3D-Grafikspezialist Nvidia übernimmt Konkurrenten 3dfx

Nachdem 3D-Spezialist 3dfx schon Mitte November die Notbremse ziehen musste, gehen nun die Kronjuwelen an Nvidia; 3dfx wird als selbstständiges Unternehmen aufgelöst.

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Von
  • Jürgen Kuri

Nun steht die 3D-Grafikchipschmiede Nvidia neben ATI fast allein auf weiter Flur da: Nachdem Konkurrent 3dfx schon Mitte November die Notbremse ziehen musste und auf Grund von erneuten Umsatzeinbrüchen die eigene Herstellung von Grafikkarten einstellte, gibt die Firma nun endgültig auf. Der Vorstand empfahl den Aktionären den Verkauf aller Besitztümer von 3dfx an Nvidia und die Auflösung von 3dfx als selbstständigem Unternehmen.

Nvidia muss gerade einmal 112 Millionen US-Dollar bezahlen, um 3dfx ausschlachten zu dürfen – 70 Millionen US-Dollar in bar, den Rest in Aktien an die 3dfx-Anteilseigner. Nvidia und 3dfx stellen die wechselseitigen Klagen wegen angeblicher Patentverletzungen ein. Nvidia soll alle 3D-Grafiktechnologien, die 3dfx entwickelt hat, sowie Produktions- und Entwicklungsabteilungen erhalten. Auch die Markennamen 3dfx und Voodoo gehen an Nvidia über. 3dfx will zum Beginn des neuen Jahres den größten Teil seiner Mitarbeiter entlassen; wenn die Aktionäre dem Verkauf der 3dfx-Besitztümer an Nvidia zugestimmt haben, soll das Unternehmen anschließend nach und nach aufgelöst werden. Bis dahin soll ein eingeschränkter Mitarbeiterstab weiter beschäftigt werden, um Support für 3dfx-Kunden zu gewährleisten.

Für die nächsten Geschäftsquartale sahen die Manager von 3dfx wohl keine Chance mehr, die negativen Trends bei Umsatz und Gewinn umzukehren; auch die Aussichten für die weitere Zukunft schätzten sie schlecht ein. Im dritten Quartal war der Umsatz von 3dfx erneut um 63 Prozent eingebrochen; in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres musste 3dfx einen Umsatzrückgang von 14 Prozent verbuchen. Der Netto-Verlust im dritten Quartal belief sich auf 178,6 Millionen US-Dollar; in den ersten neun Monaten summierten sich die Verluste auf 291,5 Millionen US-Dollar.

Der Markt von 3dfx sei klassischerweise der normale Einzelhandel gewesen, den man seit 1998 dominiert habe, heißt es in einer Erklärung von 3dfx. Dieser Markt mache 10 Prozent des gesamten Grafikkartenmarkts aus, sei aber großen Schwankungen unterworfen und weitgehend unvorhersehbar. Besonders hohe Kosten für Lagerbestände, schwindende Margen und nachlassende Nachfrage hätten nun 3dfx "irreparablen Schaden" zugefügt, meint die Firma. Zwar habe man vorgehabt, sich zusätzliche Märkte zu erschließen, aber unter den gegenwärtigen Geschäfts- und Finanzierungsbedingungen keine Möglichkeit mehr dazu gesehen.

Mit eine der Ursachen für das Aus für 3dfx dürfte zudem in den zahlreichen Verzögerungen bei der Einführung der Voodoo4- und Voodoo5-Karten gelegen haben. 3dfx hatte dadurch über ein halbes Jahr lang keine aktuellen Grafikchips auf dem Markt – eine Chance, die sich Konkurrenten wie Nvidia und ATI auf dem schnelllebigen Grafikmarkt nicht entgehen ließen. Und 3dfx scheint es offensichtlich nicht gelungen zu sein, unter den Kartenproduzenten Lizenznehmer für seine aktuellen 3D-Chips zu finden. Bei den kurzen Entwicklungszyklen, mit denen ATI und Nvidia immer neue 3D-Chips auf den Markt warfen, konnte 3dfx nicht mehr mithalten.

Die Schwierigkeiten, in die 3dfx geraten war, und die nun zum Ausverkauf der Kronjuwelen des Unternehmens führen, bestätigt offensichtlich eine Einschätzung des neuen Eigners Nvidia in seinem letzten Geschäftsbericht: Im Grafikchip-Geschäft seien nur kurzfristige Lieferverträge üblich und starke Schwankungen der Ertragslage möglich. Auf Grund des hohen Konkurrenzdrucks und des immensen Preisverfalles sei die Einführung neuer Produkte im Halbjahresabstand nötig. (jk)