Samsung Galaxy Note 7: Transportvorschriften durchkreuzen Samsungs Umtauschpläne

Beim Umtausch der brandgefährlichen Galaxy Note 7 von Samsung kann es zu Verzögerungen kommen, hat DHL nun bestätigt. Grund seien "gesetzliche Transportvorschriften", gemäß denen die defekten Geräte nicht ohne weiteres transportiert werden dürfen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 443 Kommentare lesen
DHL-Bote
Lesezeit: 4 Min.
Von

Wegen "gesetzlicher Transportvorschriften" kann es bei der Austauschaktion des Samsung Galaxy Note 7 zu Verzögerungen kommen. Das bestätigte das Logistikunternehmen DHL gegenüber heise online und erklärte, man versuche im Gespräch mit Samsung "schnellstmöglich für die Samsung-Kunden eine generelle Lösung für die Rücksendung der betroffenen Geräte zu finden". Grund seien "defekte Akkus". Einer internen Mitteilung zufolge dürfen die Mitarbeiter alle Sendungen aus der Rückrufaktion weder entgegennehmen noch transportieren.

Einer internen Mitteilung an die Post- und DHL-Mitarbeiter zufolge dürfen alle Sendungen der Rückrufaktion nicht entgegengenommen oder befördert werden.

Auch Samsung hat die Probleme gegenüber heise online bestätigt, gestand aber lediglich ein, dass es "vereinzelt zu Verzögerungen kommen" könne. Die Sicherheit stehe an oberster Stelle und man sei "bemüht, den Prozess im Interesse unserer Kunden zu optimieren". Offenbar dürfen die auszutauschenden Geräte nicht normal auf dem Postweg befördert werden, weil ihre Akkus als defekt gewertet werden.

Damit haben sowohl DHL als auch Samsung im Grundsatz jene Berichte bestätigt, wonach teilweise Galaxy Note 7, die auf dem vorgegebenen Weg für den Umtausch versendet werden sollten, nicht zugestellt werden. Für die betroffenen Kunden heißt das, dass auch ihr Austauschgerät nicht versendet wird, sie also gegebenenfalls auf unabsehbare Zeit ohne Smartphone auskommen müssen.

Das ganze Ausmaß der Probleme geht aus den Statements jedoch nicht hervor. Auch lassen beide Unternehmen damit unklar, wann die Kunden mit einer Lösung rechnen können.

Die Rückrufaktion war eingeleitet worden, nachdem sich bei Dutzenden Galaxy Note 7 der Akku nicht nur beim Laden sondern auch bei normaler Benutzung zu stark erhitzte.

[Update 22.09.2016 – 12:30]:

Gemäß internationaler Transportvorschriften dürfen Lithium-Ionen-Akkus, die aus Sicherheitsgründen als defekt klassifiziert wurden – was beim Akku des Galaxy Note 7 der Fall ist –, nur noch dann von Dienstleistern wie DHL transportiert werden, wenn sie gemäß SV376 und P908 verpackt werden. Dazu gehört unter anderem eine UN-geprüfte Verpackung (mindestens Verpackungsklasse II), Aufsaugmaterial für den Elektrolyten und ein Polstern und Auffüllen der Verpackung mit einem nicht leitfähigen und nicht brennbaren Wärmedämmstoff. Üblicherweise handelt es sich bei den vorgeschriebenen Verpackungen um gefahrgutzertifizierte Alukisten mit Füllkissen aus Vermiculit.

Defekte Lithium-Ionen-Akkus dürfen nur in gefahrgutzertifizierten Umverpackungen verschickt werden.

(Bild: c't / BMZ GmbH / BatteryUniversity.eu)

Die von Samsung an Kunden verschickten Umverpackungen erfüllen diese Vorgaben nicht: Die Fanseite AllAboutSamsung hat Bilder zum Rückruf veröffentlicht, gemäß denen Samsung betroffenen Kunden einen schlichten Pappkarton ohne weiteres Füllmaterial zukommen lässt. Auch die Gefahrgut-Kennzeichnung auf der mitgeschickten Versandtasche erfüllt nicht die Vorschriften: Sie gilt nur für Sendungen mit nicht-defekten Akkus. Korrekterweise müsste das UN-Gefahrensymbol für Gefahrgut der Klasse 9 aufgebracht werden.

Unter diesen Umständen hat DHL zweifellos das Recht, den Transport zurückgerufener Galaxy Note 7 zu verweigern: Das Unternehmen muss sich an die gesetzlichen Transportvorschriften halten, um seine Mitarbeiter nicht zu gefährden und um sich nicht strafbar zu machen.

Unserer Einschätzung nach gibt es nur eine praktikable Möglichkeit, das Galaxy Note 7 gesetzeskonform zurückzuschicken: Samsung müsste bei jedem Kunden eine Abholung veranlassen und den beauftragten Fahrern gefahrgutzertifizierte Kisten mitgeben – was sehr aufwändig und teuer ist. Bei allen früheren uns bekannten Akku-Rückrufen haben die betroffenen Firmen deshalb keine Rücksendung verlangt, sondern die Kunden aufgefordert, die Akkus (oder die Geräte samt Akku, falls dieser fest eingebaut war) dem örtlichen Entsorgungsunternehmen zum Recycling zu übergeben.

[Update 22.09.2016 – 13:20 Uhr]

Bereits am 15. September wurden Mitarbeiter der Deutschen Post intern informiert: "Alle Sendungen aus der Rückrufaktion der Firma Samsung bezüglich defekter Smartphones der Marke "Galaxy Note 7" dürfen in den Filialen nicht angenommen, übergeben und befördert werden. Die Beförderung durch die DP AG ist im Rahmen dieser Rückrufaktion nicht zulässig." Das geht aus einer Mitteilung hervor, die heise online von einem Leser zugeschickt wurde. Ein Foto der Mitteilung wurde im Artikel verlinkt.

Lesen Sie dazu auch bei c't:

  • Transportvorschriften für Lithium-Ionen-Akkus

(mho)