Gigabit-Gesellschaft: Netzbetreiber fordern Glasfaser-Strategie

50 Mbit/s und aufgebohrtes VDSL sind nicht genug. Die Bundesregierung braucht einen langfristigen Plan für die Gigabit-Gesellschaft, meint die Netzwirtschaft. Und die Antwort kann nur heißen: Glasfaser.

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Breitbandversorgung

Die Bundesregierung braucht eine Strategie für den Glasfaserausbau.

(Bild: dpa, Peter Kneffel/Archiv)

Lesezeit: 3 Min.

Die deutschen Netzbetreiber fordern von der Bundesregierung eine langfristige Strategie für den Glasfaserausbau. "Glasfaserbasierte Netzanbindungen sind die Grundlage des digitalen Zeitalters", sagte Erzsebet Fitori, Direktorin des FTTH Council Europe, am Mittwoch auf dem Breitbandsymposium der Netzbetreiberverbände in Berlin. "Ohne sie wird die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft leiden. Deshalb sollte der Ausbau im Wettbewerb ganz oben auf der politischen Agenda stehen." Den Netzbetreibern geht es dabei nicht nur um den Ausbau der Ballungsgebiete. "Insbesondere den ländlichen Raum müssen wir covern", sagte VATM-Präsident Martin Witt.

Die Agenda der Bundesregierung, die das Land bis 2018 flächendeckend mit mindestens 50 MBit/s versorgen will, setzt dabei auf das alte Kupferkabel und die Telekom. Deren Wettbewerber äußern "erhebliche Zweifel" an dieser auf kurzfristige Ziele ausgerichteten Politik. "50 Mbit/s sind nicht genug", sagte Wolf Osthaus vom Kabelverband Anga, und sprach sich für eine "viel längerfristige Ausgestaltung der politischen Rahmenbedingungen" aus.

Die Branche fordert einen Perspektivwechsel: Die Bundesregierung müsse von kleinlichen Bandbreitenzielen abrücken und Ziele für die Infrastruktur formulieren, sagte Patrick Helmes vom Bundesverband Glasfaser: "Wir brauchen eine Gigabit-Strategie." Dabei müsse auch die "heilige Kuh Technologieneutralität" dran glauben. Das fand auch Karsten Schmidt vom Hannoveraner Netzbetreiber htp: "Die Glasfaser muss präferiert behandelt werden." Zum Beispiel bei der Förderung.

"Das aktuelle Bundesförderprogramm bevorzugt FTTC", sagt Schmidt. "Das muss korrigiert werden." In der Branche ist man sich einig, dass die technikneutrale Förderung nicht mehr zeitgemäß ist. Denn FTTC – Glasfaser bis zum Bordstein wie bei VDSL/Vectoring der Telekom – ist kostengünstiger als der Ausbau bis ins Haus oder direkt zum Abnehmer (FTTB bzw. FTTH). "FTTB kommt gegen FTTC nicht zum Zuge", kritisiert auch Helmes. Und weil VDSL und Vectoring auch FTTC sind, komme ein nicht kleiner Teil der Förderung auch der Telekom zu Gute.

Die Branche will das aber nicht als Ruf nach Staatsknete verstanden wissen. "Förderung soll nur da greifen, wo es nicht anders geht", sagte Osthaus. Der Kabel-Manager trat dabei auch für ein nachhaltiges Förderkonzept ein, das zum Beispiel den Bau von Leerrohren oder das Verlegen von "Glasfasern für alle" einbezieht. Was nicht passieren dürfe, sei der geförderte "Überbau" von bestehender Infrastruktur.

Doch die Bundesregierung will von ihrer Strategie nicht ablassen. Berlin setzt weiter auf einen Technologiemix. "Wir brauchen Brückentechnologien wie Vectoring", sagte Matthias Machnig (SPD), Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. "Sonst erreichen wir unsere Zwischenziele nicht." Außerdem sei der flächendeckende Ausbau bis "auf den letzten Bauernhof" eine "Lebenslüge". (vbr)