Studie: Computerspielsucht trifft vor allem Jungs

Eltern dürfte das bekannt vorkommen: Das Essen steht auf dem Tisch, aber der Nachwuchs ist einfach nicht von der Konsole wegzubekommen. Eine Umfrage geht der Frage auf den Grund, wie häufig Computerspielsucht in Deutschland ist.

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Computerspielmesse Gamescom

(Bild: dpa, Oliver Berg)

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Jungen im Teenie-Alter sind nach einer Krankenkassen-Studie besonders anfällig für Computerspielsucht. Kriterien dafür erfüllen in einer Forsa-Umfrage im Auftrag der DAK-Gesundheit 8,4 Prozent der Jungen und jungen Männer zwischen 12 und 25 Jahren. Mit etwa 15,5 Jahren waren Betroffene im Schnitt deutlich jünger als Befragte ohne Befund (19 Jahre), wie der Ärztliche Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters, Rainer Thomasius am Donnerstag sagte.

Die mit 2,9 Prozent seltener computerspielsüchtigen Mädchen und junge Frauen mit eingerechnet, zeigen knapp sechs Prozent der Menschen in der Altersgruppe Anzeichen von Computerspielsucht. Der Report "Game Over" ist den Angaben zufolge die erste Untersuchung mit einer repräsentativen Stichprobe zur Häufigkeit von Computerspielsucht in Deutschland. Das Forsa-Institut befragte dafür 1531 Mädchen und Jungen, junge Frauen und Männer, eingeordnet wurden die Ergebnisse vom Suchtexperten Thomasius.

Durchschnittlich spielen Jungen und junge Männer der Studie zufolge am Wochenende fast drei Stunden pro Tag am Computer. Bei sechs Prozent gebe es "ernsthafte Probleme mit Familie oder Freunden" wegen dieses Zeitvertreibs. 13 Prozent könnten ihren Spielekonsum auf den Rat anderer hin nicht reduzieren. 19 Prozent hätten Streit durch ihr Spielverhalten, 26 Prozent fühlten sich gar unglücklich, wenn sie nicht spielen konnten. Bei den befragten Mädchen und jungen Frauen berichteten nur halb so viele oder noch weniger von solchen Schwierigkeiten.

Wer auf mindestens fünf von neun Standardfragen mit Ja antwortete, wurde als computerspielsüchtig gewertet. Umfrageteilnehmer mussten zum Beispiel beantworten, ob sie spielten, um Unangenehmes zu verdrängen oder ob sie Hobbys, Freunde und Familie darüber vernachlässigt haben. Dabei war egal, ob die Befragten am PC, Tablet, Konsole oder Smartphone spielten.

Maßloses Computerspielen ist hierzulande nicht als eigenständige Krankheit anerkannt. Unter Fachleuten ist umstritten, ob es nicht eher Folge anderer psychischer Krankheiten ist. Die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler sprach sich bei der Studienvorstellung für die Anerkennung als eigenständiges Krankheitsbild aus. Dies müssten aber Gremien der Wissenschaft entscheiden. Die Umfrage-Ergebnisse bewertete Mortler als "beunruhigend".

Das Diagnose-Handbuch DSM-5 der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung führt seit drei Jahren Kriterien zur Diagnose einer Computerspielsucht auf. Diese waren maßgeblich für die Fragestellungen im Report. (axk)