Hate Speech: Twitter-Bots können Rassismus zurückdrängen

Anonyme Twitter-Nutzer, die rassistische Begriffe verwenden, können durch freundliche Hinweise von vermeintlich etablierten Twitterern dazu gebracht werden, weniger ausfallend zu sein. Nutzer unter ihren Klarnamen scheinen dafür weniger empfänglich.

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Hate Speech: Twitter-Bots können Rassismus zurückdrängen

Ein Hinweis auf rassistische Sprache

(Bild: Kevin Munger)

Lesezeit: 2 Min.

Bots können anonyme Twitter-Nutzer dazu bringen, weniger häufig rassistische Begriffe zu verwenden. Das ist zumindest das Ergebnis eines Experiments des Doktoranden Kevin Munger von der New York University. Wie er in der Washington Post erläutert, hat er mehrere Twitter-Bots geschrieben, die mit einem vorgefertigten Tweet auf die Verwendung rassistischer Sprache hinwiesen. Gerichtet wurden diese Kurznachrichten demnach nur an Nutzer, die schon öfter anstößige Sprache verwendet hätten und entweder anscheinend weiße Männer oder anonyme Nutzer waren. Von dem erfolgreichsten der Bots angesprochene anonyme Nutzer twitterten demnach danach rund 30 Prozent seltener rassistisch.

Munger hat demnach vier Bots geschaffen: Zwei die anscheinend weißen Männern gehörten und zwei von augenscheinlich schwarzen Männern. Einer hatte jeweils wenige Follower und einer mehr als 500 – gekaufte. Wenn der "weiße Bot" mit mehr als 500 Followern die Verwendung eines rassistischen Begriffs mit einem freundlichen "Hey, denk nur immer dran, dass es es echte Menschen gibt, die du mit solch einer Sprache angreifst" kommentierte, änderten anonym auftretende Twitter-Nutzer danach ihr Verhalten. Aber nur diese Gruppe: Mit ihrem Klarnamen auftretende Nutzer blieben dagegen dabei und seien sogar noch ausfallender geworden, wenn sie von einem vermeintlichen Afroamerikaner mit wenigen Followern angesprochen wurden.

Wenn Nutzer im Internet anonym auftreten, spielten sie ihre eigene Identität herunter und die Gruppenidentität werde wichtiger, versucht der Atlantic das zu erklären. Dann würden sie zwar eventuell feindlicher gegenüber Nichtmitgliedern aber gleichzeitig empfänglicher für sozialen Druck aus der Gruppe selbst. Wenn der von anderen mit einem vermeintlich höheren Status kommt, sei er offenbar am effektivsten. Nutzer, die aber unter ihrem eigenen Namen Hass verbreiten, seien dafür nicht empfänglich. Trotzdem zeige das Experiment, dass das Aufzeigen von kritikwürdigem Verhalten im Internet helfen kann, wenn dabei soziale Distanz nicht hervorgehoben wird. (mho)