Wahrheit am Abgrund

Fahrbericht KTM 1290 Super Duke GT

Noch einmal schnell ein paar Pässe fahren, bevor der Schlagbaum für den Winter fällt! Wir fuhren mit der KTM 1290 Super Duke GT in den Alpen, um ihre Toureneignung mit Gepäck in der Kälte zu erfahren

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KTM 32 Bilder
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Wenn wir ein Fahrzeug das erste Mal fahren dürfen, sorgt der Hersteller für optimale Bedingungen. Das Wetter ist warm, während daheim der Schnee fällt, in den Koffern liegen nur Pulli und die kleine Kamera, alles Neue muss einmal ausprobiert werden. Deshalb unterscheiden sich spätere Tests in Siffwetter oft signifikant vom ersten Eindruck, und deswegen sind spätere Tests auch die wichtigeren. Wir haben uns daher eine KTM 1290 Super Duke GT ausgeliehen und fuhren mit ihr anlässlich der Intermot nicht nach Köln, sondern in die entgegengesetzte Richtung: in die Alpen.

Navigation

Zum Glück müssen wir uns mittlerweile nicht mehr über Sinn oder Unsinn eines Motorrad-Navis unterhalten. Die meisten Hersteller bieten bei ihren Touring-Modellen im Werkszubehör eigene Lösungen an. An der GT besteht diese eigene Lösung aus einem Plastikträger, der an der Arrettierungsschiene der Windschutzscheibe verschraubt wird. Im oberen Teil gibt es eine Winkelverstellung: Drückt man den Träger nach links gegen die Feder, kann man ihn auf seinem Gelenk verdrehen. Beim Loslassen rastet er dann rechts in die Zähne ein. Das funktioniert gut, und weil in üblichen Sichtwinkeln die Scheibe das Navi sichert, habe ich es beim Tanken oder ähnlichen kurzen Stopps am Motorrad lassen können. Es liegt für mich sehr gut im Sichtwinkel (180 cm Körpergröße). Stromkabel verlegen ging mit etwas Gefummel ohne Abbau von Verkleidungsteilen.

Heizung

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir uns nach diesem Streak von Rekordtemperaturjahren neu an höhere Temperaturen gewöhnt haben. Als ich sagte, ich wolle bei Temperaturen von 12° C im Flachland und einstelligen Plusgraden auf den Alpenpässen Motorrad fahren, rieten alle Kollegen davon ab, als wollte ich nackt durch den Ärmelkanal schwimmen. Mit dem sehr warm ausfallenden Textilanzug BMW Streetguard 4 habe ich bei 12° C geschwitzt, weil ich mich von den Kollegen kirre genug machen ließ, lange Unterwäsche anzuziehen (Halvarssons Schurwolle). Dazu kommt, dass es für die GT außer Heizgriffe auch Heizsitze gibt, für den Fahrer an den Displaytasten einstellbar, für den Beifahrer an einem Drehschalter am Heckrahmen.

Die kälteste Temperatur unterwegs war 0° C auf der Silvretta-Hochalpenstraße. Ich fuhr dort mit der Sitzheizung auf der kleinsten Stufe. Mit guter Winterbekleidung kann man die GT also bei jedem Wetter fahren, bei dem der Reibwertkoeffizient das erlaubt. Die Bedienung der Heizung erfolgt über das Menüsystem. Da man dort häufiger etwas verstellt, habe ich sie in die Favoriten gelegt, also den Schnellzugriff-Bildschirm, zusammen mit den Einstellungen des semiaktiven Fahrwerks, der Außentemperatur und dem Trip-Zähler.

Fahrwerk

Auf der Präsentation fand ich noch, dass die drei Dämpfungsmodi "Komfort", "Street" und "Sport" eigentlich drei Sportmodi waren. Das muss man vor dem Hintergrund sehen, dass ich zur Fliegengewichtsklasse zähle. Mit richtig Gepäck in den Koffern statt nur Kleinkram fängt das Heck auf "Komfort" tatsächlich bei zügigerer Fahrt etwas das Schwingen an, sodass mir im Einsatz mit Beladung die drei Modi nebst ihrer Spreizung viel besser taugen. Zusätzlich zur Dämpfung verstellt ein Servo in verschiedenen Presets die Federbasis hinten, damit die Fahrgeometrie auch mit Beifahrer oder Gepäck noch stimmt. Auch das empfand ich als große Hilfe für ein Tourenkrad, denn selbst ein Handrad zur Federbasiseinstellung benutzt man ja doch immer seltener, als man das sollte und wollte.