Heißer, ärmer und gewalttätiger

Wie eine aktuelle Studie zeigt, lässt eine Erhöhung der Temperaturen auf der Erde mehrere unschöne Konsequenzen befürchten. Unter anderem hätte sie negative Auswirkungen auf Gesundheit, Wirtschaftswachstum und Gesellschaft.

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Von
  • David Rotman

Wie wird sich die Welt verändern, wenn die Menschen es mit zunehmendem Klimawandel zu tun bekommen? Natürlich kann das niemand exakt voraussagen, doch Solomon Hsiang, Politik-Professor an der University of California in Berkeley, hat es zumindest versucht. Die Ergebnisse seiner aktuellen Analyse von Wirtschafts- und Klimadaten, die einen Ausblick auf die Zukunft geben könnte, trug er jetzt bei der Konferenz EMTech MIT 2016 vor.

Und sie zeigt kein schönes Bild des Klimawandels. Steigende Temperaturen werden laut Hsiang die Erträge in der Landwirtschaft drastisch abnehmen lassen und sich negativ auf den Gesundheitszustand von Menschen auswirken. Auch das Wirtschaftswachstum werde insgesamt deutlich abnehmen. Im Vergleich zu einer Welt ohne Erwärmung werde die globale Wirtschaft bis Ende des Jahrhunderts um 23 Prozent weniger zulegen, wenn der Klimawandel ungebremst voranschreitet.

Besonders schwer betroffen würden von dem verringerten Wachstum die ärmsten 60 Prozent der Weltbevölkerung, sagt Hsiang. Dies wird mit Sicherheit auch das Problem der Ungleichheit verschärfen, denn viele reiche Regionen der Welt wie etwa Nordeuropa haben niedrigere Durchschnittstemperaturen und werden von den Veränderungen profitieren. Wärmere Gebiete um die Tropen herum dagegen, darunter große Teile Südasiens und Afrikas, die schon heute ärmer sind, werden zusätzlich belastet.

Eines der Ergebnisse seiner Untersuchung ist laut Hsiang, dass "Temperaturen enormen Einfluss" auf viele verschiedene Aspekte des Lebens haben. Extreme Hitze, so stellte er fest, hat klar negative Auswirkungen auf Kennzahlen wie die Produktivität in der Industrie über Kindersterblichkeit bis hin zu Gewalttätigkeit von Einzelpersonen und Gruppen. "Wir werden uns anpassen müssen", sagt Hsiang, aber Anpassung sei "schwierig, weil sie teuer ist". Deshalb sein Vorschlag: Es würden Innovationen und neue Technologien in vielen verschiedenen Sektoren gebraucht, um die Kosten zu verringern.

Insgesamt bleibt Hsiang nach eigener Aussage optimistisch. Die jüngsten Steigerungen der Rechenleistung von Computern und die Verfügbarkeit von riesigen Mengen an Daten bedeute, dass es zum ersten Mal möglich sei, die konkreten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen zu berechnen, die durch den zunehmenden Klimawandel vor uns liegen. Diese Informationen, so Hsiang, könnten uns in die Lage versetzen, die Schäden zu minimieren und "zu entscheiden, in welcher Art von Welt wir künftig leben wollen".

(sma)