklung gebe es auch für die Zukunft Anlass, von einem Aufwärtstrend auszugehen, meinte Palmers.

Weitere Einzelheiten zu den Geldgebern waren bei LetsBuyIt.com nicht zu erfahren. Wer den Internet-Händler telefonisch zu erreichen versucht, landet in einer nicht endenden Warteschleife und wird mit automatischen Ansagen abgespeist.

Das im April 1999 von dem Schweden Johan Stael von Holstein gegründete Sammelkauf-Unternehmen hatte Ende Dezember 2000 einen Antrag auf ein vorläufiges Moratorium nach niederländischem Recht gestellt, weil es seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen konnte. Hintergrund der Finanzprobleme waren imense Werbeausgaben, die sich das Unternehmen leistete, um seinen Markennamen bekannt zu machen. Letsbuyit wollte die "fünfte Marke" neben Internet-Größen wie Yahoo, Ebay, Amazon und AOL werden, hatte Deutschland-Chef Rolf Hansen angekündigt.

Die Investoren, darunter die Pro Sieben Media AG und die schwedische Risiko-Kapitalgesellschaft Speed Ventures, investierten 110 Millionen Euro in die Firma. Auch Deutschland-Chef Hansen kam von Pro Sieben zu LetsBuyIt. Bis Mai 2000 waren in 14 europäischen Ländern LetsBuyIt-Vertretungen eingerichtet. Nach dem Börsengang wollte die Unternehmensführung in die USA, nach Asien und Lateinamerika expandieren. Auch für Australien war bereits ein Geschäftsführer eingestellt. Der Kapitalverschleiß des Unternehmens war jedoch so groß, dass sich im ersten Quartal 2000 schon rund 50 Millionen Euro Verlust angehäuft hatten. Dem standen aber nur wenige Millionen Euro Umsatz gegenüber.

Seit Ende Dezember steht das Unternehmen unter der Verwaltung einer Amsterdamer Kanzlei. Zu den Gründen, warum das Unternehmen trotz der großen Bekanntheit des Namens nicht auf die erhofften Umsätze kam, ist sicher auch der Umstand zu rechnen, dass LetsBuyIt dem Kunden – anders als in der Werbung angekündigt – keineswegs die billigsten Angebote für den Interneteinkauf macht. Viele Kunden halten auch die langen Lieferfristen für unattraktiv. Für die These, dass das Geschäftsmodell insgesamt nicht gut bei den Verbrauchern ankommt, spricht überdies, dass mit den Web-Unternehmen Mercata und Mobshop auch andere Firmen mit dem Verkaufsmodell Sammeleinkauf gescheitert sind. (mbb)