Von echter und künstlicher Einfühlung

Werden Computer jemals gegen einen Menschen beim Pokern gewinnen?

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Roboter werden Menschen niemals beim Poker schlagen, meint DFKI-Forscher Wolfgang Wahlster. Ihnen fehle dazu die nötige „emotionale und soziale Intelligenz“. Ich wäre mir da nicht so sicher. Schließlich gibt es schon seit Jahren Software, die aus Mimik oder Stimme auf die Gefühlslage schließen kann. Außerdem können Algorithmen mittlerweile zuverlässiger als Menschen vorhersagen, wer bei einem Computerspiel seine Partner in Stich lassen wird. Und an Computern, die täuschen, bluffen und lügen, wird auch längst gearbeitet. Nach Schach, Jeopardy und Go wäre Poker also ein guter weiterer Prüfstein für die Künstliche Intelligenz.

Zahlreiche Fernsehübertragungen als Trainingsmaterial gibt es ja bereits. Ein selbstlernendes Programm müsste nur noch nach einem Zusammenhang zwischen dem Blatt und dem Verhalten eines Pokerspielers suchen, etwa in Form von Mikro-Gesichtsausdrücken oder geweiteten Pupillen. Wenn jemand (hallo, IBM?) also genügend Programmierer-Personentage und Rechenleistung auf das Problem wirft, dürfte eine weitere Domäne des Menschen fallen. Mag sein, dass dies noch ein paar Jahre dauert, aber dass es prinzipiell unmöglich sein soll, will mir nicht in den Kopf.

Wenn es dann soweit ist, werden die üblichen Verdächtigen natürlich behaupten, das Ganze habe nichts mit „echter“ Empathie und Einfühlungsvermögen zu tun, sondern allein mit hirn- und herzloser Datenhuberei.

Mag ja sein, dass es dem Poker-Bot an Spiegelneuronen gebricht. Aber wenn er einen Menschen versteht, versteht er ihn – Punkt. Wo genau soll denn die Grenze zwischen „echter“ und „künstlicher“ Einfühlung verlaufen? Genau dort, wo Neuronen ins Spiel kommen? Das ist doch ungefähr so sinnvoll wie zu sagen, dass ein Flugzeug nicht richtig fliegen könne, weil es nicht mit den Flügeln schlägt.

Nicht, dass ich mich auf einfühlsame Technik uneingeschränkt freuen würde. Im Gegenteil, ich finde es eine gruselige Aussicht, für Maschinen durchschaubar zu werden. Trotzdem bin ich überzeugt, dass es so kommen wird, ob es uns passt oder nicht. (grh)