Fake-News auf Facebook: Falschmeldungen überflügelten Nachrichten

Die Diskussion über den Einfluss von Falschmeldungen auf die US-Wahlen geht weiter: Fake-News waren in den Wochen vor der Wahl auf Facebook erfolgreicher als Meldungen etablierter Medien. Veröffentlicht werden sie von recht neuen Webseiten.

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Facebook

(Bild: dpa, Jens Büttner/Archiv)

Lesezeit: 3 Min.

In den drei Monaten vor der US-Präsidentschaftswahl erreichten die meistverbreiteten Falschmeldungen auf Facebook mehr Reichweite als die dort erfolgreichsten Artikel etablierter Medien. Dabei hatten die großen Nachrichtenportale noch wenige Monate zuvor klar in Führung gelegen. Zu diesem Ergebnis kommt Buzzfeed nach einer eigenen Analyse und ergänzt damit einen weiteren Punkt zur derzeit stattfindenden Debatte über den Einfluss von Fake-News und Facebooks Verantwortung als eine der wichtigsten Informationsquellen für US-Bürger. Mark Zuckerberg hatte noch vor wenigen Tagen erklärt, der Gedanke, derartige Falschmeldungen auf Facebook hätten das Wahlergebnis beeinflusst, sei verrückt – dann aber doch Maßnahmen angekündigt.

Für seine Recherche hat Buzzfeed nach eigenen Angaben die absolute Zahl an Shares, Likes und Kommentaren der 20 erfolgreichsten Fake-News mit der der 20 erfolgreichsten Artikel etablierter Medien verglichen. Ging dieser Vergleich in den Monaten Februar bis April mit 12 Millionen für "Mainstream-News" zu 3 Millionen für Fake-News noch klar zugunsten klassischer Medien aus, habe sich das in den Monaten von August bis zum Wahltag gedreht. Die 20 erfolgreichsten Fake-News kamen demnach da auf 8,7 Millionen Facebook Engagements, die erfolgreichsten News auf 7,3 Millionen. Die übergroße Mehrzahl der Fake-News sei außerdem Trump-freundlich beziehungsweise Clinton-feindlich gewesen.

Die erfolgreichsten Artikel etablierter Medien in den Wochen vor der Wahl bezogen sich demnach auf Korruptionsvorwürfe gegen Trump und Clinton, auf den Hass gegen Clinton oder ein Nacktfoto der baldigen First Lady Melania Trump. In den erfolgreichsten Fake-News ging es dagegen nicht nur um die angebliche Werbung von Papst Franziskus für eine Präsidentschaft Trumps, sondern auch behauptete Waffenverkäufe Hillary Clintons an den die Terrormiliz IS. Veröffentlicht wurden sie von Webseiten, die teilweise erst seit wenigen Monaten existierten und in relativ kurzer Zeit beispiellosen Erfolg auf Facebook gehabt hätten. Trotzdem verweist Buzzfeed auch darauf, dass der große Erfolg auf Facebook nicht gleichzusetzen sei mit vielen Klicks; normalerweise klickten Nutzer öfter auf News klassischer Medien.

Die Recherche ergänzt die derzeit geführte Debatte über Facebooks Verantwortung als eine der wichtigsten wenn nicht sogar der wichtigsten Informationsquelle für viele Menschen. Das Portal geriet in jüngster Zeit regelmäßig in öffentliche Kritik, wenn Falschmeldungen prominent angezeigt wurden. Redakteure, die eigentlich angestellt worden waren, um das zu verhindern, wurden aber entlassen, Algorithmen sollten deren Job übernehmen – erfolglos. Während Mark Zuckerberg aber nun versucht, den Einfluss seiner Plattform auf die US-Wahlen zu negieren, wirbt sein Unternehmen bei Partnern, Facebook sei die einflussreichste Plattform der Welt, kritisierte der ehemalige Facebook-Mitarbeiter Antonia Garcia Martinez auf MSNBC. (mho)