Schwarze Schatten trĂĽben Bilanz der Telekom

Die Gewinne aus dem operativen Geschäft der Deutschen Telekom lagen im dritten Quartal 2000 nur wenig über der schwarzen Null.

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Von
  • Christian Rabanus

Nicht nur der Kurs der T-Aktie läßt die Aktionäre der Deutschen Telekom vergangene Zeit zurücksehnen, auch die Gewinne des Konzern sahen schon sehr viel besser aus. Zwar kann der Rosa Riese mit auf einen ganz ansehlichen Umsatzzuwachs verweisen und eine traumhafte Steigerungsrate des Gewinns präsentieren, bei genauerem Hinsehen entpuppen sich die Zahlen aber als ganz und gar nicht so erfreulich.

Dabei kann die Telekom mit ihrem Umsatzzuwachs noch ganz zufrieden sein. Von dem Plus von 14,5 Prozent in den ersten drei Quartalen dieses Jahres gegenĂĽber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr bleiben nach Bereinigung um den Zuwachs durch die Konsolidierung der Gesellschaften One2One, Club Internet und Siris zwar nur noch 5,5 Prozent. Das ist aber immer noch ein Zuwachs, der international derzeit ganz ansehnlich ist.

Richtig düster sieht es dagegen bei den Gewinnen aus. Der Konzernüberschuss von 8,4 Milliarden Euro ist zu größten Teilen auf Verkäufe an Unternehmensbeteiligungen zurückzuführen. So erbrachte der Verkauf der Anteile an Global One rund 2,9 Milliarden Euro und der Ausstieg aus Wind rund 2,3 Milliarden Euro. Aus dem Börsengang von T-Online blieben der Telekom 2,7 Milliarden Euro und aus dem Verkauf der Mehrheitsbeteiligungen an den Kabelgesellschaften in Nordrhein-Westfalen und Hessen konnte der Bonner Kommunikationskonzern noch einmal 2,96 Milliarden Euro einstreichen. Insgesamt betragen die Sondereinnahmen rund 10,86 Milliarden Euro.

Die Gewinne aus dem operativen Geschäft lagen dagegen nur bei rund 700 Millionen Euro in den ersten neun Monaten dieses Jahres, also nur etwas über die Hälfte der Gewinne des Vorjahreszeitraums. Und nachdem der Konzern in den ersten beiden Quartalen 2000 schon einen bereinigten Überschuss von 681 Millionen Euro gemeldet hatte, kann man sich ausrechnen, dass von dem Überschuss aus dem operativen Geschäft der ersten neuen Monate nicht viel auf das dritte Quartal 2000 entfallen sein kann.

Eine deutliche Steigerungen musste die Deutsche Telekom beim Schuldenstand vermelden: Allein im dritten Quartal 2000 machte der Konzern 12,2 Milliarden Euro neue Schulden. Am 30. September 2000 hatten seine Verbindlichkeiten damit eine Höhe von 62,1 Milliarden Euro erreicht. In Reaktion auf die vorläufigen Zahlen sackte der Kurs der T-Aktie gegen den allgemeinen Börsentrend ab und hatte zeitweise über zwei Euro verloren. Kurz nach 15.00 Uhr kostete das Wertpapier 42,65 Euro.

Die vorläufigen Zahlen, die die Telekom heute vorstellte, verdeutlichen, dass auch der deutsche Exmonopolist nicht von den Problemen, die die Telekommunikationskonzerne rund um den Globus drücken, verschont bleibt. Schrumpfende Margen, steigende Kosten für Kundenakquisitionen, Lizenzen und technische Ausrüstung sowie wachsende Investitionen für Firmenübernahmen fressen die einstmals hohen Gewinne auf und führen zu steigenden Schulden und sinkenden Aktienkursen. Ein Ausweg aus der Misere ist bislang nicht in Sicht. (chr)