Ärztetagung: Online-Spiele haben größtes Suchtpotenzial

Die Jahrestagung der Drogenbeauftragten der Bundesregierung beschäftigt sich am heutigen Mittwoch mit Internet- und Computersucht. Die größte Gefahr gehe derzeit von Online-Spielen aus, meint ein Experte. Es gibt aber auch Hilfsangebote.

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Computerspielmesse Gamescom

(Bild: dpa, Oliver Berg)

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Von
  • dpa

Die größte Suchtgefahr bei Computerspielen geht nach Sicht eines Experten von Online-Spielen aus. Sie seien die häufigste Ursache für Internetsucht, sagte Bert te Wildt vom Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie des LWL-Universitätsklinikums Bochum. Ein besonders hohes Suchtpotential haben demnach Rollenspiele und Strategiespiele, die sich mit vielen Mitspielern in den "unendlich großen Weiten des Internets verlieren", sagte der Oberarzt der dpa. Zwar würden Spiele auf Mobilgeräten immer wichtiger, aber die meisten Betroffenen spielen ihm zufolge auf leistungsfähigen Desktop-Rechnern. Und das Problem könne sich durch VR-Spiele verschärfen.

Seinen Schätzungen zufolge ist deutschlandweit mehr als eine halbe Million Menschen internetabhängig - Tendenz steigend. Oft bemerken die Betroffenen – meist Jugendliche oder junge Erwachsene – selbst nicht, wie ihnen ihr Leben aus den Händen gleitet, sagte te Wildt. Eltern sollten alarmiert sein, wenn ihre Kinder immer schlechtere Noten bekämen und jeden Tag länger als vier bis fünf Stunden spielten, meint der Psychologe Florian Rehbein vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen. Weil das Thema Internet- und Computerspielsucht in der Wissenschaft erst seit wenigen Jahren etabliert ist, fehlten aber Untersuchungen, mit denen sich das Suchtpotenzial vergleichen lässt.

Gegen die Sucht helfen können ein geregelter Tagesablauf und ein Protokoll über die vor dem Computer verbrachte Zeit, sagt die Oberärztin Susanne Pechler vom Isar Amper Klinikum München-Ost. Für eine Heilung werde mit den Betroffenen gesprochen und Auswege würden erarbeitet, eingesperrt werde niemand. Mit den Suchtgefahren, die von Internet und Computerspielen ausgehen, beschäftigt sich die Jahrestagung der Drogenbeauftragten der Bundesregierung an diesem Mittwoch in Berlin. (mho)