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Was war. Was wird. Von Signalen und anderen Lebenszeichen

Die Kritiker des Gender-Mainstreaming dürften ihre Freude haben, wenn Commander McLane es dem Matriarchat mal so richtig zeigt. Ist aber nur eine sehr alte Geschichte. Schon damals aber hörten die Maschinen nicht richtig zu, ist sich Hal Faber sicher.

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Was war. Was wird. Von Signalen und anderen Lebenszeichen

Du sollst laut und deutlich sprechen, damit die Maschinen Dich hören können.

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Hal Faber

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Frisch und munter hochmotiviert von den Demonstrationen gegen TTIP und gegen das seltsam ambivalente Ceta wieder zu Hause oder einfach nach den letzten Metern nur müde, viel zu müde um in Herbstnächten wie dieser über Ceta-Klagen oder nur das WWWW zu lesen? Deshalb vorab ein Wort in eigener Sache: Diese kleine Wochenschau, die frierenden Redakteurinnen und Redakteuren auf dunklen hannöverschen Parkplätzen überreicht wird, kann man auch hören. Oben rechts, mit Klick auf "Vorlesen". Man kann natürlich auch seit dieser Woche für 179,99 Euro den Bluetooth-Lautsprecher Amazon Echo kaufen und neben heise online sich andere Nachrichten anhören oder alexieren lassen – und sich anders als bei dem Einkaufsknopf einen Dauer-Mitlauscher installieren, der ständig zuhört und das Gehörte in der Cloud speichert, was die Spracherkennung verbessern soll. So langsam nähern wir uns dem ersten Menschengesetz in Ableitung von den bekannten Robotergesetzen: Du sollst laut und deutlich sprechen, damit die Maschinen dich hören können. Es ist wie in den Montagehallen, wo sich die Wege der neuen interagierenden Roboter mit denen des Menschen kreuzen: Du sollst dich angemessen bewegen und keine überraschenden Schritte machen. Natürlich ist man dort weiter, wo sich die neuen Imperien an der neuen Seidenstraße bilden und 80% der Weltbevölkerung lebt: Dort sollte man nicht müde in die Kamera blinzeln, was den Computer des findigen Professors automatisch dazu bringt, die Powerpoints zu vertauschen.

*** Unverdrossen wird seit jeher am Lernen gebastelt und optimiert, mit einer langen Tradition: Als die Raumpatrouille Orion über die Bildschirme flimmerte, war das nicht anders. Mit der Folge Kampf um die Sonne sollte in der Schule diskutiert werden, ob es nicht besser sei, in einem Matriachat zu leben, unter der Regierung von Margot Trooger, ganz wie Commander McLane, der als Verbindungsoffizier auf dem Frauenplaneten Chroma bleiben musste. Es folgten wilde Diskussionen. Heute ist es schon Feminismus, wenn in der Mode Frauen mit Achselhaaren auftreten. Da bleibt wenig übrig von dem, was vor 225 Jahren von Olympe de Gouges als allgemeines Frauenrecht proklamiert wurde, die Rechte des "an Schönheit wie auch an Mut in mütterlichen Schmerzen überlegene Geschlecht". So lesen wir, von einer, die von den Jakobinern wegen "Vergesslichkeit gegenüber ihrem Geschlecht" auf dem Schafott hingerichtet wurde:
"Wegen seiner, selbst fundamentalen, Meinungen braucht niemand etwas zu befürchten, die Frau hat das Recht auf das Schafott zu steigen; sie muss gleichermaßen das Recht haben, ein Podium zu besteigen; unter der Voraussetzung, dass ihre Bekundungen nicht die durch das Gesetz festgelegte öffentliche Ordnung stören."

*** Die festgelegte öffentliche Ordnung ist längst dabei, sich aufzulösen. Der große Theatermann Edward Albee ist gestorben, der Autor der Zoogeschichte, die er sich selbst als Geschenk zum 30. Geburtstag schrieb, und der kurzen Einakter von Mommy und Daddy, die den American Dream nachhaltig demolierten. Der in Deutschland zu Erfolg gekommene Albee lehnte Schreibmaschine und Computer ab. "Die Gesundheit einer Nation, einer Gesellschaft kann durch die Kunst bestimmt werden, nach der sie verlangt." Wendet man den Satz auf die USA an, wo Trump zur Eröffnung seines neuen Trump Hotels die Presse ausschloss und nur Kameras zur Besichtigung zuließ, sendet dieser Trumpismus ein ungutes Signal. Auch die Trumponomics sind bizarr, während der Wein in Löffeln serviert wird. Jemand, dessen außenpolitische Ideen beyond repair sind, beunruhigt.

*** Aber wir sind ja in Deutschland und können selbst Theater und Kunst, auch in der ganz absurden Variante, uraufgeführt im Münchener Hofbräukeller, rund um das Urheberrecht in statu quo ante corrugatum Oettinger mit seiner Idee von der Linksteuer. Wer Zeit und Muße hat, kann die spezifisch juristische Darstellung des Theaterstückes lesen oder die Niggemeiernde (mit vielen Kommentaren), die Funktionärs-Froitzheimernde und dann die offizielle Mitteilung der Verwertungsgesellschaft Wort. Sehr parteiliche Meldungen zur Zerstörung der Buchkultur gibt es auch.

*** Es geht um Gelder aus DVD-Rohlingen-, Festplatten- und Kopiererabgaben sowie um die Nutzung von PCs, für die die Verlage von der VG Wort Geld erhalten haben, sowohl Buchverlage wie Zeitschriftenverlage. Buchverlage behielten das Geld, Zeitschriftenverlage reichten es an die Verlegerverbände weiter, zur Journalistenausbildung. Nun sollen nach langem Zögern der VG Wort die unrechtmäßig einbehaltenen Pauschalbeträge der Buchverlage an die Autoren ausgeschüttet werden. Das klappt nicht und wird so schnell nicht klappen. So gab es eine Versammlung von etwa 200 schreibend tätigen Personen, die über einen Beschluss abstimmen soll, der kurzfristig durch eine Tischvorlage ersetzt wurde. Sie schaffte es nicht einmal, sich über eine Pause zu einigen, um die neue Vorlage zu diskutieren und vertagte sich ergebnislos. Trauriges Fazit von Froitzheim: "Während rechte Abendlandschützer uns Mainstream-Medien-Journalisten als Lügenpresse diffamieren, eskaliert das Misstrauen von Journalisten untereinander." Den Schwarzen Peter bekamen dafür die Freischreiber, ein Berufsverband von Journalisten, die auch Bücher schreiben und deshalb besonders stark an schneller Auszahlung interessiert sind. Und ja, dieses Disclosure darf nicht fehlen: Als freier Journalist eines Zeitschriftenverlages am Rande der norddeutschen Tiefebene bin ich zwar von Metis abhängig, doch von der Ausschüttung der Fantasto-Millionen nur am Rande betroffen, da das WWWW nunmal kein Buch ist.

Was wird.

Doch doch, sie gibt es noch, die Gesundheitskarte mitsamt der medizinischen Datenautobahn. Nur läuft die ultramoderne Kartentechnik langsam aus. Als erste wird wohl in diesen Tagen die DAK Gesundheit damit beginnen, Gesundheitskarten der 2. Generation auszuliefern, gefolgt von diversen AOKs wie etwa der AOK Hessen. Dies sind die ersten Karten der gesetzlichen Krankenkassen, die einen nennenswert großen Speicherbereich haben, in dem Patienteninformationen oder Organspendeerklärungen und ein Notfalldatensatz hinterlegt werden können. Damit freilich etwas auf der Karte gespeichert werden kann, brauchen die einspeichernden Ärzte einen Elektronischen Arztausweis mit digitalen Signaturen. Das wollen zumindest die Ärzte in Hessen solange nicht, bis eine "flächendeckende Breitbandvernetzung" vorhanden wird. So schleppt sich das Projekt der Gesundheitskarte weiter dahin und wartet wohl auf einen Breitbandjesus.

Wer nicht mehr wartet, ist die besonders von IT-Arbeitern bevorzugte TK, die mit einer Patientenakte in einer deutschen oder europäischen Cloud verhindern will, "dass das Silicon Valley das Mission Control Center des deutschen Gesundheitswesens wird". Klingt gut, doch wer sich das Scheitern von Google Health und das Krebsen von Microsoft Healthvault anschaut, bekommt nicht den Eindruck von einem funktionierenden Mission Control Center. Wer wirklich solche Geschichten glaubt, glaubt auch, dass im Gesundheitssektor Google und Sanofi Typ-2-Diabetikern helfen wollen oder er hat sein Lantus falsch dosiert. (jk)