Napster/Bertelsmann-Allianz erwartet rege Beteiligung

Der Bertelsmann-Konzern rechnet mit der Beteiligung weiterer Musik-Firmen an der MP3-Tauschbörse Napster und hält eine monatliche Nutzungspauschale für möglich.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 47 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jürgen Kuri

Der Bertelsmann-Konzern rechnet mit der Beteiligung weiterer Musik-Firmen an der MP3-Tauschbörse Napster. Wenige Tage nach dem angekündigten Einstieg von Bertelsmann bei Napster sagte Bertelsmanns E-Commerce-Chef Andreas Schmidt der Welt am Sonntag, in Vorgesprächen hätten Partner signalisiert, sich an den Plänen für Napster beteiligen und mit Bertelsmann gemeinsam ein Zukunftsmodell entwickeln zu wollen.

Auch künftig werde es allerdings keine Abrechnung einzelner Musik-Titel geben, erklärte Schmidt und relativierte damit frühere Äußerungen von Bertelsmann-Mitarbeitern, die von einer Abrechnung für Download oder Nutzung der Songs gesprochen hatten. Denkbar sei vielmehr eine Mitgliedschaft. Der Gütersloher Medienriese, bisher ebenfalls ein erbitterter Gegner von Napster, hatte bereits bei der Bekanntgabe der Napster-Übernahme angekündigt, das Geschäftsmodell von Napster zu ändern und damit Urheberrechte zu berücksichtigen.

Napster-Gründer Shawn Fanning erklärte gegenüber der Zeitung, er gehe davon aus, dass die Nutzer bereit seien, 4,95 Dollar im Monat für den Napster-Service zu zahlen. Diesen Vorschlag hatte bereits Napster-Chef Hank Barry im Rahmen des Rechtsstreits mit der Vereinigung der amerikanischen Musik-Industrie (RIAA) gemacht – war allerdings damals bei den Labels nicht auf große Gegenliebe gestoßen. Die Chefin der RIAA, Hilary Rosen, erklärte in einer Reaktion auf die Bertelsmann/Napster-Allianz immerhin, die Vereinbarung mit Bertelsmann zeige, dass Napster zur gleichen Ansicht gekommen sei, die die RIAA von Anfang an vertreten habe: Dass es nämlich besser sei, "mit der kreativen Gemeinschaft zu arbeiten statt gegen sie". Der Prozess gegen Napster werde allerdings erst einmal weiter gehen; Bertelsmann wolle seine Klage gegen Napster zwar zrückziehen, der Konzern sei aber nur einer von mehreren Klägern: "Die Gerichte müssen klarstellen, dass Firmen wie Napster, im Gegensatz zu dem, was Napster beansprucht habe, eine Erlaubnis benötigen, bevor sie ein Geschäft auf anderer Leute künstlerischem Eigentum aufbauen."

In der Zwischenzeit hat die American Society of Composers, Authors and Publishers (ASCAP) erklärt, sie sei bereit, Napster eine Lizenz für die Songs der Künstler zu geben, die sie vertrete. Die ASCAP ist die weltgrößte Organisation zur Wahrung der Urheberrechte von Künstlern. Mehr als 100.000 Komponisten, Songschreiber und Produzenten sind nach Angaben der ASCAP Mitglied der Vereinigung.

ASCAP-Chefin Marilyn Bergman meinte, dieses Angebot habe man schon früher unterbreitet; außerdem habe man nie angestrebt, dass Napster vom Netz müsse. Als Reaktion auf die Allianz zwischen Bertelsmann und Napster erklärte Bergman gegenüber US-Zeitungen, die ASCAP wäre glücklich, wenn die Tauschbörse wachsen und gedeihen würde. Einzige Bedingung sei, dass die Künstler angemessen für die Nutzung ihrer Werke honoriert würden. Bereits im Juni hatte die ASCAP eine Vereinbarung mit der Musik-Site MP3.com getroffen, nach der es dem Anbieter erlaubt ist, Songs von ASCAP-Mitgliedern als Streaming Audio im Internet auszustrahlen. (jk)