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Fujifilm startet spiegelloses Mittelformat-Kamerasystem

Mit der Fujifilm GFX 50S stellt der Hersteller eine erste spiegellose Systemkamera mit Mittelformatsensor vor. Sie bildet den Grundstrock für ein komplett neues System. Zu Beginn soll es drei Objektive geben.

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Fujifilm GFX

(Bild: Fujifilm)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Peter Nonhoff-Arps

Nachdem Hasselblad erst vor kurzem mit seiner X1D eine erste spiegellose Mittelformatkamera vorgestellt hatte, zieht nun Fujifilm nach. Mit der GFX 50S springt der Hersteller damit direkt vom APS-C- zum Mittelformat – das Kleinbildformat wird ausgelassen. Die Kamera ist der Grundstock, um den Fujifilm ein komplett neues Kamerasystem im Mittelformat ansiedelt. In der GFX 50S steckt ein Fujifilm G-Sensor im 4:3-Format mit einer Größe von 43,8 mm × 32,9 mm und einer Auflösung von 51,4 Megapixeln. Damit haben die Bilder eine Auflösung von 8256 × 6192 Bildpunkten. Jedes Pixel besitzt eine Kantenlänge von 5,3 µm, bei einem Vollformat-Sensor mit 50 Megapixeln sind es zirka 4,1 µm.

Fujifilm GFX 50S (14 Bilder)

Auf den ersten Blick sieht die Fujifilm GFX wie eine etwas klobige Kleinbild-DSLR aus.
(Bild: Fujifilm)

Das neue G-Bajonett hat einen Durchmesser 65 Millimetern, die Objektive sitzen auf einem vier Millimeter breiten Rand. Für die Kommunikation zwischen Objektiv und Kameraelektronik gibt es eine Kontaktleiste mit zwölfs Pins. Der Abstand von Bajonettoberfläche zum Sensor beträgt lediglich 26,7 Millimeter und die letzte Linse des angesetzten Objektivs darf sogar bis auf einen Abstand von 16,7 Millimeter zum Sensor ins Bajonett hineinragen. Das garantiert viele Freiheiten bei der Konstruktion der Objektive. Die Empfindlichkeit der Kamera reicht von ISO 100 bis ISO 12.600. Die kürzeste Belichtungszeit beträgt 1/4000 s. Weitere Details hat Fujifilm noch nicht preisgegeben.

Die Bedienung folgt in weiten Bereichen der der X-Reihe. Auf der Rückseite besitzt die Kamera ein Display, das wie das der X-T2 neigbar gelagert ist und sich auch bei Hochformataufnahmen entsprechend klappen lässt. Auf der Oberseite gibt es ein weiteres LC-Display mit wichtigen Aufnahmeparametern. Der elektronische Sucher der Kamera ist abnehmbar. Mit Hilfe eines Gelenkadapters lässt er sich in jeden Aufnahmewinkel verdrehen. Das robuste Gehäuse ist gegen Staub und Feuchtigkeit geschützt und damit für Außenaufnahmen geeignet. Zum Verkaufsstart soll es optional einen Batteriegriff geben, der zudem das Fotografieren im Hochformat erleichtert.

Die Kamera soll Anfang 2017 auf den Markt kommen. Der Preis für das Kit soll unter 10.000 US-Dollar (zzgl. MwSt) liegen.

Zu Beginn soll es drei Objektive geben: GF63mmF2.8 R WR, GF23-64mmF4 R LM WR sowie das Makro GF120mmF4 Macro. Die neunen Optiken sollen für Auflösungen bis 100 Megapixel konstruiert sein. Sie sollen parallel zur Kamera ab Anfang 2017 erhältlich sein. Ab Mitte des Jahres sollen dann noch drei weitere Objektive folgen: GF23mmF4 R LM WR, GF110mmF2 R LM WR sowie als letztes das GF45mmF2.8 RWR.

[Update: 20.09.2016]

Die Standardbelichtungszeit der GFX 50S für Blitzaufnahmen beträgt 1/125 s.

Der Kamerabody alleine soll ohne Batterie und Sucher etwa 800 Gramm wiegen. Der Akku dürfte etwa das dopplete einens Standard DSLR-Akkus wiegen. Der EVF kommt auf etwas über 100 Gramm.

Die Fujifilm APS-C-Kameras bieten ein separates Einstellrad für die Belichtungskorrektur. An dieser Stelle sitzt bei der GFX 50S ein Statusdisplay. Fotografen können die Belichtungskorrektur über eine kleine Taste neben dem Display aktivieren und mit dem hinteren Einstellrad variieren.

Die GFX 50S soll prinzipiell auch mit Objektiven, die einen Zentralverschluss besitzen, zusammenspielen können. Jedoch wird dieses Funktion zu Beginn nicht implementiert sein, soll aber eventuell in der Zukunf angeboten werden.

Die G-Objektive bieten am Blendenring neben den Blendewerten und der Blendenautomatik (A) eine weitere arretierbare Stellung C; das C steht für Command. In dieser Stellung lässt sich die Blende, wie bei vielen DSLR-Modeln üblich, per Einstellrad variieren.

Kompakt: Die X1D ist eine spiegellose Systemkamera mit großem Mittelformatsensor.

(Bild: Hasselblad)

Erst vor drei Monaten hatte Hasselblad mit der X1D eineerste spiegellose Mittelformat-Kamera vorgestellt. Sie besitzt einen 50-Megapixel CMOS-Sensor im 4:3-Format mit den Abmessungen 43,8 mm × 32,9 mm. Die Empfindlichkeit liegt zwischen ISO 100 und ISO 25.600. Der Preis für den Body soll bei 9000 Euro liegen. Die Markteinführung war ursprünglich für August vorgesehen, hat sich jetzt aber immer wieder verzögert.

PhaseOne setzt hingegen auf hohe Auflösung. Anfang des Jahres hatte PhaseOne ein digitales Mittelformat-Rückteil mit 100 Megapixeln für das XF-Kamerasystem vorgestellt. Der eingebaute CMOS-Sensor im 4:3-Format hat eine Größe von 53,7 mm × 40,4 mm. Live-View gibt es bei dem PhaseOne IQ3 100 nicht nur über das eingebaute Display, sondern auch über HDMI an einen externen Bildschirm. Die Empfindlichkeit liegt im Bereich von ISO 50 bis ISO 12.800. Im Kit mit Kamera und Objektiv kostet der Pixelriese etwa 47.000 Euro.

Mittelformat zum vergleichsweise günstigen Preis. Die Pentax 645Z bietet eine Auflösung von 50 Megapixel und ist mit Kit-Objektiv zum Preis von 9000 Euro erhältlich.

(Bild: Pentax )

Genau die andere Richtung schlug Pentax im Frühjahr 2014 ein, als der Hersteller die Pentax 645Z vorstellte. Sie ist für etwa 8000 Euro (nur Gehäuse) oder 9000 Euro im Kit mit 50-mm-Festbrenweite zu haben, was fürs Mittelformat vergleichsweise günstig ist. Sie besitzt einen 50-Megapixel-CMOS-Sensor von Sony mit einer Empfindlichkeit bis ISO 204.800. Sie steckt in einem robusten DSLR-Gehäuse und ist voll Road-tauglich. (pen)