Brüsseler Politiker fühlen sich angeblich von Apple zu wenig umsorgt

Einem Fachmagazin zufolge kümmert sich Apple nicht ausreichend um die politische Landschaftspflege – was auch ein Grund für die Milliarden-Nachzahlungsforderung der EU-Kommission sein könnte.

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Apple-Chef Tim Cook

Apple-Konzernchef Tim Cook war gegenüber EU-Wettbewerbskommissarin Vestager angeblich nicht diplomatisch genug.

(Bild: dpa, Christoph Dernbach)

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Apple und die EU stehen derzeit auf Kriegsfuß: Während die europäische Kommission von dem Unternehmen eine Steuernachzahlung in Höhe von 13 Milliarden Euro an Irland fordert, betrachtet Apple-Boss Tim Cook die Situation als "politischen Scheiß" und ein Anzeichen für Antiamerikanismus.

Einer der Gründe, warum die Sache derart eskaliert ist, soll auch die Tatsache sein, dass Apple sich in Brüssel zu wenig engagiert hat, schreibt nun das Politikfachblatt Politico. Demnach wendet der Konzern im Vergleich zu seinen IT-Konkurrenten nur vergleichsweise geringe Mittel in der EU-Hauptstadt auf.

Ein "iFailure" sei dies, so das Magazin, das in seinem Bericht mehrere teils anonyme Politiker und EU-Beamte zitiert. Apple sei in Brüssel quasi nicht vorhanden. Als die EU-Kommission die Nachzahlung bekannt gab, habe der Konzern nicht einmal einen einzigen Sprecher in Brüssel (weder angestellt noch von einer PR-Agentur) vor Ort gehabt, um seine eigene Position gegenüber den "mehr als 1000 Journalisten" zu erklären, die über das Thema berichten sollten, schreibt Politico.

Apples Hausjurist Bruce Sewell sei in Brüssel nicht vorbeigekommen, dabei sei er für die Lobbyarbeit zuständig. Ein ehemaliger EU-Beamter, der nun bei Apple arbeite, dürfe dagegen keine Lobbyarbeit leisten, weil es noch Interessenskonflikte gebe.

Insgesamt seien in Brüssel nur drei Apple-Mitarbeiter vor Ort, die Lobbyarbeit leisten dürften. Zudem habe Apple für eine Beratungsgesellschaft für Public Affairs im Jahr 2015 "weniger als 199.000 Euro" bezahlt und sei nicht unter den Top-10-Kunden dieser Agentur.

Laut Politico soll zudem ein Gespräch zwischen Apple-Chef Tim Cook und der Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager schlecht verlaufen sein. Cook habe darauf bestanden, dass Apple recht habe und sei "ein schlechter Zuhörer" gewesen, der Vestager "oft unterbrochen" habe.

Kritik gibt es in Brüssel laut Politico auch daran, dass Apple keine "Soft Power"-Methoden einsetze. So nutze das Büro in Brüssel laut EU Transparency Register nur die Hälfte seiner Zeit für Lobbyarbeit. Google gebe dagegen insgesamt acht Mal mehr Geld aus.

Wer in Brüsseler Politikzirkeln unterwegs sei, werde nicht zu von Apple veranstalteten Partys, Debatten oder Konferenzen eingeladen, "weil sie nicht existieren". Zudem verschicke Apple im Gegensatz zu Wettbewerbern wie Google auch keine "Pressemitteilungen und andere Nachrichten" an Mitglieder des europäischen Parlaments. (bsc)